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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ - Tagebücher 1839–1858, Volume III
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2979. Februar 1857 ständige insinuationen, conversationen, instruktionen etc. terrorisirt, oft bis zu den geringfügigsten kleinigkeiten herab. Was den herrn aber besonders verhaßt ist, ist tendenz, ausgesprochene richtung, das erschreckt sie. doch entmuthigt mich diese lage nicht im geringsten, sie reizt mich vielmehr an, den versuch zu machen, ob ich nicht dessen ungeachtet durchschiffen und den hafen erreichen kann? Andererseits haben diese ewigen consultationen wieder das gute, daß man immer weiß, wo der Wind gerade her weht, und sich darnach richten kann, ohne fürchten zu müssen, daß einem unvermu- thet das donnerwetter einer verwarnung über den hals komme, und so win- det man sich denn durch wie ein Aal, und wenn man gerade für den Augen- blick nicht über englische verfassung schreiben soll, so schreibt man eben über englische verwaltung oder über das gemeindewesen, über hypotheken- banken, landesvertretungen, Ackerbaukammern, Waisencassen, über aus- wärtige Politik etc., und kehrt überall den Pferdefuß des selfgovernment her- aus und gewöhnt nach und nach das Publikum und die regierenden herren (welche hierzulande Beyde noch einen großen respekt vor Allem gedruckten haben) an diesen gedanken. egbert Belcredi war neulich hier, und ich habe mit ihm manches, namentlich auch über die pecuniaire sicherstellung des unternehmens (da es meine kräfte übersteigt, mich ganz allein darauf einzu- lassen) verabredet.1 ich habe bey der sache vorzüglich eine sorge, und diese ist, daß ich niemanden habe, dem ich in meiner Abwesenheit oder sonstiger verhinderung die leitung mit Beruhigung übertragen könnte. ich hoffe zwar, nach und nach grass immer näher an mich heranzubringen, doch zweifle ich, ob dieses jemals soweit gelingen werde, und ebensosehr, ob er die capacität besitzt, um ihn als mein Alter ego aufstellen zu können. sonst gibt es nicht viel neues, und mein leben ist ein höchst einförmiges, auch fängt das Bedürfniß einer ortsveränderung wieder an, sich bey mir ein- zufinden. Wenn ich nicht sehr beschäftigt bin (und das bin ich gegenwärtig nicht, wenn auch viel mehr als in den letztvergangenen Jahren), so fühle ich in mir eine gewisse unruhe, welche es mir erst unangenehm und nach und nach unerträglich macht, länger als ein paar monathe an demselben orte zu bleiben. doch ist da mit einer excursion von ein paar Wochen geholfen. das große ereigniß ist jetzt der Aufenthalt des kaisers in mailand. Wenn sein empfang und der eindruck, welchen er dort macht, auch lange nicht so glänzend ist, als die Zeitungen es sagen müssen, so scheint er doch seit der 1 graf egbert Becredi schrieb darüber in seinem tagebuch vom 5.2.1857: „viel über den Wanderer mit v. gesprochen, der eben jetzt theilweise zu haben wäre. es handelt sich nur darum, 10.000 fl. aufzubringen. […] auch desshalb, weil Bruck als Nichtbureaukrat und kaufmann immer eher für einrichtungen, die auf selbstverwaltung abzielen, seyn wird und weil man ihn gegen Bach et Consorten benützen muss.“ Boček (Hg.), Z deníků moravs- kého politika v eře Bachově 87.
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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ Tagebücher 1839–1858, Volume III
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“
Subtitle
Tagebücher 1839–1858
Volume
III
Author
Viktor Franz Freiherr von Andrian-Werburg
Editor
Franz Adlgasser
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2011
Language
German
License
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-205-78612-2
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
476
Keywords
Viktor Andrian-Werburg (1813 - 1858), Revolution 1848, Austrian Neoabsolutism, Austria future (1842), Late Vormärz, Reform and Repression
Category
Biographien

Table of contents

  1. Tagebücher 1854–1858 7
  2. Literatur 359
  3. Kommentiertes Personenregister 373
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