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Vor 1918
Tragsessel in europäischen Herrschaftszentren - Vom Spätmittelalter bis Anfang des 18. Jahrhunderts
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Page - 277 - in Tragsessel in europäischen Herrschaftszentren - Vom Spätmittelalter bis Anfang des 18. Jahrhunderts

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Tragsessel an den Höfen der österreichischen Habsburger 277 vor, der 1623 als Geschenk des Herzogs von Mantua für seine Schwester, Kaiserin Eleonora Gonzaga (I.), an den Wiener Hof gelangte. Da die Kaiserin plante, ihn für Jagdzwecke ein- zusetzen, ist es wahrscheinlich, dass es sich auch hierbei um einen geschlossenen Tragsessel handelte. Mehr ist aus den Quellen zu diesem Tragevehikel nicht zu erfahren. Eine Vorstel- lung vom Aussehen dieses Tragsessels kann vielleicht eine aus dem Jahr 1600 stammende Skizze jenes Tragsessels geben, den der damals regierende Herzog von Mantua verwendete (Abb. 5) – allerdings bewegen wir uns hier zugegebenermaßen auf spekulativem Terrain.282 Konkretere Angaben sind zu den sechs bis sieben durch mehrere Schriftquellen do- kumentierten Tragsesseln der Königin und späteren Kaiserin Maria Anna vorhanden.283 Der Papst schenkte ihr 1631 auf einer Zwischenstation ihrer Brautreise einen Tragsessel, der einer verglasten, rotsamtenen, mit goldenen Borten versehenen Trageselsänfte ähnlich sah, die ebenfalls Teil des umfassenden päpstlichen Präsents war. Offenbar verfügte der Tragsessel über Vorhänge, was bedingt, dass er auch eine Bedachung aufwies. Allerdings waren die Seitenwände dieses Tragsessels allem Anschein nach nicht mit Gläsern versehen. Ein anderer Tragsessel Maria Annas, den sie aus Spanien mitgebracht hatte, wies hingegen eine Verglasung auf. Bei einem dritten Tragsessel, der ursprünglich vielleicht ebenfalls aus Spanien stammte, handelte es sich um ein kleines, mit grünem Damaststoff überzogenes Tragevehikel. Ob dieser Tragsessel über einen offenen oder geschlossenen Sitzkasten ver- fügte, ist unbekannt. Für das Jahr 1631 wird in den Quellen außerdem ein grünsamtener Tragsessel erwähnt. Es lässt sich nicht mehr mit Sicherheit feststellen, ob es sich dabei um den kleinen Tragsessel mit grünem Damaststoff handelte, der möglicherweise stellenweise auch mit Samt ausstaffiert war, oder etwa um ein anderes Objekt. Über das Aussehen eines weiteren Tragsessels aus Maria Annas Besitz, der in den Quellen als „galant“ bezeichnet wurde und den sie 1634 in Passau von ihrem jüngeren Bruder, dem Kardinalinfanten Fer- dinand, geschenkt bekam, ist nichts weiter bekannt. Wiener Hofhandwerker stellten für sie im Jahr 1640 einen rotsamtenen Tragsessel her, der bei der Taufe des späteren Kaisers Leopold  I. zum Einsatz kam. Wahrscheinlich handelte es sich dabei um einen offenen Tragsessel, da diese repräsentative Tragehilfe im Inneren des Palastes verwendet wurde. 1642 wurde schließlich ein weiterer, diesmal mit schwarzer Seide bezogener Tragsessel für Maria Anna bei Wiener Handwerkern in Auftrag gegeben. Von den Tragsesseln, die Kaiser Ferdinand II. 1636 und sein Sohn, Kaiser Ferdinand III. 1653 bei den Feierlichkeiten rund um die Wahl und Krönung ihrer jeweiligen Nachfol- ger als Römische Könige benutzten, existieren mehrere Stiche (Abb. 6–8). Zu sehen sind darauf jeweils offene Tragsessel mit textilen Behängen, die im Freien unter einem Bal- dachin Verwendung fanden. Schriftliche Quellen zur Ausstattung dieser Tragsessel sind 282 Zu diesem Tragsessel siehe Kapitel 2.3. 283 Siehe dazu Kapitel 2.5. Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
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Tragsessel in europäischen Herrschaftszentren Vom Spätmittelalter bis Anfang des 18. Jahrhunderts
Title
Tragsessel in europäischen Herrschaftszentren
Subtitle
Vom Spätmittelalter bis Anfang des 18. Jahrhunderts
Author
Mario Döberl
Editor
Alejandro López Álvarez
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2020
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20966-9
Size
17.5 x 24.7 cm
Pages
432
Categories
Geschichte Vor 1918
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