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Über die Produktion von Tönen - Beziehungen von Arbeit und Musizieren, Österreich 1918 – 1938
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Ausdruck.86 Das Opernhaus stellte die höchste Konsekration des künstlerischen Gesanges dar, der Konzertsaal jene des künstlerischen Musizierens.87 Das Theater konnte dem Musizieren nicht den gleichen Anschein des Künstlerischen verleihen, geriet dessen Verwendung zur Untermalung und Unterstützung des Schauspiels doch in Konflikt mit dem Anspruch der absoluten Musik, welcher maßgeblich mit dem Kunstcharakter von Musik verbunden war. Unter dem Anspruch der absoluten Musik wird hier das musikästhetische Ideal einer Instrumentalmusik verstanden, die ihren eigenen musikalischen Regeln folgt und von außermusikalischen Bindungen (etwa an ein Theaterstück) frei ist.88 Immerhin herrschte aber im Untersuchungs- zeitraum weitgehend Einigkeit darüber, dass die in Theatern tätigen Musizieren- den zumindest ihren Fähigkeiten nach KünstlerInnen waren. Hingegen erzählten die Musizierenden mit negativen Bezugnahmen auf Kunst von Auftritten in der Kirche  – einem Ort, an dem künstlerisches Musizieren zwar prinzipiell möglich war, der jedoch hauptsächlich von anderen Musizierenden wie Nebenerwerbsorganis- tInnen oder Mitgliedern des lokalen Kirchenchors bespielt wurde. Ihr Musizieren wurde nicht in einem breiteren Kreis (etwa durch die Erwähnung in Druckwerken) rezipiert und nicht als Erfolg erzählt. Zum Kunstbetrieb gehörte auch die Beschreibung des Publikums. Das Publikum zeigte Interesse und verfügte über Musikverstand. Vor allem die Beurteilung des Musikverstandes diente der Versicherung und Präsentation des eigenen Wissens um die maßgeblichen Bewertungs- und Kategorisierungskriterien des Musizierens: Nur wer diese nachvollziehen konnte, war befugt, andere  – wie das Publikum  – damit zu beschreiben. Dies unterschied KünstlerInnen von anderen Musizierenden, die ja über Musizieren teilweise überhaupt ohne Hierarchisierung von Fähigkeiten und Können erzählten. Beschreibungen des Publikums wurden so zur Spiegelung der Ansprüche an eigenes und fremdes Musizieren. Ebenso verlangte die Charak- terisierung des Publikumsverhaltens als Alltagsflucht nach hinreichender Ausein- andersetzung mit den Motiven und Kenntnissen desselben. Das Musizieren vor vertrautem Publikum hingegen fand im Rahmen des  – noch stark in der adeligen Tradition der privaten KunstgönnerInnen verhafteten  – Musizierens in (wohlha- benden) Privathaushalten statt. 86 „Allein es kann wohl bezweifelt werden  […] ob Musik in allen Formen der Ausübung Kunst und nicht Handwerk sei.  […] Es gibt gewiß Aufführungen, bei denen aus Zeit, Ort und anderen Umständen zu erkennen ist, daß eine richtige Durchführung des Musikstückes weder vom Dienstgeber noch vom Publikum ernstlich gefordert wird und nach den Fähigkeiten der Beteiligten auch gar nicht gefordert werden kann.“ (Bundesministerium für Justiz (Hg.), Sammlung. 8. Jahrgang, 264). 87 Vgl. Glogau, Konzertsaal, 11 – 16. 88 Vgl. Dahlhaus, Idee. Die Regeln des Kunstbetriebs einhalten 125
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Über die Produktion von Tönen Beziehungen von Arbeit und Musizieren, Österreich 1918 – 1938
Title
Über die Produktion von Tönen
Subtitle
Beziehungen von Arbeit und Musizieren, Österreich 1918 – 1938
Author
Georg Schinko
Location
Wien
Date
2019
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20802-0
Size
15.5 x 23.5 cm
Pages
310
Keywords
Music-making, Musician, Work, Vocation, Art, Austria, Correspondence analysis, Life Writing, Interwar period --- Musizieren, Musiker, Arbeit, Beruf, Kunst, Österreich, Korrespondenzanalyse, Lebensgeschichtliche Erzählung, Zwischenkriegszeit
Category
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