Page - 29 - in Tina und Amir & Ella - German

5 10 15 20 25 30 29 „Dina, warst du schon einmal im Iran?“, fragte ich. Sie nickte. „Musstest du ein Kopftuch tragen?“, fragte Isabell ver- wundert. „Nun, im Urlaub waren wir bei unseren Verwandten zu Be- such im Iran. Meiner Mutter und mir wurde erlaubt, das Kopf- tuch wegzulassen, wenn wir bei ihnen zuhause waren, sogar wenn ‚Na Mahram‘ da waren. Nur damit ihr wisst, Na Mahram werden alle Männer genannt, die du theoretisch heiraten könn- test. Das heißt alle Männer außer deinem Vater, Großvater, On- kel oder Bruder. Auf der Straße mussten wir das Kopftuch na- türlich tragen, sogar bei 40 Grad im Schatten. Aber ich dachte mir, für ein paar Wochen ist es ganz ok. Ich war glücklich, in ein so schönes und interessantes Land reisen zu dürfen, mit all der unterschiedlichen Kultur.“ „Als ich meine Verwandten in Bosnien besuchte, musste ich kein Kopftuch tragen, obwohl alle sehr religiös sind. Außer- dem hätte ich protestiert“, sagte Sonia. Ich sah Sonia an: „Aber das ist doch nur ein Kleidungsstück. Mir würde es nichts ausmachen, ein Kopftuch zu tragen, wenn ich in den Iran oder nach Bosnien oder in ein anderes schönes Land auf Urlaub fahren könnte. Ich möchte keine Menschen verletzen, nur weil ich ihre Lebensweisen nicht respektiere.“ „Aber du verletzt doch niemanden wegen eines Kopftuchs, es ist ganz egal, ob du eines trägst oder nicht?“, fragte Dina. „Dina, letzte Woche habe ich dich gesehen, als du mit ei- nem Mädchen Badminton gespielt hast. Das hat wirklich lustig ausgesehen“, unterbrach Sonia. „Ja, ich habe mit meiner Cousine Badminton gespielt. Natür- lich muss das komisch ausgesehen haben. Ich trug meine kurzen Hosen und ein T-Shirt und sie war angezogen wie im Winter – mit einem langen Rock und einem Kopftuch“, sagte Dina.