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Tourismus und Klimawandel
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die unmittelbar nach einem Hitzetag im Sommer 2010 befragt wurden, nicht nochmals Wien im Sommer besichtigen zu wol- len (BMWFW 2011). Damit könnte die Suche nach Abkühlung im Umland zunehmen und potenziell sogar zur Umkehrung der Land-Stadt-Migration führen (Juschten et al. 2019). Klimabedingte Steuererhöhungen können Hotellerie oder Gastgewerbe treffen. Die Besteuerung von Energie, als eine der Hauptstrategien zur Minderung der Nachfrage, kann zu Kostensteigerungen führen. Eine höhere Besteuerung von CO2-intensiven Konsumgütern und damit verbundene Kos- tensteigerungen bei bestimmten Produkten (insbesondere Fleischprodukten) kann die Betriebe ebenfalls treffen. Diese Aussage bleibt allerdings abhängig von der Einführung sehr signifikanter CO2-Steuern. 4.3.3 Einfluss der Beherbergungsbetriebe auf den Klimawandel Beitrag der Betriebe zu den Treibhausgasemissionen Hotels gehören in vielen Ländern zu den energieintensivsten des Gebäudesektors (Taylor et al. 2009; Xuchao et al. 2010; Warren und Becken 2017). Der dominante Energieträger in Hotels ist Strom, der unter anderem für Beleuchtung, den Be- trieb diverser Geräte sowie Klimatisierung und zu Heizungs- zwecken verwendet wird (Bohdanowicz und Martinac 2006). An dieser Stelle sei angemerkt, dass die in Österreich geltende OIB-Richtlinie 6 – Energieeinsparung und Wärmeschutz 2019 festlegt, dass nach dem 31.12.2020 neue Gebäude (auch Be- herbergungs- und Gastronomiebetriebe) die Standards eines Niedrigstenergiegebäudes erfüllen müssen (OIB 2019). Der Energieverbrauch von Hotels korreliert nicht nur mit der Belegungsdichte (Ali et al. 2008) und den gebotenen Ser- viceleistungen (Wellnessbereich etc.; Desideri et al. 2009), sondern auch mit der Außentemperatur (Priyadarsini et al. 2009). Studien für Hotels in Singapur (Priyadarsini et al. 2009; Xuchao et al. 2010) zeigen folgende Zusammenhänge: Generell gilt für den Sommer: Je wärmer die Temperatur, desto höher der Stromverbrauch. Dieser Zusammenhang ist jedoch nicht linear (Priyadarsini et al. 2009). Grundsätzlich kann aber davon ausgegangen werden, dass mit steigenden Außentemperaturen auch der Stromverbrauch der Hotels zunimmt (Xuchao et al. 2010). Die Höhe des Energiever- brauchs für Klimatisierung korreliert außerdem mit der Ster- nekategorie der Hotels (Xuchao et al. 2010). 3-Sterne-Hotels haben pro Gast und Übernachtung einen signifikant kleineren Energieverbrauch als 4- oder 5-Sterne-Hotels (Priyadarsini et al. 2009). Weitere Einflussfaktoren sind Typ, Größe und Lage des Hotels sowie Gästeprofile (Ali et al. 2008). Eine Fülle von Studien hat Kennzahlen zu Treibhausgas- emissionen aus der Beherbergung vorgestellt (globale Über- sichten finden sich in Gössling und Peeters 2015; Becken und McLennan 2017). Detaillierte Daten für Deutschland deuten an, dass insbesondere 3-Sterne- und 4-Sterne-Betriebe energieeffizienter arbeiten mit einem Energieeinsatz von 52– 56 kWh pro Übernachtung (DEHOGA 2016): Der Energiever- brauch ist deutlich höher in 0-Sterne- bis 2-Sterne-Betrieben (73 kWh/Übernachtung) und in 5-Sterne-Häusern (120 kWh/ Übernachtung). Die Energiekosten pro Umsatz sind hingegen in den 5-Sterne-Häusern besonders niedrig (5,0 % des Um- satzes), in den 0-Sterne- bis 2-Sterne-Betrieben (7,7 %) aber am höchsten. Daraus ergibt sich, dass es insbesondere für Be- triebe mit niedrigem Standard attraktiv ist, Energie zu sparen. Auch in Österreich ist der Strombedarf wie auch der Wärmeeinsatz pro Übernachtung bei 5-Sterne-Betrieben am höchsten, was den größeren Zimmern und den zusätzlichen Angeboten (Schwimmbad, Wellness etc.) geschuldet ist (Bayer et al. 2011). Eine Studie des Energieinstituts der Wirtschaft (Jandrokovic et al. 2012) ermittelte einen mittleren jährlichen Energieeinsatz pro Betriebsfläche von 94 kWh/m2 für 3-Sterne- und 4-Sterne-Hotels. Eine von der ÖGUT erstellte Übersicht gibt eine Bandbreite von 70–125 kWh/m2 für alle Hotelkate- gorien an (Bayer et al. 2011). Rund drei Viertel (72 %) der Ge- samtenergie wird in den untersuchten 3-Sterne- und 4-Sterne- Betrieben für die Heizungsanlagen der Raumwärme und des Warmwassers eingesetzt, gefolgt von Stromverbrauchern ohne Antrieb (Minibar, Wasserkocher, Sauna etc.) sowie Beleuch- tung (Abb. 4.2). Ein im Zusammenhang mit dem Klimawandel zunehmend wichtig werdender Bereich stellt die Klimatisierung dar. Für Österreich gibt es erst wenige Daten und Szenarien zur Kli- matisierung (Lindbichler 2016). Zumeist handelt es sich um Schätzungen (Müller et al. 2010; Kranzl et al. 2011b). Für Ös- terreich wird ein Verbrauch von 707 GWh für das Jahr 2020 angenommen (Adnot et al. 2003). Das stimmt mit Überlegun- Sons ge 4% El. Antriebe 2% Gebläse 3% Kühlaggregate 4% Beleuchtung 6% Stromverbraucher ohne Antriebe 9% Warmwasser 16% Heizungsanlage Raumwärme 56% Abb. 4.2 Energiebedarf nach Sektoren in der 3-Sterne- und 4-Sterne- Hotellerie. (Jandrokovic et al. 2012) 4 Beherbergung 79
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Tourismus und Klimawandel
Title
Tourismus und Klimawandel
Authors
Ulrike Pröbstl-Haider
Dagmar Lund-Durlacher
Marc Olefs
Franz Prettenthaler
Publisher
Springer Spektrum
Date
2021
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-662-61522-5
Size
21.0 x 28.0 cm
Pages
263
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