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Vor 1918
Tragsessel in europäischen Herrschaftszentren - Vom Spätmittelalter bis Anfang des 18. Jahrhunderts
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96 Alejandro López Álvarez eigene öffentliche Präsenz einzuwirken, auch unter anderen Mitgliedern der Hofgesell- schaft verbreitet. 3 3 Tragsessel bei Taufen Die Etablierung von Tragsesseln führte auch zu Neuerungen bei Tauffeiern am Königshof. Während in früheren Zeiten Taufpaten, die das neugeborene Kind zur Taufe brachten, zu Fuß gingen, wurde es mit Anfang des 17. Jahrhunderts gebräuchlich, bei dieser Zeremonie Tragsessel einzusetzen. Zum ersten Mal lässt sich die Verwendung eines Tragsessels bei der Taufe des späteren Königs Philipp IV. beobachten. Da die Taufpatin, Infantin Anna, die Schwester des Täuflings, nur wenig älter als der Prinz selbst war, erhielt der Duque de Lerma den Auftrag, das Neugeborene zu tragen. Diese zeremonielle Neuerung fand auch in höfischen Chroniken Widerhall: […] die durchlauchtige Infantin, seine Schwester und Patin, befand sich in einem offenen Tragstuhl, ohne Vorhänge und Himmel, in einem geschlitzten roten Satinkleid, gefüttert mit Silberstoff und einer Kopfbedeckung aus Goldsatin in derselben Farbe. Den Sessel trugen vier reposteros de camas der Königin.59 Wie eingangs bereits erwähnt, wurde später auch der Prinz selbst im Tragsessel befördert. Dass die dabei verwendeten Tragsessel thronähnliche Eigenschaften aufwiesen, wird aus einem Bericht über die Taufe von Baltasar Carlos im Jahr 1629 deutlich. Bei dieser Ze- remonie hatten der Duque de Olivares und seine Gemahlin, die die Aja des Täuflings war, zentrale Rollen inne. Beide näherten sich dem Neugeborenen in „anbetender“ und „huldigender“ Weise und unterstrichen dadurch den sakralen Charakter, der dem Kind zugemessen wurde. Der Tragsessel, der bei der Taufe zum Einsatz kam, war verglast, mit rotem Samt bespannt und reich mit Gold verziert. Einen derartigen Schmuck hält die Kunst allein für einen solch erhabenen Prinzen bereit. Im Tragsessel befand sich die 59 „[…] yua la s[erenísi]ma infanta, su hermana y madrina, en vna silla de manos descubierta, sin corti- nas ni cielo, con vn bestido de rasso encarnado acuchillado, forrado en tela de plata y vn capillo de rasso de oro del mismo color. Llebaban la silla quatro reposteros de camas de la reina“. Gerónimo Gascón de Torquemada, Discurso sobre las fiestas que se hicieron en Valladolid por el dichoso nacimiento del Rey nuestro Señor Don Felipe IV y todo lo que sucedió en los dos meses siguientes, BL, Add. Ms 10.236, fol. 292. Siehe auch Cabrera de Córdoba 1857 (wie Anm. 20), S. 246. Für die Ein- führung von Tragsesseln, ihre Merkmale und Begleitung siehe auch die Korrespondenz zwischen Lerma und Franqueza: AGP, Histórica, 94/180. Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
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Tragsessel in europäischen Herrschaftszentren Vom Spätmittelalter bis Anfang des 18. Jahrhunderts
Title
Tragsessel in europäischen Herrschaftszentren
Subtitle
Vom Spätmittelalter bis Anfang des 18. Jahrhunderts
Author
Mario Döberl
Editor
Alejandro López Álvarez
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2020
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20966-9
Size
17.5 x 24.7 cm
Pages
432
Categories
Geschichte Vor 1918
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