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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ - Tagebücher 1839–1858, Volume III
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25514. April 1856 diese zwey bisherigen Antagonisten, gewonnen, ich habe emerich Bethlen in dieser Angelegenheit mit Bruck in verbindung gesetzt, und sie scheinen sich gegenseitig zu gefallen. durch alle diese dinge gewinnt er sich zahlrei- che und einflußreiche Anhänger in allen Provinzen, namentlich Aristokratie und grundbesitz, welche bey diesen comités, verwaltungsräthen etc. an die spitze treten, und stärkt sich auch in politischer hinsicht für den hoffentlich bald eintretenden fall eines conflictes mit Bach. meiner Ansicht nach hat er in dieser Beziehung keine Zeit zu verlieren, denn auch seine feinde sind thätig, und niemand ist Bruck’s ärgerer feind als Bruck selber, nicht nur daß er toggenburg und noch andere minister ganz rücksichtslos behandelt, ihre geschäfte an sich reißt und sie daher gegen sich aufbringt, sondern die Art, wie er sich in alle diese unternehmungen einläßt, die détails, in die er eingeht, der despotismus, mit dem er in dieser Beziehung verfährt, erhöht den ohnehin schon seit jeher bestandenen verdacht der sorge für den eige- nen säckel, er hat aber jetzt für nichts Anderes sinn und gehör als für diese mitunter ziemlich schwindelhaften unternehmungen, die anderen Zweige seines ministeriums vernachlässsigt er ganz, es sieht jetzt in seinem vorzim- mer aus wie auf einer Winkelbörse von Juden und Projektemachern. Was mich betrifft, so habe ich mir das politische, recte das administrative feld reservirt und rüste mich auf den vielleicht bald eintretenden kampf, jedoch ohne ein sehr lebhaftes interesse, einen vollständigen erfolg erwarte ich kaum, und einen halben würde ich nicht wünschen, zudem ist das ganze für mich ein compromiss, ein wenigstens momentanes Aufgeben des Pes- simismus, dem ich mich seit Jahren ergeben habe. die große lektion der gerechtigkeit, discite justitiam moniti, der tag der Wiedervergeltung (nicht für persönliche unbild, denn die ist klein, nicht der rede werth, und ich habe daran nie gedacht, wohl aber für das verletzte heiligste recht, für gebro- chenes Wort, für unrecht und ungesetzlich vergossenes Blut, für himmel- schreyende versündigung an dem geiste und an der entwickelung unseres volkes), welchen ich erwartete und noch immer erwarte, tritt momentan in den hintergrund und mit ihm der endzweck meines lebens und aller mei- ner thätigkeit. Am liebsten wäre mir, ich wäre weg von hier und stünde draußen, ent- fernt von allen diesen Jüdeleyen und politischen klopffechtereien, bey denen doch nichts erkleckliches herauskömmt, und deßwegen wünschte ich einen diplomatischen Posten.1 1 in diesem sinn äußerte sich Andrian auch gegenüber seiner schwester gabriele am 23.3.1856 (k. 114, umschlag 662), die er ersuchte, beim generaladjutanten des kaisers, graf karl grünne, zu intervenieren, wobei er die Bestätigung seiner Wahl zum verwal- tungsrat der Westbahn als positives Zeichen sah, da „der kaiser sich bey meiner neulichen
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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ Tagebücher 1839–1858, Volume III
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“
Subtitle
Tagebücher 1839–1858
Volume
III
Author
Viktor Franz Freiherr von Andrian-Werburg
Editor
Franz Adlgasser
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2011
Language
German
License
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-205-78612-2
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
476
Keywords
Viktor Andrian-Werburg (1813 - 1858), Revolution 1848, Austrian Neoabsolutism, Austria future (1842), Late Vormärz, Reform and Repression
Category
Biographien

Table of contents

  1. Tagebücher 1854–1858 7
  2. Literatur 359
  3. Kommentiertes Personenregister 373
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