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46 Claudia Märtl
getane „Papst“ sitzt auf einer sedia maior, von deren Plattform ein Teppich herabhängt; er
segnet mit der Linken und hält in der Rechten das Patriarchenkreuz. Der im Vergleich zu
den „ernsthaften“ Darstellungen der sedia maior relativ niedrige Sessel hat eine geschweifte
Rückenlehne, an die sich der Sitzende nicht in aufrechter Haltung anlehnen kann, so-
dass er eher kauert als thront. Die Plattform wird durch Männer in Landsknechtskleidung
getragen, von denen einer sich gerade abwendet. Es liegt auf der Hand, dass diese Dar-
stellungen der sedia gestatoria nicht beabsichtigen, päpstliches Zeremoniell abzubilden,
sondern vielmehr „akzentuierte Interpretationen“83 bieten, die divergierende Positionen in
kritischer oder polemischer Absicht zusammenspannen.
83 Warncke 2010 (wie Anm. 56), S. 188 f., mit Bezug auf das „Passional Christi und Antichristi“.
Abb 10: Darstellung eines
Papstes auf der sedia gestato
ria Lucas Cranach, Holzschnitt
aus Antithesis figurata Vitae
Christi et Antichristi (Witten-
berg 1521) ÖNB, Sign 31 W 71
© ÖNB
Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
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Tragsessel in europäischen Herrschaftszentren
Vom Spätmittelalter bis Anfang des 18. Jahrhunderts
- Title
- Tragsessel in europäischen Herrschaftszentren
- Subtitle
- Vom Spätmittelalter bis Anfang des 18. Jahrhunderts
- Author
- Mario Döberl
- Editor
- Alejandro López Álvarez
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2020
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20966-9
- Size
- 17.5 x 24.7 cm
- Pages
- 432
- Categories
- Geschichte Vor 1918