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Transdifferenz und Transkulturalität - Migration und Alterität in den Literaturen und Kulturen Österreich-Ungarns
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Alexandra Millner, Katalin Teller18 aufrechterhalten zu können (s. Milka Car: Antagonismen und [Trans-]Differenzen. August Šenoas publizistische Tätigkeit in Wien zwischen 1864 und 1866). Das Oszillieren zwischen dem Bekenntnis zu einer nationalen und/oder eth- nischen Zugehörigkeit und der Anschlussfähigkeit an ein multiethnisches Milieu zeigt sich beispielsweise in der überregionalen Zeitschrift der Siebenbürger Sach- sen, in Die Karpathen: Die hier veröffentlichten literarischen, historischen und kul- turgeschichtlichen Beiträge zeugen nicht nur von einem Drang nach ethnischer Selbstbestimmung, die in der Regel durch die Absetzung von den anderen Ethnien definiert wird, sondern auch von einem transnationalen und -ethnischen Kalkül. Dieses manifestiert sich v.a. in der Befolgung der modernistischen Tendenzen im Kulturbetrieb und in der interethnischen Vermittlerrolle der Zeitschrift (s. Enikő Dácz: Versuche der Horizonterweiterung. Identitäts- und Alteritätskonstruktionen in literarischen Zeitschriften am Beispiel der Karpathen [1907–1914]). Besonders auf- schlussreich ist in diesem Zusammenhang der stellenweise ironische Einsatz von Auto- und Heterostereotypen, durch den jener Zug der transdifferenten Textge- staltung zutage tritt, der die Offensichtlichkeit von ethnischen, Klassen- und Ge- schlechtsunterschieden durch deren Überwindbarkeit konterkariert. Vergleichbare Tendenzen lassen sich in den deutschsprachigen Presseproduk- ten der Bukowina identifizieren, wobei hier zusätzlich durch die erstarkte Frau- enbewegung Differenzen deutlich hervortreten: Die Grundmuster der ethnisch- national geprägten Loyalitätskonflikte in der Habsburger Monarchie finden sich nämlich in der Spannung zwischen konservativen und fortschrittlichen Frauen- bildern wieder. Den durch feuilletonistische Gastbeiträge importierten und von lokalen feministischen Vereinen unterstützten emanzipatorischen Ansprüchen wurden immer wieder traditionelle Rollenbilder entgegengestellt. Erst in der Zeit nach 1918, v.a. dank der Einführung des allgemeinen Wahlrechts, öffnen sich die bukowiner Zeitungen und Zeitschriften der Bukowina konsequenter jenen Prob- lemen, die beispielsweise durch die Institution der Versorgungsehe, durch die ein- geschränkten Bildungsmöglichkeiten der Frauen u.v.m. auch tagesaktuell virulent wurden (s. Cristina Spinei: Frauen und Weiblichkeitsentwürfe in der deutschsprachi- gen Presse der Bukowina). In derartigen Debatten kam, nicht nur in der Bukowina, der Professionalisie- rung des Berufs der Journalistin eine zentrale Rolle zu: Waren Schriftstellerinnen früher v.a. durch Dichtungen, Prosastücke und Feuilletons in der Presse vertreten, traten um 1900 verstärkt die Reporterinnen auf den Plan. Doch selbst wenn ih- nen ein gewisser Sonderstatus hinsichtlich ihrer Schreibweise (in der Regel wegen einer ›empfindsamen‹ Beobachtungsgabe) und mitunter auch hinsichtlich der the- matischen Gewichtung ihrer Schriften zuerkannt werden konnte – als Beispiele aus der österreichischen Reichshälfte seien die Journalistinnen Anitta Müller oder Elsa Tauber genannt –, erwies sich dies, wie das Beispiel von einigen Budapester Reporterinnen zeigt, im Betriebssystem der ungarischen Presse als irrelevant. Mit der Integration der Reporterinnen in das Tagesgeschäft der Zeitungen ging nicht nur die Übernahme von bewährten, d.h. von männlichen Kollegen bereits vorexer- zierten Rhetoriken und journalistischen Griffen einher, sondern auch die Nivel- lierung und/oder Anonymisierung ihrer ›Persona‹ sowie eine kritische Distanz- nahme zu zeitgenössischen emanzipatorischen Bestrebungen (s. Amália Kerekes: Anachronistinnen. Die Figur der Reporterin in der Budapester Presse zu Beginn des 20. Jahrhunderts).
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Transdifferenz und Transkulturalität Migration und Alterität in den Literaturen und Kulturen Österreich-Ungarns
Title
Transdifferenz und Transkulturalität
Subtitle
Migration und Alterität in den Literaturen und Kulturen Österreich-Ungarns
Authors
Alexandra Millner
Katalin Teller
Publisher
transcript Verlag
Date
2018
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-8394-3248-8
Size
15.4 x 23.9 cm
Pages
454
Keywords
transdifference, transculturality, alterity, migration, literary and cultural studies, Austria-Hungary, Transdifferenz, Transkulturalität, Alterität, Migration, Literatur- und Kulturwissenschaften, Österreich-Ungarn
Category
Kunst und Kultur
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