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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ - Tagebücher 1839–1858, Volume III
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27518. September 1856 regen, nicht aussprechen kann und immer besorgen muß, dass die Polizey, d.i. kempen, welcher in derley dingen die beschränktesten corporalsan- sichten hegt und nebstdem durch einige ähnliche vorgänge, z.B. durch die ernennung unruh’s zum oberingenieur der franzjosephsbahn,1 aufmerk- sam gemacht worden ist, mir einen strich durch die rechnung mache. Zum glücke scheinen die leute bisher diezels nahmen nie gehört zu haben.2 nun sind aber im verwaltungsrathe selbst die geldmänner hauptsächlich für Anstellung kaufmännisch gebildeter individuen und die Büreaukraten (wel- che leider in einer großen Zahl vorhanden sind) für regierungsbeamte, die masse ministerieller Protektionskinder ungerechnet, für welche namentlich neuwall (ein auf einen zudringlichen kriechenden Juden gepfropfter kleinli- cher Büreaukrat) fortwährend lanzen bricht, so daß es Zichy und mir bisher nicht gelungen ist, diezel durchzubringen. doch haben wir ihn aus eigener machtvollkommenheit bereits vor fast 14 tagen provisorisch hieher berufen, und dieses dürfte, hoffe ich, den Ausschlag geben. nun kömmt aber der weitere umstand dazu, daß diezel gerade jetzt we- gen eines Preßvergehens auf 4 Wochen in hohenasperg sitzt,3 also nicht vor 12. oder 13. october hier seyn kann. ich muß also da laviren und temporisi- ren und kann niemandem, nicht einmal Zichy, die ganze Wahrheit sagen, um diezel nicht zu schaden. eine merkwürdige und unerwartete combinaton bringt es mit sich, daß ich als Präsidentenstellvertreter dieser gesellschaft ende october ins vene- zianische werde abgehen müssen, um den kaiser, welcher mit der kaiserinn (ihrer gesundheit halber) nach venedig geht, zu empfangen und während der dauer seines Aufenthaltes in italien zu begleiten, dieser dürfte ungefähr 14 tage dauern, die kaiserinn aber soll mehrere monate bleiben, bey meiner stellung zum hofe ist das etwas sonderbar, und ich bin neugierig, was sich 1 Es handelte sich um die in Gründung befindliche Kaiser Franz Joseph-Orientbahn (Kon- zession für die strecken in süd- und Westungarn einschließlich der Bahn durch slawonien an die serbische grenze erteilt an ein konsortium ungarischer magnaten am 8.10.1856, die statuten der gesellschaft wurden am 14.2.1857 genehmigt), nicht um die erst ende 1866 konzessionierte kaiser franz Joseph-Bahn Wien-gmünd-Budweis-Pilsen-eger bzw. gmünd-Prag. der eisenbahningenieur hans viktor v. unruh war von 28.10.1848 bis zur Auflösung Präsident der preußischen Nationalversammlung und galt öffentlich als mitver- antwortlich für den steuerverweigerungsbeschluss vom 12. november. „sein name gehörte zu den politisch übelberüchtigsten“ der 1850er Jahre, heißt es im eintrag der Allgemei- nen deutschen Biographie (Bd. 39, 312–315). Bereits wenige Wochen nach diesem eintrag wurde er über druck der Polizeibehörden entlassen, vgl. eintrag v. 22.10.1856. 2 Gustav Diezel war 1848 in die Schweiz geflohen und hatte von dort heftige publizistische Angriffe gegen die bayerische regierung gerichtet. nach seiner rückkehr wurde er in Augsburg wegen majestätsbeleidigung zu 18 monaten haft verurteilt. 3 das württembergische staatsgefängnis hohenasperg bei ludwigsburg.
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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ Tagebücher 1839–1858, Volume III
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Title
„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“
Subtitle
Tagebücher 1839–1858
Volume
III
Author
Viktor Franz Freiherr von Andrian-Werburg
Editor
Franz Adlgasser
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2011
Language
German
License
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-205-78612-2
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
476
Keywords
Viktor Andrian-Werburg (1813 - 1858), Revolution 1848, Austrian Neoabsolutism, Austria future (1842), Late Vormärz, Reform and Repression
Category
Biographien

Table of contents

  1. Tagebücher 1854–1858 7
  2. Literatur 359
  3. Kommentiertes Personenregister 373
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