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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ - Tagebücher 1839–1858, Volume III
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Tagebücher250 von der geburt eines kindes, wahrscheinlich eines sohnes, denn das klingt besser,1 das ganze ist ja doch nichts andres als eine Börsenspeculation. es zeigen sich symptome einer Annäherung zwischen uns und england, was wieder auf ein kokettiren frankreichs mit rußland schließen läßt, doch fürchte ich letzteres weniger als sonst, die Zeiten der eroberungspolitik sind vorüber, wenigstens vor der hand, und wir sind unaufhaltsam in die Politik des Westens hineingezogen. dieses betrachte ich als das größte resultat des nunmehr beendeten krieges, finanziell, volkswirtschaftlich und daher bald auch politisch (ich meine die innere Politik) gehören wir nunmehr dem We- sten an. es ist daher auch nothwendig, daß wir, d.h. ich und die mit mir gleich oder ähnlich denken, uns nun wieder einmahl zusammenfinden und uns gründ- lich und ernsthaft besprechen, seit 4–5 Jahren ist nichts Ähnliches gesche- hen, denn wir waren gesprengt und hoffnungslos. Welche stellung rußland nun europa gegenüber einnehmen wird, läßt sich jetzt noch gar nicht bestimmen, vielleicht eine ganz andere als bisher, es hat gesehen, daß ihm seine bisherige rolle: sich als der hort des soge- nannten monarchischen, recte des absoluten Principes hinzustellen, keine früchte getragen hat, vielleicht greift es jetzt nach einer anderen. große sensation erregt das duell in Berlin, worin hinkeldey gefallen ist, nach meiner Ansicht ist es eine der interessantesten manifestationen der gegenwart, es war ein duell zwischen dem staate und der gesellschaft.2 Wenn der moderne staat in alle Privatverhältnisse eingreifen, die leute von oben herab glücklich und moralisch und gebildet machen will, so wehrt sich die gesellschaft um ihre selbstständigkeit, und da müssen dann solche op- fer fallen, überall ist es ein kampf gegen die omnipotenz des staates, hier, wo man zu dumm ist, um irgend ein Prinzip zu begreifen oder zu erkennen, ist es ein unbewußter tölpelhafter kampf im finstern, aber das concordat, die vielen neu auftauchenden industriellen etablissements etc. bedeuten am ende doch nichts Anders. 1 tatsächlich kam am 16.3.1856 napoléon eugène, das einzige kind des französischen kai- serpaares, zur Welt. 2 der Berliner Polizeipräsident carl v. hinckeldey war, nachdem er gegen einen hazard- spielklub des Adels vorgegangen war, von einem der beteiligten spieler zu einem duell provoziert worden und wurde dabei am 10.3.1856 getötet. An seinem Begräbnis, einer de- monstration des bürgerlichen Berlin gegen den konservativen Adel um die kreuzzeitung, nahmen über 100.000 menschen teil. Besonders umstritten war in der Affäre die rolle des königs, der zunächst den Auftrag zum vorgehen gegen den hazard gegeben hatte, dies jedoch später leugnete und dabei von hinckeldey gedeckt wurde, der eine königliche order in Abrede stellte.
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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ Tagebücher 1839–1858, Volume III
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“
Subtitle
Tagebücher 1839–1858
Volume
III
Author
Viktor Franz Freiherr von Andrian-Werburg
Editor
Franz Adlgasser
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2011
Language
German
License
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-205-78612-2
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
476
Keywords
Viktor Andrian-Werburg (1813 - 1858), Revolution 1848, Austrian Neoabsolutism, Austria future (1842), Late Vormärz, Reform and Repression
Category
Biographien

Table of contents

  1. Tagebücher 1854–1858 7
  2. Literatur 359
  3. Kommentiertes Personenregister 373
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