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3.1 Allgemeine Entwicklung und Trends
Die verkehrliche Erreichbarkeit von Destinationen und das
lokale Angebot an Mobilitätsdiensten können maßgeblich die
Attraktivität von Tourismusdestination, jedoch auch die Kon-
kurrenz zwischen ihnen fördern (Prideaux 2000; Rehman
Khan et al. 2017; Campa et al. 2018) und beeinflussen die
Verkehrsmittelwahl bei An- und Abreise und vor Ort (Herry
et al. 1999; Bursa und Mailer 2018). Eine Grundvorausset-
zung für eine gute verkehrliche Erreichbarkeit sind hoch-
wertige Verkehrsinfrastrukturen und Verkehrsangebote für
die gesamte Reisekette, die zunächst im folgenden Abschnitt
für Österreich beschrieben werden, bevor das Mobilitätsver-
halten im Tourismus in Österreich aufgezeigt wird. Mobilität
bezieht sich in diesem Kapitel auf die An- und Abreise zu
und von der Unterkunft sowie auf die Zurücklegung von
Wegen vor Ort, um touristische Aktivitäten durchzuführen.
Mobilität als Teil touristischer Aktivitäten, z. B. die Nutzung
von Bergbahnen bei Wanderungen, Skifahren, ist in anderen
Kapiteln enthalten. Derzeit liegen kaum Daten für den vom
Tourismus verursachten Güterverkehr vor, daher beziehen
sich die Ausführungen im Wesentlichen auf den Personen-
verkehr.
3.1.1 Mobilitätsangebote in Österreich
und deren Relevanz für den Tourismus
Infrastrukturanbindungen Straße und Schiene
Durch Österreich verlaufen vier transeuropäische Verkehrs-
korridore (TEN-T-Korridore), drei in Nord-Süd-Richtung
(baltisch-adriatischer, skandinavisch-mediterraner, Orient/
östlicher Mittelmeerkorridor) sowie der Rhein-Donau-Kor-
ridor in West-Ost-Richtung (BMVIT 2014). Durch diese
Korridore ist die hochrangige Verbindung (Straße/Schiene/
Wasser) mit den europäischen Herkunftsmärkten gegeben. Die Gesamtlänge des österreichischen Straßennetzes be-
trägt ca. 127.500 km, wovon gerundet knapp 2 % auf das
hochrangige Straßennetz, 27 % auf Landesstraßen und 72 %
auf Gemeindestraßen entfallen (BMVIT 2020). Mit über
1,5 km Straße pro km2 fällt Österreich damit unter die Länder
mit den dichtesten Straßennetzen weltweit (Meijer et al. 2018).
Demgegenüber betrug die Gesamtlänge des Schienennetzes
(ohne Straßen- und U-Bahnen) 2018 ca. 5650 km (Statistik
Austria 2018a), von denen der Großteil als Regional- und
Fernverkehrsnetz betrieben wird. Zwischen 1970 und 2011
wurde die Länge des hochrangigen Straßenverkehrsnetzes in
Österreich von knapp 450 auf 2185 km nahezu vervierfacht,
während die Länge des Schienennetzes um ca. 13 % abgebaut
wurde (Herry et al. 2012).
Entsprechend stellt sich auch die räumliche Verteilung der
Qualität von infrastrukturellen Anbindungen dar. Historisch
zielt der Ausbau der hochrangigen Infrastruktur in Österreich
auf die Verbesserung der Verbindungen zwischen Agglome-
rationsräumen und größeren Siedlungsgebieten ab, vor allem
um Erreichbarkeiten im Pendler-, Berufs- und Güterverkehr
zu verbessern (Herry et al. 2012). Aus diesem Grund konzen-
trieren sich das hochrangige Autobahn- und Schnellstraßen-
netz und das Schienennetz vor allem auf Gebiete außerhalb
von ländlichen Tourismuszentren (Zech et al. 2013). Auf-
grund des Reliefs Österreichs sind die Verkehrswege zudem
zum großen Teil durch wenige Täler und Pässe gebündelt.
Entsprechend kann es gerade in Stoßzeiten des Urlaubsreise-
verkehrs entlang der Haupttransitrouten zu starken Kapazitäts-
engpässen kommen. Nach Angaben des ÖAMTC und Berech-
nungen der ÖHV liegt der Zeitverlust pro „Reise-Samstag“
auf Österreichs Transitautobahnen bei ca. 1 Mio. Staustunden
(zitiert in Mayer-Ertl et al. 2015). Die Raumstruktur Öster-
reichs kann als „Modell der zentralen Peripherie“ beschrieben
werden (Lichtenberger 2001), in dem das Zentrum des Landes
deutlich schlechtere infrastrukturelle Anbindungen aufweist
als die peripheren, grenznahen Gebiete. 3
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© Der/die Autor(en) 2021
U. Pröbstl-Haider, D. Lund-Durlacher, M. Olefs, F. Prettenthaler (Hrsg.), Tourismus und Klimawandel,
https://doi.org/10.1007/978-3-662-61522-5_3
Mobilität, Transport und Erreichbarkeit
von Destinationen und Einrichtungen
Coordinating Lead Authors (CLAs)
Astrid Gühnemann
Lead Authors (LAs)
Astrid Gühnemann, Agnes Kurzweil, Wiebke Unbehaun
Contributing Authors (CAs)
Romain Molitor
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Tourismus und Klimawandel
- Title
- Tourismus und Klimawandel
- Authors
- Ulrike Pröbstl-Haider
- Dagmar Lund-Durlacher
- Marc Olefs
- Franz Prettenthaler
- Publisher
- Springer Spektrum
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-662-61522-5
- Size
- 21.0 x 28.0 cm
- Pages
- 263