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Transdifferenz und Transkulturalität - Migration und Alterität in den Literaturen und Kulturen Österreich-Ungarns
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Tymofiy Havryliv178 Aleksander Puškin in Russland. Das allen drei Einträgen Gemeinsame ist die Be- zeichnung »ukrainischer Schriftsteller«, wobei dem »Schriftsteller« im polnischen Eintrag noch »Dichter« vorangestellt wird. In diesen beiden Einträgen wird »Dich- ter« expliziert, wobei die Art der Explikation auf unterschiedliche Konnotationen schließen lässt. Gern wird spekuliert, was gewesen wäre, wenn Ivan Franko Professor an der Lemberger Universität geworden wäre. Ob er dann weniger belletristische Texte und mehr wissenschaftliche Aufsätze geschrieben beziehungsweise gar auf die Schriftstellerei verzichtet hätte? Frankos Biografie, sein Briefwechsel, seine Selbst- zeugnisse, die Chronologie seines Schaffens und Wirkens legen nahe, dass er bei- des war, Schriftsteller und Gelehrter, dass diese zwei Beschäftigungen einander ergänzten, ja vielleicht sogar einander bedurften, genauso wie seine sozialen und politischen Aktivitäten ihm ausreichend Stoff für seine literarischen Texte geliefert hatten. Im Rahmen der sozialen Emanzipation wurde der Bildung ein immer wichti- gerer Platz in den galizischen Familien eingeräumt. In diesem Sinne war die zwei- te Hälfte des 19. Jahrhunderts tatsächlich eine Umbruchzeit. Frankos Lebenslauf ist beispielhaft hierfür. Zwei Jahre besuchte er eine Dorfschule, drei weitere Jahre die vierklassige Normalschule im Basilianerkloster in Drohobycz/Drohobych, an- schließend das Realgymnasium ebendort, das er 1875 »mit vorzüglichen Noten aus allen Gegenständen«11 absolvierte. Sein Studium der klassischen Philologie und der ukrainischen Sprache und Literatur an der Lemberger Universität wurde durch eine Verhaftung im Juli 1877 im Zusammenhang mit seinem öffentlichen Enga- gement unterbrochen. Um seine Universitätsausbildung abzuschließen, ließ sich Franko für das Sommersemester 1892 an der Universität Czernowitz inskribieren. »Seit 1889 neigte ich mehr zur wissenschaftlichen Arbeit«, bekennt sich Franko in seiner für Herders Konversations-Lexikon verfassten autobiografischen Skizze. In der Franko-Forschung gilt 1889 als das Jahr, in dem Ivan Franko den Beschluss fasste, eine Promotion in Wien anzustreben. In diesem Jahr erfuhr Franko, dass Vatroslav Jagić, Professor an der Wiener Universität, im Gespräch mit einem nicht näher ge- nannten Lemberger die Ukrainer ermuntert haben soll, Slavistik zu studieren, und ihnen versprochen haben soll, bei der Beschaffung von Stipendien behilflich zu sein.12 Da dieses Jahr eine von Ivan Franko selbstgewählte Zäsur darstellt, wäre es angebracht, sich genauer anzusehen, was er bislang geschrieben beziehungsweise erwirkt hat. Frankos literarische Betätigung geht der wissenschaftlichen voraus: Bereits 1874 war sein Gedicht Ein Volkslied und 1875 die Erzählung Petriї i Dov- buščuky entstanden. Bis 1889 war Franko Autor vielbeachteter literarischer und wis- senschaftlicher Arbeiten, fand sowohl als Schriftsteller als auch als Wissenschaft- ler Akzeptanz, wenngleich seine poetischen und belletristischen Werke sich im Vergleich zu seiner wissenschaftlichen Tätigkeit eines breiteren Echos erfreuten. 11 | Franko: Autobiographie, S. 35. 12 | Den Beziehungen zwischen Jagić und Franko geht Tetjana Mańkovśka im Punkt 3.2. des dritten Teiles ihrer Dissertation nach, vgl. Mańkovśka, Tetjana: Problemi lingvoukrainistiki v naukovyj spadśćini V. Jagića [Probleme der linguistischen Ukrainistik im wissenschaftlichen Nachlass von V. Jagić]. Unveröffentlichte Dissertation, Kiev 2005. Näheres vgl. http://lib. npu.edu.ua/full_txt/MANLIN-2007/st%2096-154.pdf (zuletzt eingesehen am 6.5.2016).
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Transdifferenz und Transkulturalität Migration und Alterität in den Literaturen und Kulturen Österreich-Ungarns
Title
Transdifferenz und Transkulturalität
Subtitle
Migration und Alterität in den Literaturen und Kulturen Österreich-Ungarns
Authors
Alexandra Millner
Katalin Teller
Publisher
transcript Verlag
Date
2018
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-8394-3248-8
Size
15.4 x 23.9 cm
Pages
454
Keywords
transdifference, transculturality, alterity, migration, literary and cultural studies, Austria-Hungary, Transdifferenz, Transkulturalität, Alterität, Migration, Literatur- und Kulturwissenschaften, Österreich-Ungarn
Category
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