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anpassung erstellt: Im Jahr 2012 wurden im Rahmen des Pro-
jektes KLIWA AnpassungsmaĂźnahmen an den Klimawandel
fĂĽr die Bahninfrastruktur erarbeitet (Umweltbundesamt 2013;
Ă–BB 2020), die Ă–sterreichische WasserstraĂźen-GmbH, Via-
donau, nahm an mehreren Projekten zur Anpassung an den
Klimawandel teil, u. a. ECCONET (Viadonau 2015). FĂĽr das
StraĂźennetz wurde seitens des Umweltbundesamtes ein An-
passungsfahrplan ausgearbeitet (Umweltbundesamt 2014).
Um insbesondere öffentliche Verkehrsmittel als attraktives
Angebot sowohl fĂĽr die An- und Abreise als auch fĂĽr die Mo-
bilität vor Ort zu erhalten, sind als Antwort auf zunehmende
Hitzetage aus der Anpassungsstrategie (BMNT 2017) zudem
folgende MaĂźnahmen relevant:
• Sicherstellung des thermischen Komforts durch Re-
duktion der thermischen Lasten in Verkehrsstationen und
deren Umgebung,
• Reduktion von möglichen Hitzebelastungen für Fahr-
gäste und Personal in öffentlichen Verkehrsmitteln durch
geeignete Klimatisierung.
Weiters sind die „Berücksichtigung von mikro-/mesoklima-
tischen Bedingungen bei der Stadt- und Freiraumplanung“
sowie die „Reduktion des Zuwachses dauerhaft versiegel-
ter Verkehrsflächen als Überflutungsschutz“ (BMNT 2017,
S. 269 f.) wichtige BegleitmaĂźnahmen.
3.4.2 MinderungsmaĂźnahmen und -strategien
In Anlehnung an den Sachstandsbericht Mobilität (Umwelt-
bundesamt 2018a) sind als MaĂźnahmen zur Minderung der
Treibhausgasemissionen des Verkehrs die Strategien „Ver-
meiden, Verlagern, Verbessern“ zu sehen. Umgelegt auf die
Tourismusmobilität bedeutet dies:
• Vermeidung touristischer Verkehre mit hohen Treib-
hausgasemissionen (insbesondere Flug- und Pkw-Ver-
kehr, Abschn. 3.3.3), d. h. Reduktion der Anzahl oder der
Länge touristischer Wege mit hohen Treibhausgasemis-
sionen,
• Verlagerung der touristischen Verkehre auf treibhausgas-
arme Verkehrsmittel (Bus, Bahn, aktive Mobilität),
• klimaschonende Abwicklung der touristischen Verkehre.
Um erfolgreich wirken zu können, erfordern diese Maßnah-
men sowohl politischen Willen und Programme als auch be-
gleitende bewusstseinsbildende MaĂźnahmen bei allen Stake-
holdern im Tourismus, die in Abschn. 3.5 dargestellt sind.
Da der Tourismus u. a. aus wirtschaftlicher Sicht sowie aus
sozialen und kulturellen GrĂĽnden erwĂĽnscht ist, ist die Ver-
meidung von Reisewegen nur beschränkt eine adäquate Stra-
tegie. Einerseits kann auf die Reisedistanz Einfluss genommen werden. So sollte, u. a. um das Ausbleiben von Touristinnen
und Touristen zu kompensieren, bei der Auswahl und Bewer-
bung von Herkunftsmärkten die Nachhaltigkeit (inklusive
Klimaverträglichkeit) der Anreise ein wesentliches Kriterium
sein. Aus Klimasicht muss es Ziel sein, die Tourismusher-
kunftsregionen möglichst lokal bzw. regional zu halten.
Zudem kann durch gezielte Urlaubswahl und -planung
durch die Reisenden die Anzahl der Kurzurlaube zugunsten
längerer Aufenthalte und damit die Anzahl an An- und Ab-
reisewegen reduziert werden. Dieses wäre auch ein Ergeb-
nis steigender Preise, bei einer vollen Anlastung der Klima-
kosten in den Mobilitätskosten (Krutzler et al. 2017; s. auch
Abschn. 3.2).
Bei der Verlagerung der touristischen Verkehre auf treib-
hausgasärmere Verkehrsmittel geht es einerseits um die
Verlagerung der Pkw-Anreise und Mobilität vor Ort auf
den Umweltverbund (d. h. öffentlicher Verkehr, Radver-
kehr, Fußgängerverkehr). Hierfür ist es notwendig, dass für
die gesamte Reisekette (inkl. Mobilität vor Ort) attraktive,
nachhaltige Verkehrsmittel zur VerfĂĽgung stehen, die Infor-
mation hierzu leicht zugänglich ist und auch entsprechende
attraktive preisliche Angebote geschaffen werden. HierfĂĽr
sind jedoch oft gesetzliche, institutionelle, finanzielle und
(informations-)technische Barrieren zu ĂĽberwinden sowie
sicherzustellen, dass Gäste grundsätzlich für die Thematik
sensibilisiert werden und die entsprechenden Angebotsinfor-
mationen möglichst schon vor der Anreise erhalten (Agency
for the Support of Regional Development Košice et al. 2018).
Anderseits muss aufgrund der hohen Treibhausgasemis-
sionen des Luftverkehrs insbesondere das Verlagerungs-
potenzial von Flugreisen auf Fernzüge, speziell im europäi-
schen Raum bzw. vom Hauptmarkt Deutschland ausgehend
nach Österreich, ausgeschöpft werden. Eine Verlagerung der
Fernreisen auf den Bahnverkehr entspricht auch der Zielset-
zung der Europäischen Kommission im Weißbuch Verkehr
(Europäische Kommission 2011). Hierzu ist es wichtig,
Kostenwahrheit zwischen den Verkehrsträgern herzustellen,
d. h. insbesondere die steuerlichen Minderbelastungen des
Luftverkehrs im Vergleich zum Schienenverkehr abzubauen.
Des Weiteren ist ein weiterer Ausbau des Zubringer- und
Hochgeschwindigkeitsverkehrs auf der Schiene sowie eine
Verbesserung des Dienstleistungsangebots, z. B. beim Ge-
päcktransport, notwendig (Maibach et al. 2018). Auch Fern-
busse werden in Zukunft zunehmend als klimaverträglichere
Alternative zu sehen sein.
Bereits seit mehreren Jahrzehnten gibt es in Ă–sterreich Pro-
jekte und Initiativen zu einer nachhaltigen Tourismusmobilität
als Beitrag zum Klimaschutz, die es weiter auszubauen gilt,
z. B.:
• Auf Bundesebene wurde eine Plattform „Tourismus-
mobilität“ geschaffen, die einen regelmäßigen Aus-
tausch mit relevanten Stakeholdern auf Landes- und auf
3 Mobilität, Transport und Erreichbarkeit von Destinationen und Einrichtungen 65
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Tourismus und Klimawandel
- Title
- Tourismus und Klimawandel
- Authors
- Ulrike Pröbstl-Haider
- Dagmar Lund-Durlacher
- Marc Olefs
- Franz Prettenthaler
- Publisher
- Springer Spektrum
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-662-61522-5
- Size
- 21.0 x 28.0 cm
- Pages
- 263