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Transdifferenz
Zur literaturwissenschaftlichen Anwendung
soziologisch-kulturwissenschaftlicher Konzepte auf deutschsprachige Texte
von Migrantinnen Österreich-Ungarns1
Alexandra Millner
Ein beachtlicher Teil der deutschsprachigen Autorinnen der späten Habsburger
Monarchie (1867–1918) verfügte über Migrationserfahrung. Die meisten von ihnen
stammten aus den Peripherien Österreich-Ungarns und (binnen-)migrierten – aus
den unterschiedlichsten Gründen – meist in die Großstadt: neben Wien (Marie
Eugenie delle Grazie aus dem Banat) und Budapest (Marie Roda Roda aus Osijek/
Eszék/Esseg) auch nach Prag/Praha (Marie Holzer aus Czernowitz/Tschernowitz/
Cernăuți/Czerniowce). Andere wechselten zwischen urbanen Zentren (Auguste
Hauschner von Prag/Praha nach Berlin, Irma von Troll-Borostyáni von Salzburg
nach Budapest, Elsa Asenijeff (eigentl. Elsa Maria Packeny) von Wien über Sofia
nach Leipzig, Grete Meisel-Heß von Prag/Praha über Wien nach Berlin, Berta Kat-
scher lebte u.a. in Budapest, London, Berlin, Wien), einige verließen die Zentren,
wenn auch nur temporär (Bertha von Suttner lebte in Georgien, Ada Christen in
der ungarischen Provinz, Alice Schalek in Südamerika und den Dolomiten). Die
Geschichten, die in vielen ihrer Texte erzählt werden, sind häufig an jenen peri-
pheren Orten der Habsburger Monarchie angesiedelt, aus denen die Autorinnen
ursprünglich stammten, beziehungsweise an den temporären Aufenthaltsorten
ihrer Reisen.2
Im Fokus der Untersuchung steht die Frage, ob und wie sich das Erfahrungs-
wissen der migrierten oder reisenden Autorinnen in Bezug auf ihr Herkunftsland
beziehungsweise ihr Reiseziel als literarisches Differenzmerkmal niederschlägt.
Werden Identität und Differenz, das Eigene und das Fremde auf besondere Wei-
se thematisiert? Führt die Notwendigkeit einer diesbezüglichen Neuperspektivie-
rung zu ästhetischen Innovationen und/oder einer neuen gesellschaftskritischen
1 | Die folgenden Ausführungen basieren auf den Forschungsarbeiten des FWF-Habilita-
tionsprojekts (V260-G15) im Rahmen des Elise Richter-Programms, das vom 1.10.2012 bis
20.3.2015 und vom 1.2.2016 bis 10.8.2016 am Institut für Germanistik der Universität Wien
durchgeführt wurde. Für die fruchtbare Kooperation danke ich Katalin Teller.
2 | Zu genaueren Informationen bezüglich der Migrationsbewegung der Autorinnen vgl. die
Projekt-Datenbank: www.univie.ac.at/transdifferenz (zuletzt eingesehen am 12.8.2016).
Transdifferenz und Transkulturalität
Migration und Alterität in den Literaturen und Kulturen Österreich-Ungarns
- Title
- Transdifferenz und Transkulturalität
- Subtitle
- Migration und Alterität in den Literaturen und Kulturen Österreich-Ungarns
- Authors
- Alexandra Millner
- Katalin Teller
- Publisher
- transcript Verlag
- Date
- 2018
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-3248-8
- Size
- 15.4 x 23.9 cm
- Pages
- 454
- Keywords
- transdifference, transculturality, alterity, migration, literary and cultural studies, Austria-Hungary, Transdifferenz, Transkulturalität, Alterität, Migration, Literatur- und Kulturwissenschaften, Österreich-Ungarn
- Category
- Kunst und Kultur