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Tragsessel in europäischen Herrschaftszentren - Vom Spätmittelalter bis Anfang des 18. Jahrhunderts
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272 Mario Döberl „reich mit golt verprämbte“264 Tragsessel angeführt, die gleich einem mit schwarzem Tuch ausgeschlagenem Tragsessel im Jahr 1678 vom kaiserlichen Rüstmeister verwaltet wurden. Es steht zu bezweifeln, dass diese Tragsessel damals noch im Einsatz standen. Die beiden rotsamtenen Tragsessel wurden zu einem nicht mehr genau zu bestimmenden Zeitpunkt zwischen 1678 und 1699 den kaiserlichen Sesselträgern als Geschenk überlassen. Der dritte, schwarze Tragsessel, mit seinem „alt schwarz zerfressenem tuech“ und seinen fehlenden Gläsern, wurde im selben Zeitraum ebenfalls aus dem Marstallinventar ausgeschieden.265 Die Gesamtzahl von sieben Tragsesseln war für die Größe und Bedeutung des Wiener Hofes keineswegs hoch, waren doch an dem in vielen Belangen vergleichbaren Münchner Hof im Jahr 1680 drei Tragsessel mehr als in Wien vorhanden.266 Neben den Tragsesseln selbst ist in den kaiserlichen Inventaren von 1678 auch eine einfache Kalesche verzeich- net,267 die dafür vorgesehen war, die Tragsessel und Sesselträger bei Bedarf an einen weiter entfernten Einsatzort und anschließend wieder zurück zu transportieren.268 Bemerkenswert sind auch Beispiele aus der Regierungszeit Leopolds I., die die Rigidi- tät des Kaiserhofes demonstrieren, wenn Botschafter oder deren Angehörige Tragsessel bei zeremoniellen Abläufen einzuschleusen versuchten, wo der Wiener Hof keinen Platz dafür vorgesehen hatte. So berichtete etwa 1661 der venezianische Botschafter am Kaiserhof, dass sich sein spanischer Amtskollege Marqués de Mancera den Unmut des Wiener Hofes zu- zog, weil seine Gemahlin darauf bestand, sich zur Audienz bei der Kaiserin-Witwe Eleonora Gonzaga (II.) im Tragsessel bringen zu lassen, obwohl dies in Wien absolut unüblich war.269 264 Verzeichnis der Objekte, die unter dem kaiserlichen Oberststallmeister Ferdinand Bonaventura Graf Harrach ausgemustert oder verschenkt wurden, verfasst vom kaiserlichen Rüstmeister „Ig- natius Mölzer“. ÖStA, AVA, FA Harrach, Akten, K. 324, Konv. „Ferdinand Bonav. I. Biograph. Oberststallmeister, Allgemeines, 1. Partie -1678“, unfol. 265 Ebenda. 266 Döberl 2010 (wie Anm. 240), S. 278. 267 Ebenda, S. 300. 268 Für diese vierspännig gefahrene Kalesche waren stets ein Zug Pferde sowie ein Kutscher abge- stellt. Verzeichnis der für eine Reise nach Ödenburg benötigten Zugpferde und Klepper, undat. (aber wahrscheinlich 1681), ÖStA, AVA, FA Harrach, Akten, K. 2528, Konv. „Hoffutteramt, s. d., 1678–1686, Rechnungen, Korrespondenz“, unfol.; Verzeichnis des kaiserlichen Klepper- und Kut- schenstall im Jahr 1684, ebenda, unfol.; zwei undatierte (aber zwischen 1677 und 1699 angelegte) Listen der kaiserlichen Pferdezüge, ÖStA, AVA, FA Harrach, Akten, K. 2528, unfol. 269 „[…], e come universalmente disapprovata l’impropria pretentione del sopradetto ambasciatore, il quale anco per le elate pretendenze della moglie che ambiva farsi portare in segietta, ciò che non pratica l’im- peratrice; haver la precedenza dalla maggiordoma, e nulla conseguitò si è reso non poco odioso a questa corte.“ Venezianischer Botschafter Giovanni Sagredo an Doge Domenico II Contarini, Wien 1661 Oktober 30, ÖStA, HHStA, Venedig, DdG, Bd. 119, S. 92. „Anco alla moglie successe pure un altro incontro perchè fattasi portare in seggietta sopra le scale non fu incontrata dalla maggior donna dell’im- peratrice al luoco dove sostiene l’ambasciatore, che fossero accolte le mogli de suoi precessori.“ Venezia- Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
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Tragsessel in europäischen Herrschaftszentren Vom Spätmittelalter bis Anfang des 18. Jahrhunderts
Title
Tragsessel in europäischen Herrschaftszentren
Subtitle
Vom Spätmittelalter bis Anfang des 18. Jahrhunderts
Author
Mario Döberl
Editor
Alejandro López Álvarez
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2020
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20966-9
Size
17.5 x 24.7 cm
Pages
432
Categories
Geschichte Vor 1918
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