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Tragsessel an den Höfen der österreichischen Habsburger 289
1704 bei drei bis vier von sieben321 und in den Jahren 1709/10 schließlich nur noch bei vier
von elf.322
Aus welchen Regionen und Städten der Apenninen-Halbinsel aber stammten die ita-
lienischen Sesselträger am Kaiserhof? Die genaue Herkunft lässt sich nur in Einzelfällen
eruieren, etwa, wenn in Bittgesuchen von Hofdienern eigens darauf hingewiesen wird.
Fallweise wurde die Herkunft von kaiserlichen Sesselträgern auch bereits in vorangegange-
nen Kapiteln erwähnt. So waren etwa die vier Sesselträger, die 1615 gemeinsam mit einem
Tragsessel aus Florenz an den Kaiserhof gelangten, Genuesen.323 Kaiserin Eleonora Gon-
zaga (I.), die sich 1623 von ihrem Bruder einen Tragsessel aus Mantua wünschte, bat ihn,
ihr entweder sechs genuesische oder sechs neapolitanische Sesselträger mitzusenden, wobei
wir in Unkenntnis darüber sind, woher die sechs nach Wien geschickten Personen letztlich
tatsächlich stammten.324 Der Hofsesselträger Domenico Contarini325 erhielt am 29. De-
zember 1650 90 Gulden rückerstattet, die er für die Anreise von zwei Männern aus Genua
ausgelegt hatte, die als Sesselträger für den Kaiserhof bestimmt waren.326 Dabei handelte es
sich offenbar um Giovanni Battista Solare und Francesco Fornero, die mit 1. Oktober 1650
321 Während die Namen der italienischstämmigen Sesselträger im gedruckten Hofstaatsverzeichnis
von 1704 in Antiquaschrift vermerkt sind (Gio. Battista Conti, Antonio Pacifici und Francesco
Carigeri), wurden die Namen der übrigen Sesselträger in Frakturschrift gedruckt (Daniel Säustahl,
Peter Thornpüchler, Johann Matthias Spacirer und Joachim Müller). Peter Thornpüchler, dessen
Name ebenfalls in Frakturschrift gesetzt ist, könnte jedoch italienischer Herkunft gewesen sein.
Siehe dazu Anm. 320. Käyserlicher und Königlicher wie auch Ertz-Hertzoglicher und dero Resi-
dentz-Stadt Wienn Staats- und Stands-Kalender / Auff das jahr M.DCCIV. Mit einem noch nie
dergleichen gesehenen Schematismo geziert (Wien o.J.), S. 191 f. Im damaligen königlichen Hof-
staat Josephs I. weisen die Namen von vier der sieben Sesselträger auf eine italienische Herkunft
hin. Ebenda, S. 205.
322 Keine Italiener waren offensichtlich Frantz Müllauer, Mathias Herschitz, Erhard Wissing, Joachim
Müllner, Philipp Dörffler, Johann Mathias Spacirer und Caspar Boschman. Staat des Käyserl.
Hoffs / von Jahr 1709. biß 1710. Ehedessen / unter dem Titl Käyserlichen und Königlichen /
wie auch Ertz-Hertzoglichen / dan dero Residenz Stadt Wienn / Staats- u. Stands-Kalender mit
einem noch nie dergleichen gesehenen Schematismo, heraus gegeben. Anderter Theil (Wien o.J.),
o.S. Zwar sind im gedruckten Verzeichnis für 1709/10 nur die Namen von Giovanni Battista und
Francesco Fagiani in Antiquaschrift gedruckt und damit als Italiener hervorgehoben, doch dürfte
auch Niclas Brandi (andernorts auch „Nicola Brandi“ genannt) und Johann Banquier (in anderen
Verzeichnissen ist ein „Giuseppe Banquier“ erwähnt, was auf einen italienischen Ursprung der
Familie schließen lässt), deren Name im gedruckten Hofstaatsverzeichnis in Frakturschrift gesetzt
ist, italienischstämmig gewesen sein. Ebenda.
323 Vgl. Kapitel 2.2.
324 Vgl. Kapitel 2.3.
325 Für Namensvarianten siehe Anm. 318.
326 ÖStA, FHKA, HZAB, Bd. 96 II, fol. 342r (1650 Dezember 29).
Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
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Tragsessel in europäischen Herrschaftszentren
Vom Spätmittelalter bis Anfang des 18. Jahrhunderts
- Title
- Tragsessel in europäischen Herrschaftszentren
- Subtitle
- Vom Spätmittelalter bis Anfang des 18. Jahrhunderts
- Author
- Mario Döberl
- Editor
- Alejandro López Álvarez
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2020
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20966-9
- Size
- 17.5 x 24.7 cm
- Pages
- 432
- Categories
- Geschichte Vor 1918