Web-Books
in the Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Biographien
„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ - Tagebücher 1839–1858, Volume III
Page - 257 -
  • User
  • Version
    • full version
    • text only version
  • Language
    • Deutsch - German
    • English

Page - 257 - in „Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ - Tagebücher 1839–1858, Volume III

Image of the Page - 257 -

Image of the Page - 257 - in „Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ - Tagebücher 1839–1858, Volume III

Text of the Page - 257 -

2574. Mai 1856 der friede, welcher nun ratificirt und publicirt ist, ist ein wahres flick- werk zu nennen, dem man die hast und friedenswuth der Börsenmänner und die mauvaise foi des gauners en chef, louis napoleon, ansieht. die un- haltbare fiction der lebensfähigkeit des türkischen reiches und die Preis- gebung seiner christlichen unterthanen sind dessen hervorstechendsten Züge,1 letztere wird dann doch dem wieder hervorbrechenden türkischen fanatismus gegenüber nicht durchzuführen seyn, daher bald abermals zum Zankapfel werden, mittlerweilen aber nur dazu dienen, rußland im oriente sympathien zu erwerben. ein corollarium des friedens ist die freygebung der donau, daher das erlöschen der Privilegien unserer dampfschifffahrtsgesellschaft, was hier keinen geringen lärmen erregt. Buol hat in Paris umsonst versucht, die Bestimmungen des Wienercongresses auf die untere donau zu beschrän- ken.2 Auch in italien spuckt es wieder, und die dießfalls in Paris geschehenen schritte sardiniens haben die Aufregung nur vermehrt und unsere (oft sehr unverständige) erbitterung gegen diese regierung vermehrt. louis napo- leon scheint da manches in petto zu haben, was uns nicht besonders freuen wird, obwol wir uns noch immer den Anschein der innigsten freundschaft mit ihm geben, übermorgen geht erzherzog ferdinand max mit Alex. mens- dorff nach Paris!! angeblich um einer im vorigen Jahr an ihn ergangenen einladung des kaisers folge zu leisten. in diesem Augenblicke, wo orloff und rußland in Paris first fiddle spielen, finde ich das würdelos und unge- schickt. man scheint sich hier überhaupt ziemlich unbehaglich zu fühlen, wie vorauszusehen war. rußland ist gereizt und gibt sich nicht die mühe, es zu verbergen, das beweist die ernennung gortschakoffs zum minister des 1 Im Frieden von Paris v. 30.3.1856 (Austausch der Ratifikationen am 27. April) wurde das osmanische reich formal in das internationale recht und das europäische konzert aufge- nommen, verpflichtete sich jedoch gleichzeitig, Maßnahmen zur Gleichstellung der christli- chen untertanen mit den mohammedanern zu setzen. Außerdem musste russland zustim- men, dass durch den krieg seine verträge mit der türkei aufgehoben wurden. damit sollte der Anspruch russlands, als Protektoratsmacht den schutz der christen in der türkei garantieren zu müssen, beseitigt werden. Gleichzeitig verpflichteten sich die Mächte, die unabhängigkeit und territoriale integrität der türkei zu achten und eine verletzung als eine frage des allgemeinen interesses anzusehen (eine direkte garantie auch für die Zu- kunft scheiterte am Widerstand russlands). 2 die versuche österreichs, die freie schifffahrt auf die untere donau zu begrenzen, scheiter- ten, wodurch die Bestimmungen über die internationalen ströme der Wiener kongressakte von 1815 nunmehr auch auf die obere donau Anwendung fanden. Als konsequenz wurden eine kommission der uferstaaten zur regelung des donauverkehrs sowie eine zweite eu- ropäische kommission, zuständig für den internationalisierten Bereich des deltas und der mündungen, eingerichtet.
back to the  book „Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ - Tagebücher 1839–1858, Volume III"
„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ Tagebücher 1839–1858, Volume III
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“
Subtitle
Tagebücher 1839–1858
Volume
III
Author
Viktor Franz Freiherr von Andrian-Werburg
Editor
Franz Adlgasser
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2011
Language
German
License
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-205-78612-2
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
476
Keywords
Viktor Andrian-Werburg (1813 - 1858), Revolution 1848, Austrian Neoabsolutism, Austria future (1842), Late Vormärz, Reform and Repression
Category
Biographien

Table of contents

  1. Tagebücher 1854–1858 7
  2. Literatur 359
  3. Kommentiertes Personenregister 373
Web-Books
Library
Privacy
Imprint
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“