Page - 12 - in Tina und Amir & Ella - German

5 10 15 20 25 30 12 mich lustig, stoßen und schupfen mich… Ich hatte Angst, es je- mandem zu sagen. Ich wusste, dass Erwachsene es sahen, aber sie ignorierten es. Ich fürchtete mich, allein in die Schule und wieder nach Hause zu gehen – es war schrecklich. Obwohl Tina eine meiner besten Freundinnen ist, erzähle ich ihr nicht alles. „Du siehst nicht gerade glücklich aus“, bemerkte Tina. Ich wollte nicht mit Tina darüber sprechen, aber dann sagte ich: „Mir geht’s gut. Aber könnte ich mir vielleicht 10 € von dir ausborgen?“ „Wofür? Du kannst mir sagen, wofür du sie brauchst. Dann werde ich sie dir geben, aber zuerst muss ich es wissen“, sagte sie nachdenklich. „Ich kann es dir nicht sagen, ich darf es niemandem erzäh- len“, sagte ich leise, „Du weißt nicht, was passiert ist!“ Tina blickte mich mit ihren klaren blauen Augen an. Sie trug ein blaues Kleid mit Spitzen an ihrem Ausschnitt und ihre dunklen Haare hingen hinter ihren Schultern herab. „Aber ich bin deine Freundin“, sagte sie. Ich wusste nicht, was ich tun oder sagen sollte, aber dann begann ich: „Also, als ich gestern über die Fußgängerbrücke ging…“ „Sprich weiter! Was ist passiert?“, fragte Tina ungeduldig. „Ich kam gerade von meinem Deutschunterricht, als mich Andi und Fabio auf meinem Nachhauseweg stoppten. Sie nah- men mir ein paar Bücher weg und warfen sie ins Gebüsch, kannst du dir das vorstellen?“ „Warum haben sie das getan?“, fragte Tina. „Ich weiß es nicht“, sagte ich, „Sie verlangten 10 € von mir. Sie sagten, sie würden jeden Tag auf mich warten, und wenn ich ihnen das Geld nicht gebe, würden sie mich schlagen und meine Sachen in den Fluss werfen.“