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Alexandra
Millner34
Tabelle 1: Soziale Kategorien
Figur Generation Gender Konfession körperliche
Verfassung Bildung Profession
Rahel Kind (9 Jahre) weiblich jüdisch gesund gering –
Erzählerin intradiegetisch:
jung (»ein hal-
bes Kind«)
extradiegetisch/
Erzählgegen-
wart:
mehrere Jahre
älter weiblich christlich gesund gering
>
mittel Schauspie-
lerin
Liese/Lea jung
(ca. 20 Jahre) weiblich christlich >
jüdisch gesund steigt
an >
mittel Schau-
spielerin >
Bäuerin
Rafael jung
(ca. 20–25 Jahre) männ-
lich jüdisch gesund hoch Hauslehrer
> Bauer
Jakob alt männ-
lich jüdisch gesund – Hausierer
Jakobs
Frau alt weiblich jüdisch krank >
Tod gering Hausfrau
Die Bestimmung sozialer Kategorien ermöglicht die Kontextualisierung der his-
toire in einem überindividuellen gesellschaftspolitischen Kosmos. Die Figuren
können in Bezug auf überschneidende soziale Kategorien miteinander in Bezug
gesetzt und verglichen werden; über soziale Kategorien können aber auch soziale
Gruppen, denen sich bestimmte Protagonisten und Protagonistinnen zugehörig
fühlen, greifbar werden. Die unterschiedlichen Haltungen und Meinungen der In-
dividuen bezüglich eines im Narrativ entwickelten Konfliktes machen individuelle
Diskurspositionen sichtbar.
Unter Berücksichtigung der sozialen Kategorien würde eine Kürzestwiederga-
be des Plots folgendermaßen lauten müssen:
Inhaltsangabe 2: soziale Kategorien
Ada Christens Prosaskizze Rahel handelt vom Gastaufenthalt zweier junger christ-
licher Wanderschauspielerinnen bei einer armen jüdischen Familie. Während die
jüngere der beiden sich nach dem Tod der alten Frau um die verwaiste Enkeltochter
kümmert, dabei aber auf Distanz zur fremden jüdischen Kultur bleibt, trifft die
andere (Liese) im Sohn des Hauses ihre große Liebe wieder und konvertiert zum
Judentum, um seine Frau werden zu können.
Diese Kurzfassung wirft allerdings zwei Fragen auf:
1. Was ist die Ursache von divergierendem Verhalten bei überschneidenden Kate-
gorien? In Bezug auf Rahel hieße dies: Was unterscheidet die beiden jungen
Frauen – abgesehen von der Liebe zu Rafael – voneinander, sodass sie auf die
ihnen fremde jüdische Kultur so unterschiedlich reagieren?
2. Was sind Ursache und Auswirkung von Neupositionierungen innerhalb einer
sozialen Kategorie? Welche Aussagekraft haben diese individuellen Verände-
rungen?
Transdifferenz und Transkulturalität
Migration und Alterität in den Literaturen und Kulturen Österreich-Ungarns
- Title
- Transdifferenz und Transkulturalität
- Subtitle
- Migration und Alterität in den Literaturen und Kulturen Österreich-Ungarns
- Authors
- Alexandra Millner
- Katalin Teller
- Publisher
- transcript Verlag
- Date
- 2018
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-3248-8
- Size
- 15.4 x 23.9 cm
- Pages
- 454
- Keywords
- transdifference, transculturality, alterity, migration, literary and cultural studies, Austria-Hungary, Transdifferenz, Transkulturalität, Alterität, Migration, Literatur- und Kulturwissenschaften, Österreich-Ungarn
- Category
- Kunst und Kultur