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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ - Tagebücher 1839–1858, Volume III
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29119. Dezember 1856 seyn wird, geschehen. die sache ist überhaupt nicht leicht, denn wir sind entsetzlich arm an leuten, welche in irgend einer richtung bedeutend seyn und dabey lust und gewohnheit haben, einen anständigen salon, wo nicht gekneipt wird, zu besuchen, und von diesen Wenigen lassen sich die meisten durch allerley rücksichten, rivalitäten, Abneigungen, meinungsverschie- denheiten etc. abhalten. in diesem so wie beynahe in Allem übrigen herrscht hier eine unglaubliche spießbürgerlichkeit. manchen Abend bringe ich, oft und am liebsten ganz allein, bey meiner guten und schönen gabriele neuwall zu, welche für diesen Winter an al- len geraden Abenden zuhause ist. mein verhältniß zu ihr scheint jetzt erst ein recht angenehmes und wohlthuendes werden zu sollen, indem, wie ich hoffe, ihre häuslichen stürme nunmehr überstanden seyn dürften. möge es so bleiben. sie ist für mich eine wahre Wohlthat, Beruhigung und Anregung zugleich, mein Plätzchen zum Ausruhen von so manchen großen und kleinen fabulationen, je ruhiger und fester sich die Äußerlichkeiten unseres ver- hältnisses gestalten, desto mehr fühle ich dieses. ich gehe zuweilen des Abends zu seymour, deren salon diesen Winter die vogue zu haben verspricht, das ist der einzige salon der großen Welt, den ich besuche, doch will ich nächstens mich auch in dem des grafen Buol zei- gen, da ich demselben neulich bey seymour begegnete, und er mir besonders freundlich entgegenkam, ich will aber nicht den Anschein haben, als ob ich mich geflissentlich von ihm zurückziehe. mevissen aus cöln war neulich hier und bey einer meiner donnerstagssoi- réen bey mir. viel neues am politischen horizonte gibt es nicht, ausgenommen daß durch den englisch-persischen krieg1 wieder ein gährungsstoff mehr in die europäischen Angelegenheiten geworfen worden ist. vielleicht werden die Pariser conferenzen einige dieser Wolken entfernen.2 Bey uns gewinnt die Allianz mit england nach und nach an terrain, während die spannung mit rußland zunimmt. Budberg war neulich bey mir, er scheint sehr preußisch zu seyn, was auch sehr erklärlich ist. der kaiser scheint in venedig, wo er 1 nachdem Persien das von ihm beanspruchte westafghanische herat besetzt hatte, erklärte großbritannien am 1.11.1856 den krieg. im frieden vom 4.3.1857 musste Persien der räu- mung von Herat zustimmen und in allen zukünftigen Konflikten um Herat und Afghanis- tan eine britische vermittlung akzeptieren. 2 um die streitigkeiten über die grenzziehung zwischen russland und der türkei am do- naudelta zu klären, mit der die frage des Abzugs der österreichischen truppen aus den fürstentümern und der britischen flotte aus dem schwarzen meer verbunden war, wurde die Pariser friedenskonferenz für den 6.1.1857 neuerlich einberufen. england stimmte dem jedoch erst zu, als feststand, dass durch eine koalition mit österreich, der türkei und sardinien-Piemont die russischen forderungen abgelehnt würden.
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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ Tagebücher 1839–1858, Volume III
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“
Subtitle
Tagebücher 1839–1858
Volume
III
Author
Viktor Franz Freiherr von Andrian-Werburg
Editor
Franz Adlgasser
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2011
Language
German
License
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-205-78612-2
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
476
Keywords
Viktor Andrian-Werburg (1813 - 1858), Revolution 1848, Austrian Neoabsolutism, Austria future (1842), Late Vormärz, Reform and Repression
Category
Biographien

Table of contents

  1. Tagebücher 1854–1858 7
  2. Literatur 359
  3. Kommentiertes Personenregister 373
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