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Die Erhaltung des Segelns kann ebenfalls AnpassungsmaĂź-
nahmen erfordern, wenn es sich um ein Gewässer handelt, bei
dem häufig Niedrigwasserstände auftreten. Dies trifft für die
groĂźen alpinen Seen in der Regel nicht zu, wurde aber am
Neusiedler See als Problem diskutiert. Nachdem das Schwert
für die Steuerung der Segelboote benötigt wird, sind häufig
auftretende Niederwasserstände nicht kompensierbar (Pröbstl
et al. 2007). Im Zusammenhang mit Anpassungsstrategien
wird vielfach vorgeschlagen, Ausfahrtsstrecken und Bereiche
der Marinas tiefer auszubaggern oder als Ultima Ratio be-
stimmte Bootsklassen auszuschlieĂźen. Nicht ĂĽberall ist eine
technische Kompensation möglich und sinnvoll. Extremes
Niedrigwasser kann am Neusiedler See technisch kaum mehr
kompensiert werden. Die veränderten Risiken müssen in die
Kommunikation einbezogen werden.
Zum Rafting liegen keine Studien vor. Die Bedingungen
und Anpassungsstrategien sind mit den Ansatzpunkten im
Kanusport vergleichbar.
Flugsportarten (Gleitschirmfliegen, Segelfliegen,
Ballon- oder Drachenfliegen)
Die Anpassungsstrategien betreffen im Bereich des Flugsports
vor allem Ergänzungen bei der Ausbildung der Pilotinnen und
Piloten und eine Verbesserung der Geräte. Bei der Ausbildung
geht es vor allem darum, den Flugsport im Hinblick auf die
Wetterbedingungen und Wetterphänomene zu sensibilisieren
und zu erreichen, dass die Pilotinnen und Piloten die jeweili-
gen Verhältnisse richtig einschätzen können (Schubert 2010).
Bei Schulungen sollten sensible Geräte eingesetzt werden,
damit sich die Auszubildenden die RĂĽckmeldungen der be-
wegten Luft besser einprägen. Die Anpassungen bei der Aus-
bildung erfordern differenzierte Forschungsarbeiten zu den
veränderten Windverhältnissen.
Weiterhin ist auch eine technische Anpassung bei einzel-
nen Flugsportarten möglich. Beim Gleitschirmfliegen wird
wegen einer immer frĂĽher und heftiger einsetzenden Thermik
empfohlen, klappstabile, sogenannte fehlerverzeihende Ge-
räte beim Flug einzusetzen.
Einen Beitrag zur Mitigation können Anlagen zur Energie-
gewinnung auf Sportanlagen (z. B. Hangar) darstellen.
Mountainbiken und Radfahren
Bei den Anpassungsstrategien ist zwischen dem Mountain-
biken einerseits und dem Radfahren auf Langstrecken ande-
rerseits zu unterscheiden. Beim Mountainbiken ist mit einem
vergleichbar hohen Aufwand fĂĽr die Sanierung und Erhaltung
von Wegen, HĂĽtten, Beschilderung und weiteren Infrastruk-
tureinrichtungen wie beim Bergwandern zu rechnen. Auch
hier werden weitere AnpassungsmaĂźnahmen durch spezielle
Risikokarten, verbesserte Markierungen und Hinweisschilder
erforderlich (siehe Abschnitt Bergwandern). Auch die vie-
lerorts geplante neue Entwicklung von Mountainbike- und
Radstrecken muss die veränderten Rahmenbedingungen im Zusammenhang mit dem Klimawandel, insbesondere Erosi-
onsgefahren, besonders betrachten. Hödl und Pröbstl-Haider
(2016) stellen dazu eine Zusammenschau der zu beachtenden
Umweltaspekte nach Schutzgütern zusammen. Pröbstl-Hai-
der et al. (2017a) beschreiben, wie eine stakeholderbasierte,
nachhaltige touristische Planung und Produktentwicklung im
Bereich des Mountainbiking in Ă–sterreich aussehen kann.
Bei den Langstreckenradwegen kommt es darauf an, durch
eine entsprechende Ausstattung an Infrastruktureinrichtungen
den Schutz gegenĂĽber Starkregenereignissen, Gewittern, aber
auch einer besonderen Hitze zu erhöhen, damit insbesondere
die Langstreckenradrouten auch unter den Bedingungen des
Klimawandels attraktiv bleiben. Im Rahmen der Arbeits-
gruppe Radtourismus wurde eine Studie zu „Qualitätskrite-
rien für Radrouten und Radbetriebe in Österreich“ erstellt
(BMNT 2018). Die zielgruppenspezifisch aufbereiteten
Leitfäden für fahrradfreundliche Betriebe und zur Optimie-
rung von Radrouten fĂĽr den Tourismus beinhalten eine Zu-
sammenstellung von Empfehlungen bestehend aus Mindest-
anforderungen, Zusatzkriterien sowie nĂĽtzlichen Tipps fĂĽr die
praktische Umsetzung (BMNT 2018). Die Umsetzung des
ADFC-Zertifizierungssystems fahrradfreundliche Betriebe
zeichnet Betriebe entlang der Topradwege Ă–sterreichs mit
dem „bett+bike“ Gütesiegel aus. Das Projekt wird von der
ARGE Radtouren in Ă–sterreich weitergefĂĽhrt.7
Golfen
Anpassungsstrategien und MaĂźnahmen sind vor allem dort
erforderlich, wo Golfplätze und Golfresorts dem Trocken-
heitsstress ausgesetzt sind (vgl. fĂĽr Ă–sterreich Abb. 7.6).
Mögliche Anpassungsstrategien betreffen das Management
von Golfplätzen, aber auch die Bewusstseinsbildung, das
Golfplatzdesign und die Erwartungshaltung bzw. Wahrneh-
mung durch die Gäste (Carrow et al. 2009; Scott et al. 2018).
Um die Golfplatzpflege professionell zu betreiben, mĂĽssen
Anpassungen bei der Bewässerung und bei der Pflege erfol-
gen. Um den Stress der Rasenpflanzen zu minimieren, werden
in Hitze- und Trockenperioden die Rasenpflege angepasst und
die Schnitthöhen erhöht, insbesondere bei den Greens und
Fairways. Die heraufgesetzte Schnitthöhe bei den Greens
führt zu einer geringeren Ballrollgeschwindigkeit, trägt aber
dazu bei, Hitzeschäden an den Pflanzen zu vermeiden (Klapp-
roth 2015). Um den Wasserbedarf zu senken, ist es auch hilf-
reich, die verwendeten Rasensorten anzupassen. Hier haben
sich insbesondere Zusammensetzungen basierend auf dem
Rotschwingl (Festuca-Arten) empfohlen, die sich durch eine
höhere Hitze- und Trockenheitstoleranz auszeichnen und ei-
nen geringeren Wasserbedarf haben. Auch die NeuzĂĽchtung
von weniger stressempfindlichen Rasensorten fĂĽr Golf- und
7 Eine Ăśbersicht der aktuell zertifizierten Betriebe findet sich sowohl
auf der Webseite Rad-Tourismus-Ă–sterreich (RTĂ–) unter http://www.
radtouren.at/radhotels.html als auch unter http://www.bettundbike.de/.
Spezifische Komponenten des touristischen Angebots –
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Tourismus und Klimawandel
- Title
- Tourismus und Klimawandel
- Authors
- Ulrike Pröbstl-Haider
- Dagmar Lund-Durlacher
- Marc Olefs
- Franz Prettenthaler
- Publisher
- Springer Spektrum
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-662-61522-5
- Size
- 21.0 x 28.0 cm
- Pages
- 263