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Transdifferenz und Transkulturalität - Migration und Alterität in den Literaturen und Kulturen Österreich-Ungarns
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Alexandra Millner28 zeichnen.9 Danach wird Identität als unerreichbares Desiderat aufgefasst und somit zum steten »Fluchtpunkt der Bewegung des Selbstverhältnisses«.10 Identität würde sich demnach v.a. über die soziale Praxis »sprachlich, diskursiv und reflexiv« sowie über Handlungen vermitteln.11 In literarischen Darstellungen scheiternder innovativer sozialer Praxen bezie- hungsweise Selbstbestimmungsversuche kommen jene sozialen Spannungen zum Ausdruck, die sich aus dem Wechselspiel der Modernisierungs- und konservativ- restaurativen Kräfte innerhalb der Gesellschaft Österreich-Ungarns ergeben. Der Übergang »von einer traditionalen, agrarischen, hierarchisch organisierten Stän- deordnung zu einem modernen, bürokratischen, industriellen, klassenbasierten, formal aber demokratischen System«12 stellte für die einen die Möglichkeit der Be- freiung, für die anderen eine Bedrohung und Verunsicherung dar – ein Phänomen, das auch in dem im Zusammenhang mit der Moderne um 1900 vielbeschworenen Krisenbewusstsein der Zeit zum Ausdruck kommt. 1.2 Erfahrungswissen Warum kann das Erfahrungswissen von Schriftstellerinnen mit Migrations- und Reiseerfahrung diesem inhaltlichen Innovationspotenzial förderlich sein? Der ethnografischen Mode folgend, war es im Laufe des 19. Jahrhunderts zu einer Welle an ethnografisch-(populär)wissenschaftlichen Publikationen gekom- men, und auch in der Literatur erfreute sich das Motiv des Fremden immer größe- rer Beliebtheit.13 Das Interesse am Unbekannten und Exotischen hatte zum einen mit Entdeckergeist und mit der aufgrund der neuen individuellen Reisemöglich- keiten steigenden Mobilität zu tun, zum anderen aber auch mit dem anwachsenden Imperialismus und Kolonialismus der europäischen Großmächte. Schließlich wur- de in der Literatur die Darstellung des Exotischen dahingehend instrumentalisiert, dass durch Übertragung des geografischen auf das sozial Exotische die so genann- te soziale Frage auf »romanhafte« Art und Weise veranschaulicht werden konnte.14 Im multiethnischen Gefüge Österreich-Ungarns, das zwar keine Kolonialmacht war, in dem aber durch die kulturelle Vereinnahmung ethnischer Minderheiten 9 | Renn, Joachim/Straub, Jürgen: Transitorische Identität. Der Prozesscharakter moderner personaler Selbstverständnisse. In: dies. (Hg.): Transitorische Identität. Der Prozesscharak- ter des modernen Selbst. Frankfurt a.M./New York: Campus 2002, S. 10-31, hier S. 10. 10 | Ebd. 11 | Vgl. ebd., S. 15. 12 | Degele, Nina/Dries, Christian: Modernisierungstheorie. Eine Einführung. München: Fink 2005, S. 10. 13 | Zur Verquickung von Ethnografie und Literatur im 19. Jahrhundert vgl. Honold, Alexan- der: Das Fremde verstehen – das Verstehen verfremden: Ethnographie als Herausforderung für Literatur- und Kulturwissenschaft. In: Trans 1 (September 1997), www.inst.at/trans/1Nr/ honold.htm (zuletzt eingesehen am 31.10.2014). 14 | Vgl. Adler, Hans: Die Prägnanz des Dunklen. Gnoseologie – Ästhetik – Geschichtsphilo- sophie bei Johann Gottfried Herder. Hamburg: Meiner 1990, S. 155.
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Transdifferenz und Transkulturalität Migration und Alterität in den Literaturen und Kulturen Österreich-Ungarns
Title
Transdifferenz und Transkulturalität
Subtitle
Migration und Alterität in den Literaturen und Kulturen Österreich-Ungarns
Authors
Alexandra Millner
Katalin Teller
Publisher
transcript Verlag
Date
2018
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-8394-3248-8
Size
15.4 x 23.9 cm
Pages
454
Keywords
transdifference, transculturality, alterity, migration, literary and cultural studies, Austria-Hungary, Transdifferenz, Transkulturalität, Alterität, Migration, Literatur- und Kulturwissenschaften, Österreich-Ungarn
Category
Kunst und Kultur
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