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Tourismus und Klimawandel
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Sportplätze, die auch resistenter gegen Pilzkrankheiten sind, wird von der Branche angeregt. Idealerweise sollten die Neuzüchtungen auch mit weniger Stickstoffdüngung aus- kommen können (Voß und Thörner o.J.). Weiterhin kann ein spezielles Wassermanagement hilfreich sein. Dazu wird bei extremer Hitze punktuell dadurch entgegengewirkt, dass zur Mittagszeit die Pflanzen und der Boden durch kurze Bereg- nung abgekühlt werden. Dem Beregnungswasser wird oft ein Benetzungsmittel (Wetting Agent)8 beigemischt, das die Oberflächenspannung des Wassers herabsetzt und damit ein Eindringen des Wassers in die oft hydrophoben Böden er- leichtert. Auch die Gestaltung mit Bäumen und Sträuchern kann einen positiven Einfluss haben, weil durch Beschattung die Oberflächentemperatur niedriger gehalten werden kann. Als wichtigste Anpassungsstrategie beim Golftourismus wird jedoch eine Erweiterung der Bewässerungsanlagen gese- hen und eine Erhöhung der zulässigen Entnahmemengen aus Grund- oder Oberflächengewässern. Eine möglichst umwelt- schonende Bewässerung erfordert eine kontinuierliche Er- fassung der Wetterbedingungen, der Bodenfeuchte sowie der erfolgten Pflegemaßnahmen, um die Beregnungsgaben mög- lichst bedarfsgerecht festlegen zu können (Klapproth 2015). Allerdings geht jede Art der Bewässerung mit einer Erhöhung des Energieaufwandes einher und trägt so zum Klimawandel weiterhin bei. Daher setzen internationale Anlagen auf eine ganzheitliche Strategie basierend auf golfspezifischen Um- welt- und Nachhaltigkeitssiegeln und EMAS-Zertifizierungen (Fürnweger 2016). Dazu gehören u. a. folgende Aspekte: • Reduktion der intensiven Bewirtschaftung (nur auf Grüns und Abschlägen), • naturnahe Gestaltung der Gewässer und Gebüschgrup- pen (Verschattung, Kühlung), • Schutz vorhandener Biotope und Uferbereiche (Vernet- zung der Biotope, Schattenwurf), • möglichst viel Hard Roughs (seltene Mahd und Abfuhr des Pflanzmaterials), • Speicherteiche für Platzbewässerung, • standortgerechte Rasensorten (Verzicht auf Pestizide und Chemikalien), • Bewusstseinsbildung bei Personal und Golferinnen und Golfern (Golfplatzpflege). Scott et al. (2018) empfiehlt darüber hinaus noch eine detail- lierte Erfassung der Verbrauchszahlen für Wasser wie in Ka- nada, um das Bewusstsein in den Unternehmen bzw. Vereinen 8 Das Benetzungsmittel verbessert die Wasseraufnahme und Wasser- speicherfähigkeit, unterstützt damit die bedarfsgerechte Wasser- und Nährstoffversorgung der Rasengräser und beugt Trockenstress vor (Beetsma 2015). Laut Neururer (2013) wird der Einsatz von Wetting Agents bzw. von sonstigen Boden- und Pflanzenhilfsstoffen im Dünge- mittelgesetz 1994 idgF und der Düngemittelverordnung 2004 idgF ge- regelt. zu fördern und Vergleichsdaten zu erhalten. Weiterhin bestehen langfristige Möglichkeiten im Zusammenhang mit einem Re- design, bei dem besonders wasserbeanspruchende Teile der An- lage umgestaltet werden. In diesem Zusammenhang fordern verschiedene Autorinnen und Autoren auch ein Umdenken bei den Gästen, Sporttreibenden und Management dahin gehend, wie ein Golfplatz auszusehen hat, und fordern mehr Naturnähe, mehr natürliche Schwierigkeiten und eine Abkehr von Einheits- grün und einer standardisierten Bunkerlandschaft (Keast 2001; Wheeler und Nauright 2006; Scott et al. 2018). Ein sparsames Wasser- und Energiemanagement, Biodiversität und eine sport- lich wie ästhetisch attraktive Anlage sollten nicht länger als Widerspruch gesehen werden. Mitigation betrifft auch hier die Nutzung der baulichen Anlagen zur Energiegewinnung und Baumpflanzungen auf der Anlage. Naturerlebnis im Zusammenhang mit Schutzgebietstourismus Die Auswertung der Literatur zeigt, dass der Tourismus in Schutzgebieten durch eine verlängerte regionale Aufent- haltsdauer in den Sommermonaten geprägt ist und zur tou- ristischen Wertschöpfung beiträgt (Fleischhacker und Pauer 2001; Knaus und Backhaus 2014). Fleischhacker und Pauer (2001) zeigen, dass in Jahren mit vorherrschend schlechtem Wetter in den Sommermonaten die durchschnittliche Aufent- haltsdauer in österreichischen Nationalparkregionen um ei- nen Tag länger als in vergleichbaren Regionen außerhalb war. Im Hinblick auf den Klimawandel können vor allem folgende Wirkungen der Schutzgebiete für nationale Anpassungsstrate- gien genutzt werden (Pröbstl-Haider und Pütz 2016): • Verstärkung der Marke „Alpenurlaub“ als naturnaher, ursprünglicher Erholungsurlaub, Förderung des Natur- urlaubs, • Verlängerung der Aufenthaltsdauer durch „Schlecht- wetterprogramm“, • Bereitstellen eines Netzwerkes an Naturerlebnispro- grammen als Grundlage für die Destinationswahl. Je besser die regionale Kooperation und Markenbildung erfolgen, desto besser sind auch die Akzeptanz des Schutz- gebietes in der Bevölkerung und die ökonomischen Effekte. Dabei wird empfohlen, sich zukünftig vor allem an anspruchs- vollen Zielgruppen zu orientieren. Ziel ist die Entwicklung von nachhaltigen Nischenprodukten, die eine wachsende Nachfrage nach authentischen Produkten von hoher Qualität befriedigen (Pröbstl und Müller 2012; Sloan et al. 2012). In Österreich zeigt sich dies unter anderem in der erfolgreichen Vermarktung vieler sogenannter Genussregionen mit regio- nalen Produkten (Kastner 2010) und der Entwicklung von zertifizierten Angeboten in besonders schöner Lage. Hierzu gehören in Österreich u. a. die „Naturidyllhotels“ oder die 7 Outdooraktivitäten und damit zusammenhängende Einrichtungen im Sommer und in den Übergangszeiten 145
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Tourismus und Klimawandel
Title
Tourismus und Klimawandel
Authors
Ulrike Pröbstl-Haider
Dagmar Lund-Durlacher
Marc Olefs
Franz Prettenthaler
Publisher
Springer Spektrum
Date
2021
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-662-61522-5
Size
21.0 x 28.0 cm
Pages
263
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