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Tragsessel in der spanischen Monarchie des 16 und 17 Jahrhunderts 127
1578 für die Königreiche von Kastilien erlassene Verbot, Kutschen mit weniger als vier vor-
gespannten Pferden zu verwenden, eine Maßnahme, die den Gebrauch von Kutschen als
Privileg des Adels etablieren sollte, dem Philipp II. eine stärkere Führungsrolle im Rahmen
der Monarchie zugedacht hatte. Es scheint, dass das für Amerika ausgesprochene Verbot
den dort damals bereits weit verbreiteten Tragsesselgebrauch stark beförderte. Dies lässt
sich einerseits aus manchen in literarischen Werken geäußerten Beschwerden schließen,153
andererseits aber auch aus kurzer Zeit später erlassenen Verordnungen, deren Ziel es war,
Kontrolle über Tragsesselnutzer auszuüben. Darin wurde verboten, verhüllte Tragsessel zu
verwenden, da eine Identifizierung der Insassen stets gewährleistet bleiben müsse. Ein vi-
zeköniglicher Beschluss vom 13. November 1579 schrieb außerdem vor, dass Indios keine
Sesselträgerdienste leisten dürften:
Keine Person, egal ob Mann oder Frau und welchen Ranges auch immer, darf in den Städ-
ten und Dörfern von Neuspanien einen Tragsessel verwenden und darin getragen werden,
wenn dieser verdeckt oder das Gesicht mit einem Umhang verhüllt ist. Vielmehr muss das
Gesicht frei von Putz oder Maske bleiben, sodass zu erkennen ist, wer darin befördert wird:
Sie dürfen auch außerhalb der Städte nicht von Indios getragen werden, auch nicht zu den
Gärten und Einsiedeleien, weder verdeckt noch unbedeckt noch in irgendeiner anderen
Weise. Und dasselbe gilt auch für kleine Sänften oder andere Erfindungen, die auf Schul-
tern oder Armen getragen werden, bei einer Strafe von fünfzig Pesos für jeden, der dagegen
verstößt, wobei ein Drittel davon an den Richter geht, eines an den Informanten und eines
an das Hospital de los indios de México.154
Indias, 42 Bde. (Madrid 1864–1884), Bd. 18, S. 116–118. Zum Kutschenverbot und seinem Erfolg in
Mexiko bis zum Jahr 1591 siehe: AGI, México/22/86.
153 Die erste literarische Erwähnung eines Tragsessels in spanischer Sprache findet sich in einem in
Amerika erschienenen Werk. Darin reist Doña Murmuración in Begleitung eines Pagen in einem
von zwei Indios beförderten Tragsessel und beklagt sich in bitterem Ton: „Da man die Kutschen
verboten hat, bin ich auf die Eingeborenen angewiesen; ich bin in ihrer Hand wie eine Ladung
Mist“. („Como quitaron los coches, ando entregada a la gente de la tierra; como carga de basura voy en
su poder“.) Francisco González de Eslava, Coloquios espirituales y sacramentales, ca. 1578, hg.
von José Rojas Garcidueñas, 2 Bde. (Colección de escritores mexicanos 74 und 75, México 1958),
Bd. 1, S. 22 f. und Bd. 2, S. 216–220.
154 „Que ninguna persona, hombre o muger de qualquier calidad que sea, pueda ir o ser llevada en Silla de
manos dentro de las Ciudades y Villas de la Nueva España, yendo la tal silla cubierta, y el manto sobre la
cara, sino descubierto el rostro, y sin ningún paramento ni rebozo; de manera que se pueda ver y conocer
quien fuere en ellas: Y no las lleven con Indios fuera de dichas Ciudades yendo de camino, aunque vayan
a Huertas o Hermitas, cubiertas o descubiertas ni en otra manera. Y lo mismo se entienda en quanto
a las literillas o otra invención que hubiere de llevarse a hombros o en brazos, pena de cincuenta pesos
a quien contraviniere a ello, para el Juez, Denunciador y Hospital de los indios de México, por tercias
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Tragsessel in europäischen Herrschaftszentren
Vom Spätmittelalter bis Anfang des 18. Jahrhunderts
- Title
- Tragsessel in europäischen Herrschaftszentren
- Subtitle
- Vom Spätmittelalter bis Anfang des 18. Jahrhunderts
- Author
- Mario Döberl
- Editor
- Alejandro López Álvarez
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2020
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20966-9
- Size
- 17.5 x 24.7 cm
- Pages
- 432
- Categories
- Geschichte Vor 1918