Page - 16 - in Tina und Amir & Ella - German

5 10 15 20 25 30 16 Seitdem meine Mutter mit unserem Direktor über Mobbing gesprochen hatte, hatte sie Angst, mich alleine draußen spielen zu lassen. Es war schrecklich. Ich fühlte mich wie ein Vogel im Käfig. Aber ich wollte frei sein – frei, hinaus zu gehen und zu spielen. Ich ging in mein Zimmer. Ich suchte den Karton, in dem ich meine Schätze verstecke. Es waren besondere Dinge darin, die ich von meiner Großmutter bekommen hatte. Ich nahm meinen klei- nen hölzernen Elefanten heraus, und es schien, als hörte er mir zu. „Es ist gar nicht gefährlich“, flüsterte ich ihm zu. Plötzlich hörte ich eine Stimme vor meinem Fenster. Ich er- schrak. Hatte meine Mutter doch Recht? Beobachtete jemand unser Haus? „Hallo Amir“, sagte ein Junge. Ich schaute aus dem Fens- ter und sah Tina und Nadim. Er trug eine braune Jacke und eine Kappe. Tina lachte und sagte etwas, das ich nicht verstand. Also öffnete ich das Fenster. „Es ist schrecklich – Gymnastik. Es ist richtig anstrengend”, sagte Nadim. Jetzt konnte ich sehen, dass er mit Krücken un- terwegs war. Er humpelte auf und nieder, genau vor meinem Fenster. „Wie ist das passiert?”, fragte ich. „Es war ein Autoun- fall. Nichts Besonderes, aber ich habe mir mein Bein gebrochen. Jetzt habe ich eine Platte und Schrauben in meinem rechten Bein. Kommst du heraus?“, fragte Nadim. „Nein, ich darf nicht“, antwortete ich. Jetzt rief meine Mutter: „Mit wem sprichst du?“ Ich sagte ihr, dass Nadim und Tina draußen vor unserem Haus standen. Ich hör- te meine Mutter die Tür öffnen und rannte aus meinem Zimmer. Nadim und Tina waren bereits in unserer Wohnung. „Warum darf Amir nicht draußen spielen?”, fragten sie. Meine Mutter lächelte, gab jedoch keine Antwort. Mir war es peinlich, dass mich meine Mutter nicht hinausgehen ließ.