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Über die Produktion von Tönen - Beziehungen von Arbeit und Musizieren, Österreich 1918 – 1938
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hinaus bot die populäre Unterhaltung mit ihrer Forderung nach immer Neuem ausländischen MusikerInnen die Möglichkeit, kulturelle Stereotype als ‚exotisch‘ zu vermarkten. Besonders vermeintlich volkstümliches Musizieren  – ob von Tiro- ler AlpenmusikerInnen oder amerikanischen ‚Ureinwohnern‘  – konnte in gänzlich anderen kulturellen Kontexten Erfolge erzielen.42 Die massenhafte Vermarktung von Musik und immer weitere Reisen von pro- fessionellen MusikerInnen über staatliche Grenzen hinweg bedeuteten nicht nur verstärkte Mobilität, sondern auch eine Verdrängung bestimmter anderer Formen von musikalischer Mobilität. Das Wandermusikantentum hatte über Jahrhunderte hinweg darauf beruht, dass vor allem auf dem Land an vielen Orten Musik und Musiker nicht verfügbar waren. WandermusikantInnen oder wandernde Spielleute zogen meist innerhalb eines nicht allzu großen Gebiets von Ort zu Ort und traten dort für jeweils einige Tage oder Wochen auf. So waren etwa in der Oberpfalz in den zwei Jahrzehnten vor 1800 mehr als 2.000 Menschen als wandernde Musikan- ten tätig, wobei der Großteil von ihnen in einem Umkreis von 15 – 20 km auftrat.43 Aufgrund einer Reihe von Faktoren war aber das Wandermusikantentum in den ersten Jahrzehnten des 20.  Jahrhunderts in weiten Teilen West- und Mitteleuropas stark im Rückgang begriffen. Neben der zunehmenden Bekämpfung bestimmter mobiler Gruppen durch staatliche Behörden und der Konkurrenz durch die im 19.  Jahrhundert gegründeten Dorfmusiken war ein wichtiger Faktor die zunehmende Verfügbarkeit von Musik auch in abgelegeneren Gebieten.44 Mithilfe stark verbes- serter Transportmöglichkeiten konnten etwa Berufsorchester ausgedehnte Tourneen auch außerhalb von Großstädten unternehmen. Gleichzeitig wurde professionell produzierte und massenhaft verbreitete Kunst- und Unterhaltungsmusik mittels Grammophon und Radio nun auch in Orten zugänglich, die zuvor auf wandernde Musikanten angewiesen waren. Den hier beschriebenen Tendenzen der Internationalisierung von Musik und MusikerInnen standen Entwicklungen entgegen, die verstärkt nationale Musikmärkte und Repertoires propagierten. Als „transnationales Phänomen der Nationalisierung“ bezeichnet Sven Müller die Versuche der Nationalstaaten im 19.  Jahrhundert, jeweils eigenständige nationale Musikwerke und Aufführungspraktiken zu produzieren.45 So wurde etwa in Operninszenierungen verstärkt auf nationalhistorische Ereig- nisse Bezug genommen oder in musikästhetischen Schriften durch Kategorisie- rungen entlang nationaler oder völkischer Trennlinien die besondere Musikalität 42 Salmen, Beruf, 219 f. 43 Hartinger, Volkstanz, 23 f. 44 Heimrath, Wandermusikanten, 148 f. 45 Müller, Einleitung, 24 f. Entwicklungen vor 1918 29
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Über die Produktion von Tönen Beziehungen von Arbeit und Musizieren, Österreich 1918 – 1938
Title
Über die Produktion von Tönen
Subtitle
Beziehungen von Arbeit und Musizieren, Österreich 1918 – 1938
Author
Georg Schinko
Location
Wien
Date
2019
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20802-0
Size
15.5 x 23.5 cm
Pages
310
Keywords
Music-making, Musician, Work, Vocation, Art, Austria, Correspondence analysis, Life Writing, Interwar period --- Musizieren, Musiker, Arbeit, Beruf, Kunst, Österreich, Korrespondenzanalyse, Lebensgeschichtliche Erzählung, Zwischenkriegszeit
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