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Die Entwicklung der NĂ€chtigungen verlief im Kalender-
jahr 2018 in allen BundeslĂ€ndern â auĂer dem Burgenland
(â1,4 %) â positiv, die höchsten relativen ZuwĂ€chse wurden
in Wien (+6,3 %), Oberösterreich (+5,8 %) und Niederöster-
reich (+3,3 %) gemeldet (Statistik Austria 2019d). In den letz-
ten Jahren ist ein Strukturwandel im Tourismus zu beobach-
ten, der durch ein höheres Wachstum in urbanen RÀumen und
geringeres Wachstum in lÀndlichen RÀumen gekennzeichnet
ist (Peeters et al. 2018; Kagermeier und Erdmenger 2019).
Grund dafĂŒr ist unter anderem der âpostmoderne Konsumentâ
(Bierhoff 2016), der beliebig kombinierbare Angebote mit ho-
hen Erlebniskomponenten sucht. Hier bieten urbane RĂ€ume
mit vielfÀltigen Angeboten und guter Infrastruktur Vorteile.
Zudem sind sie hÀufig wesentlich leichter erreichbar. Weitere
Analysen zu den touristischen NĂ€chtigungen finden sich in
Teil III (Spezifische Angebote des touristischen Angebots
â AktivitĂ€ten) und Teil V (Globale Entwicklungen und na-
tionale Verpflichtungen).
4.2 Relevante Entwicklungen
in den wichtigsten HerkunftslÀndern
In Ăsterreich ist die durchschnittliche Aufenthaltsdauer von
5,1 NĂ€chten im Jahr 1995 auf 3,4 NĂ€chte im Jahr 2017 ge-
sunken, also um 33,3 % (Gössling et al. 2019). Daraus ergibt
sich, dass eine immer gröĂere Zahl von GĂ€sten notwendig ist,
um die Zahl der Ăbernachtungen im Land auf dem gleichen
Niveau zu halten. Eine Beispielrechnung kann dies illus-
trieren. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer in Ăsterreich
ist pro Jahr um etwa 1,4 % gefallen (Gössling et al. 2019).
Bei 106 Mio. NÀchtigungen auslÀndischer Touristen und
der Annahme konstanter TouristenankĂŒnfte entsprĂ€che dies
einem jĂ€hrlichen Verlust von fast 1,5 Mio. Ăbernachtungen.
Um die Abnahme auszugleichen, mĂŒssten also jĂ€hrlich fast
eine halbe Million âzusĂ€tzlicheâ GĂ€ste ins Land kommen,
damit die Ăbernachtungszahlen stabil bleiben (bei Annahme
von 3 NĂ€chten Aufenthaltsdauer). Hier muss auch beachtet
werden, dass insbesondere lÀngere Reisen relativ abnahmen
und die energieintensiveren kĂŒrzeren Reisen an Gewicht
gewonnen haben.
4.3 Einfluss des Klimawandels bzw. Einfluss
auf den Klimawandel
4.3.1 Ăbergeordnete Tourismusstrategien,
Förderungslandschaft und
Rahmenbedingungen
Der neue Masterplan fĂŒr den österreichischen Tourismus
(Plan T) von MĂ€rz 2019 nimmt das Thema Klimawandel im
Rahmen des Handlungsfelds 6 âLebensgrundlage nachhaltig sichernâ innerhalb des Zielkorridors 2 âDie Leitbranche des
21. Jahrhunderts weiterentwickelnâ auf. Sowohl Anpassungs-
als auch MinderungsmaĂnahmen fĂŒr touristische Betriebe
werden erwĂ€hnt. Der âAktionsplan 2019/2020â zur Umset-
zung des Plans T detailliert zudem das Unterziel âTourismus
als Motor der Energiewendeâ, welches u. a. durch die Ent-
wicklung von Tourismusdestinationen zu Klima- und Ener-
giemodellregionen erreicht werden soll (BMNT o.J.).
Die Tourismusstrategien der BundeslÀnder thematisieren
den Klimawandel sehr unterschiedlich, wobei Klimaschutz
und Klimawandelanpassung in einigen Strategien bereits gut
integriert sind.5 Seit 2014 gibt es das Bundes-Energieeffizienz-
gesetz (EEffG; basierend auf der EU-Richtlinie 2012/27/EU),
das bis zum Jahr 2020 auf eine Verbesserung der Energie-
effizienz um 20 % im Vergleich zum Referenzjahr 2005 ab-
zielt (BMNT 2019a). Ziel des EEffG ist es, die Unternehmen
zu motivieren sich mit dem eigenen Energieverbrauch aus-
einanderzusetzen, wobei es eine gesetzliche Verpflichtung
zum Energieaudit nur fĂŒr GroĂbetriebe gibt. Die inhaltliche
Umsetzung des Bundes-Energieeffizienzgesetzes erfolgt durch
die nationale Energieeffizienz-Monitoringstelle6, die auch fĂŒr
den nationalen Energieeffizienzplan verantwortlich zeichnet
(Ăsterreichische Energieagentur 2017).
FĂŒr touristische Unternehmen besteht in Hinblick auf kli-
marelevante Investitionen eine Reihe von Förderprogrammen
sowohl auf Bundes- als auch auf Landesebene. Fördergegen-
stand sind hÀufig bauliche, v. a. thermische Modernisierun-
gen, aber auch die Neuinstallation von Anlagen zur Energie-
gewinnung (z. B. Fotovoltaik, thermische Solaranlagen) oder
die Anschaffung von MobilitÀtstrÀgern (E-Autos/-FahrrÀder;
Sedlacek et al. 2017).
Die Förderinstrumente bestehen meist aus ZuschĂŒssen oder
Boni, welche einen (Minderheits-)Prozentsatz der gesamten
Fördersumme ausmachen. Ferner werden Haftungs- und
ZinsĂŒbernahmen sowie zinsbegĂŒnstigte Kredite angeboten.
Auch die Förderung von Beratungsdienstleistungen ist mög-
lich. Die Förderhöhen variieren, es sind sowohl sehr kleine
Fördersummen von wenigen Tausend Euro als auch gröĂere
Förderungen fĂŒr Investitionsprojekte mit Volumina von bis
zu 10 Mio. ⏠abrufbar. FĂŒr GebĂ€udeinvestitionen (z. B. Neu-
bauten, Erweiterungen oder QualitÀtsverbesserungen) liegt
das bezuschusste bzw. geförderte Investitionsvolumen i. d. R.
zwischen 100.000 ⏠und 5 Mio. âŹ. Bei Fotovoltaik- bzw. Hei-
zungsanlagen richtet sich die Förderung z. T. auch nach be-
reitgestellter Energiemenge bzw. erzielter Schadstoffeinspa-
rung (z. B. VergĂŒtung pro erreichter kWh oder eingesparter
Tonne CO2; Sedlacek et al. 2017). Besonders hervorzuheben
sind die Förderungen im Rahmen von âklimaaktivâ, der Kli-
maschutzinitiative des Bundesministeriums fĂŒr Klimaschutz,
5 NĂ€here AusfĂŒhrungen zum Plan T sowie zu den Tourismusstrategien
der BundeslÀnder finden sich in Abschn. 11.2.
6 https://www.monitoringstelle.at/.
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Tourismus und Klimawandel
- Title
- Tourismus und Klimawandel
- Authors
- Ulrike Pröbstl-Haider
- Dagmar Lund-Durlacher
- Marc Olefs
- Franz Prettenthaler
- Publisher
- Springer Spektrum
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-662-61522-5
- Size
- 21.0 x 28.0 cm
- Pages
- 263