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Transdifferenz und Transkulturalität - Migration und Alterität in den Literaturen und Kulturen Österreich-Ungarns
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Tamara Scheer166 Stämmen entsprossen«.28 Die Reduzierung des Anteils der Deutschen bei Deák geschah allerdings nur bedingt zugunsten der anderen Nationalitäten. Tatsächlich führte er zwei neue Kategorien ein: »unbekannt« und »gemischte Nationalität«. Diese machten immerhin zusammengerechnet stolze 17,4 Prozent aus. Damit landeten sie auf Platz zwei hinter den Deutschen mit 55 Prozent, gefolgt von den Ungarn (9,1 Prozent) und den Tschechen (8,1 Prozent).29 Nach Kriterien wie Geburtsort, Name, Religion und Sprachkenntnisse behan- delten auch die Schreiber der Selbstzeugnisse ihre Kameraden. Insbesondere dann, wenn es hier zu Abweichungen von der Erwartungshaltung kam, wurden diese niedergeschrieben. Es ist daher schwer nachzuvollziehen, ob sich der Dienstalltag tatsächlich unaufhörlich um dieses Thema drehte oder es sich in den Selbstzeug- nissen nur deshalb häufig findet, weil es etwas Besonderes war und deshalb für wert befunden wurde, niedergeschrieben zu werden. Der Reserveoffizier Robert Nowak schrieb über seine Kameraden: Bei den Unterabteilungen, Kompanien, Batterien, Eskadronen – wo man einander kannte, wusste natürlich jeder, wer Deutscher, Magyare, Tscheche usw. war, aber darüber gab es keine schriftlichen Aufzeichnungen. Aufgrund der Namen konnte die Nationalität nicht fest- gestellt werden, denn viele, die slawische, magyarische oder andere fremdsprachige Namen trugen, fühlten sich als deutsche Österreicher, andererseits gab es bei Slawen, Magyaren etc. Träger deutscher Namen, die überzeugte Tschechen, Magyaren, Polen usw. waren.30 Auch in der literarischen Verarbeitung findet sich eine ähnliche Behandlung der Thematik. Das gängige Resümee war, dass nach dem Namen und dem Sprachge- brauch häufig nicht auf eine ethnische Zugehörigkeit geschlossen werden könne. In seinem Roman Armee im Schatten (1932) beschrieb Bodo Kaltenboeck sein Ka- meradenumfeld folgendermaßen: Da ist Leutnant Törös – Ungar, Stockungar, der das Deutsche nur schwer und mit dem klang- voll männlichen Akzent des Magyaren spricht. Dort der Sanitätsfähnrich mit dem tschechi- schen Namen Adamek ist Pole; er spricht fließend deutsch, das ihm näherstehende Slove- nisch jedoch schwerfällig. Der dritte ist ein tschechischer Fähnrich mit dem gut deutschen Namen Herzog. Er singt das Deutsche flüssig mit dem fremdartigen Klang, der seiner Mutter- sprache eigen ist. Oberleutnant Goglia kommt von den Triestinern; er ist Italiener, spricht jedoch deutsch und kroatisch genau so flüssig wie sein Italienisch.31 Hauptmann Martin Wohlgemuth diente in den 1880er Jahren in Bosnien-Hercego- vina. Sein Offizierskamerad Adolf Stillfried von Rathenitz bezeichnete ihn »trotz 28 | Auffenberg-Komarów [Moritz von]: Aus Österreichs Höhe und Niedergang. Eine Lebens- schilderung. München: Drei Masken 1921, S. 510. 29 | Vgl. Deák: Der K.(u.)K. Offizier, S. 222f. 30 | ÖStA/KA/Nachlasssammlung [NL], B/726, Nr. 1, Robert Nowak: Die Klammer des Reichs. Das Verhältnis der elf Nationalitäten Österreich-Ungarns 1915 (maschinenschr. Ms., o.D. in jedem Fall nach dem Zweiten Weltkrieg), S. 9-10. 31 | Kaltenboeck, Bodo: Armee im Schatten. Die Tragödie eines Reiches. Innsbruck/Wien/ München: Tyrolia 1932, S. 14.
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Transdifferenz und Transkulturalität Migration und Alterität in den Literaturen und Kulturen Österreich-Ungarns
Title
Transdifferenz und Transkulturalität
Subtitle
Migration und Alterität in den Literaturen und Kulturen Österreich-Ungarns
Authors
Alexandra Millner
Katalin Teller
Publisher
transcript Verlag
Date
2018
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-8394-3248-8
Size
15.4 x 23.9 cm
Pages
454
Keywords
transdifference, transculturality, alterity, migration, literary and cultural studies, Austria-Hungary, Transdifferenz, Transkulturalität, Alterität, Migration, Literatur- und Kulturwissenschaften, Österreich-Ungarn
Category
Kunst und Kultur
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