Page - (000123) - in Tourismus und Klimawandel
Image of the Page - (000123) -
Text of the Page - (000123) -
mutlich auch Ende des 21. Jahrhunderts bei entsprechender
Ausstattung mit Beschneiungsanlagen noch schneesichere
Skigebiete geben. Dies ist jedoch mit einem deutlich höheren
Beschneiungsaufwand, d. h. einem höheren Ressourcenbe-
darf und damit höheren Preisen verbunden. Zum anderen
wird der Klimawandel den Druck auf weniger rentable Ski-
gebiete tendenziell erhöhen, was in weiterer Folge zu einer
stärkeren Konzentration und Marktbereinigung sowie einer
künftig geringeren Anzahl an Skigebieten führen könnte.
GroĂźe, hoch gelegene Skigebiete und solche mit guter Be-
schneiung sind bei dieser Entwicklung begĂĽnstigt. Allerdings
zeigen Entwicklungen in den USA und in der Schweiz auch
alternative Modelle (Pröbstl-Haider und Flaig 2019), wo zur
Erhaltung der Einstiegs- und Übungsmöglichkeiten große,
konkurrenzstarke Gebiete die Kleinen stĂĽtzen, um langfristig
die Nachfrage zu erhalten.
FĂĽr die Bewertung der Klimawandelfolgen fĂĽr Skigebiete
ist jedoch nicht nur die Angebotsseite relevant (also, ob
schneesichere Verhältnisse hergestellt werden können), son-
dern auch die Nachfrageseite. Gäste haben grundsätzlich eine
hohe Anpassungsfähigkeit, sowohl räumlich (Wahl eines an-
deren Skigebiets), zeitlich (Skifahren nur in Saisonzeiten mit
ausreichend Schnee) und hinsichtlich der Aktivitäten (andere
Aktivität statt Skifahren). Änderungen des Gästeverhaltens werden vermutlich eher rasch bei Erreichen von gewissen
Grenzwerten (z. B. akzeptable Schneebedingungen) auftreten
und nicht als kontinuierliche, langsame Veränderung (Göss-
ling und Hall 2006).
Die Reaktion von Wintergästen auf schneearme Situa-
tionen wurde in mehreren Studien indirekt, also z. B. durch
Analyse von Ăśbernachtungsstatistiken, als auch direkt durch
Gästebefragungen und Experimente untersucht. Für Winter-
nächtigungen in Wintersportdestinationen Österreichs wurde
ein Zusammenhang mit der Schneehöhe festgestellt, auch
wenn dieser vergleichsweise schwach ausgeprägt ist und nur
für niedrig gelegene Skigebiete gilt (maximale Höhe unter
2000 m). Zudem ist dieser Effekt im betrachteten Zeitraum
bis 2006/2007 schwächer geworden (Falk 2010; Töglhofer
et al. 2011). Eine Erklärung für die abnehmende Abhängig-
keit der Nächtigungen von der Naturschneehöhe ist die zu-
genommene Verbreitung von Beschneiungsanlagen (Falk und
Lin 2018). Die Empfindlichkeit von Wintergästen gegenüber
Klimaschwankungen ist bei inländischen Gästen stärker als
bei ausländischen Gästen ausgeprägt, wenn auch das absolute
AusmaĂź der Empfindlichkeit recht gering ist (Falk 2013b).
Bei Auswertung des Reiseverhaltens der Ă–sterreicher in
den Dezembermonaten zwischen 2012 bis 2016 wurde fest-
gestellt, dass auch ein sehr warmer Dezember keinen negati-
Abb. 6.1 Schneesicherheit von Skigebieten in Österreich mit verbesserter Beschneiungskapazität. (Datenquelle: Steiger und Scott 2020; Grafik:
Moritz Waas) Spezifische Komponenten des touristischen Angebots –
Aktivitäten112
back to the
book Tourismus und Klimawandel"
Tourismus und Klimawandel
- Title
- Tourismus und Klimawandel
- Authors
- Ulrike Pröbstl-Haider
- Dagmar Lund-Durlacher
- Marc Olefs
- Franz Prettenthaler
- Publisher
- Springer Spektrum
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-662-61522-5
- Size
- 21.0 x 28.0 cm
- Pages
- 263