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Tragsessel in der spanischen Monarchie des 16 und 17 Jahrhunderts 93
Parade sich der Stallmeister der Cuartagos – Pferde von mittelgroßer Statur – einordnen
sollte.51 Auch Alonso Carrillo äußerte sich über das entsprechende Zeremoniell und berich-
tete, dass die Granden das Königspaar für gewöhnlich zu Fuß und zu Pferde begleiteten,
jedoch mit noch größerer gebotener Pflichtschuldigkeit zu Fuß den Königinnen voran-
schreiten, wenn diese sich in anderen Umständen befinden und zwecks sicherem Ausgang
der Geburt sowie der Bequemlichkeit halber im Tragsessel befördert werden.
In einem ausführlicheren Kommentar dazu wird klar zum Ausdruck gebracht, dass der
Tragsessel der Königin außerhalb Madrids zu Pferd, innerhalb der Stadt aber zu Fuß be-
gleitet wurde:
Eines soll nicht unerwähnt bleiben: Wenn sich das Königspaar im Palacio de Buen Retiro
aufhält und die Königin schwanger ist, so wird diese beim Einzug in Madrid (da der er-
wähnte Palast in einer gewissen, wenn auch nicht allzu großen Entfernung außerhalb der
Stadt liegt) von den Granden zu Pferd begleitet, wobei sie sich hinter dem Tragsessel ein-
reihen. Die übrigen Würden- und Amtsträger des Königshauses gehen dabei unverändert
zu Fuß. Sobald jedoch die bewohnten Teile der Stadt erreicht werden (gelangt man von der
Seite des Retiro nach Madrid, so gilt hierfür als Grenze das Kapuzinerkloster), steigen die
Granden von ihren Pferden ab und reihen sich unmittelbar vor dem Tragsessel in die Fuß-
begleitung ein.52
Wie den an den späteren Hofmeister der Königin, Tomás Manrique de la Cerda, Conde
de Paredes, gerichteten Anweisungen von September 1689 zu entnehmen ist, war dieser
Punkt des Zeremoniells äußerst langlebig. Tomás Manrique de la Cerda, dem die Aufgabe
zufiel, die anlässlich ihrer Vermählung mit König Karl II. anreisende Maria Anna von
51 Sobre el lugar que devía ocupar el Cavallerizo de los Quartagos en el acompañamiento de la Reina
quandº. S. M. fuese sola. AGP, Histórica, Caja 49, exp. 13.
52 „[…] pero con más precisa, y devida obligación a las Reynas, caminando a pie delante de sus Majes-
tades, quando están en cinta, y por mayor seguridad del parto, y comodidad de su salud son llevadas
en silla. […] No es de omitir, que si los Reyes se hallan en su Palacio del Buen Retiro, en ocasión que
la Reyna nuestra Señora este preñada, quando su Magestad entra en Madrid (por estar aquel Palacio
alguna, aunque no larga distancia de su población) los Grandes acompañan a su Magestad a cavallo,
caminando detrás de la silla, no alterándose el acompañamiento de a pie, respeto de los demás Títulos,
y Oficiales de la Casa Real, pero en llegando a lo poblado de la Villa (que en Madrid por la parte que
mira al Retiro, es puesto señalado el Convento de los Capuchinos) dexan los Grandes sus cavallos, y se
incorporan en el acompañamiento, tomando el puesto inmediato delante de la silla“. Alonso Carrillo,
Origen de la dignidad de Grande de Castilla (Madrid 1657), BNE, R 313.152/2, fol. 32r.
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Tragsessel in europäischen Herrschaftszentren
Vom Spätmittelalter bis Anfang des 18. Jahrhunderts
- Title
- Tragsessel in europäischen Herrschaftszentren
- Subtitle
- Vom Spätmittelalter bis Anfang des 18. Jahrhunderts
- Author
- Mario Döberl
- Editor
- Alejandro López Álvarez
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2020
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20966-9
- Size
- 17.5 x 24.7 cm
- Pages
- 432
- Categories
- Geschichte Vor 1918