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Vor 1918
Tragsessel in europäischen Herrschaftszentren - Vom Spätmittelalter bis Anfang des 18. Jahrhunderts
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Page - 116 - in Tragsessel in europäischen Herrschaftszentren - Vom Spätmittelalter bis Anfang des 18. Jahrhunderts

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116 Alejandro López Álvarez riker der Monarchie. Damit setzte eine Entwicklung ein, die einige Jahrzehnte später eine massive Ausprägung finden sollte.115 Tragsessel fanden sukzessive Eingang in die Marställe der meisten Adeligen und der einflussreichsten Geistlichen.116 Diese Personen zeigten sich zu verschiedensten Anlässen öffentlich in ihren Tragevehikeln. So berichtete der französische Botschafter in Spanien über seinen im März 1621 erfolgten Empfang in Madrid durch den Duque de Osuna: En suite le Duc d’Ossuna me vint salüer en apparat extraordinaire: car il estoit porté en chaise […]. Plus de vingt carosses le suivant, remplis de Seigneurs Espagnols, ses parents & amis, ou de Seigneurs Napolitains: a l’entour de sa chaise plus de cinquante Capitaines, Tenientes ou Alfereces reformados, Espagnols ou Napolitains.117 Am königlichen Hof entwickelten sich Tragsessel zum Mittel der Selbstdarstellung. Sie wurden als Zeichen von Macht und Prestige der Öffentlichkeit vorgeführt. In diesem Sinne erregte der Hofmeister der Königin, Marqués de Velada, bei seiner Abreise aus Ma- drid großes Aufsehen. Er zog mit einem großen Gefolge aus, bei dem in Anschluss an Kutschen, Sänften und eine Chaise-Roulante auch „der in Grün und Gold gehaltene Trag- sessel Seiner Exzellenz mit sechs Sänftenknechten folgte“118. Aber nicht nur am Hof selbst 115 Die Vorliebe der Aristokratie für Tragsessel illustriert ein Kommentar Barrionuevos über das Pferd des Conde de Peñaranda, das „ihn kopfüber abwarf und ihn gewiss zur Strecke gebracht hätte, wäre er nicht von Dienern umringt gewesen, die ihn auffingen“ („le echó por las orejas, y a no ha- llarse tan rodeado de criados, que le recogieron en los brazos, se tiene por cierto que acabara con él“). Das Tier, so Barrionuevo, sei wohl „verärgert darüber gewesen, ihn stets – gleich vielen anderen – wie eine Dame im Tragsessel zu sehen, und entledigte sich deshalb seiner Last“ („de enfadarse de verle andar siempre en silla de manos como dama, como hacen otros muchos, y desechó la carga facilmente“). Barrionuevo de Peralta 1968–1969 (wie Anm. 55), Bd. 2, S. 9. 116 Dies geht aus Stallmeister-Instruktionen hervor, die die gewachsene Bedeutung von Sesselträgern belegen. Dieses Dienstpersonal bedurfte nun auch einer besonderen Kontrolle. In den Anordnun- gen für einen herzoglichen Stallmeister wurde dieser etwa dazu angehalten, dafür zu sorgen, dass die Sesselträger nicht mit der ihnen übergebenen Livree das Weite suchten, sondern ihre volle Dienstzeit leisteten und nach ihrer Entlassung ihr Dienstkleid wieder rückerstatteten, damit es anschließend ihren Nachfolgern weitergegeben werden könne („[…] con las libreas sino que den se- guridad de servir el tpº que están obligados y quando alguno se despidiere se le a de quitar la librea para dar al que entrare en su lugar“). La orden que a de tener el cavallerizo en el exerçiçio de su officio (1619), AZ carpeta 292/24. 117 Bassompierre 1665 (wie Anm. 108), Bd. 2, S. 107. 118 „[…] la silla de manos de Su Excelencia, verde y oro, y seis Esclavos Litereros“. Relación de la forma en que salió desta Corte, e Imperial Villa de Madrid el Excelentíssimo Sr Marqués de Velada, y Astorga, Mayordomo Mayor de la reyna nuestra señora D. María Luisa de Borbón, en 26 de Se- tiembre deste año 1679. llevando la Real Casa de su Magestad al Viaje de Irún, por la Reyna nuestra Señora (Madrid 1679), BNE, R 24.575, fol. 242r–v. Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
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Tragsessel in europäischen Herrschaftszentren Vom Spätmittelalter bis Anfang des 18. Jahrhunderts
Title
Tragsessel in europäischen Herrschaftszentren
Subtitle
Vom Spätmittelalter bis Anfang des 18. Jahrhunderts
Author
Mario Döberl
Editor
Alejandro López Álvarez
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2020
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20966-9
Size
17.5 x 24.7 cm
Pages
432
Categories
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