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Transdifferenz und Transkulturalität - Migration und Alterität in den Literaturen und Kulturen Österreich-Ungarns
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Ingrid Puchalová 200 von Vätern und Ehegatten gegenüber Töchtern beziehungsweise Gattinnen wur- den eingeschränkt, sodass Frauen seit 1874 nach dem Erreichen der Volljährigkeit (24. Lebensjahr) beziehungsweise nach der Heirat als selbstständige Rechts- personen auftreten konnten. Die veränderte legislative Stellung der Frauen, die von gesamtungarischen Frauenvereinen geförderten modernen Vorstellungen von den Aufgaben der Frauen in der Gesellschaft sowie der soziale Wandel lösten eine grundsätzliche Reform der Mädchen- und Frauenbildung aus. Zwei der in dieser Studie behandelten Autorinnen übten bereits den Lehrerinnenberuf aus – Emma Seltenreich und Karoline Schmid-Fasser. Der Abstieg von der gut versorgten Tochter aus bürgerlichem Haus zur Frau, die selbstständig für ihren Lebensunterhalt (und häufig auch den der Geschwis- ter beziehungsweise der Mutter) sorgen muss, wird teilweise auch in den von uns untersuchten Texten thematisiert, z.B. in der Erzählung Jugendfreundschaft von Karoline Fasser-Schmid, die 1922 in der Grazer Verlagsbuchhandlung Styria zu- sammen mit der nach einem französischen Original nacherzählten Geschichte Insʼ Geleise herausgegeben wurde.34 Vor dem Hintergrund der Kriegsereignisse wird die Geschichte einer ungleichen, aber wahren Jugendfreundschaft zweier Schüle- rinnen an einer Lehrerinnenbildungsanstalt erzählt. Rosa lebt mit ihrer Mutter in sehr bescheidenen Verhältnissen, Emma entstammt dagegen einer gut situierten Offiziersfamilie, von der Rosa und ihre Mutter großzügig unterstützt werden. Als Emmas Vater als Major im Krieg fällt, hat das für die hinterbliebene Tochter und deren Mutter fatale Folgen. In ihrer komplizierten finanziellen und sozialen Not- lage vermittelt Rosa ihrer Freundin eine Stelle an einer Knabenschule, an der sich Emma relativ schnell einlebt und »durch ihre energische, feste Haltung bald Auto- rität gegenüber der etwas wilden männlichen Jugend schafft«35 und so für sich und ihre Mutter sorgen kann. Karoline Fasser-Schmid skizziert das Bild zweier Mäd- chen auf ihrem Weg von der Ausbildung zur Berufstätigkeit, den sie unabhängig von einer Eheschließung machen. Auch wenn Berufstätigkeit als positive Chance für die Frau thematisiert wird, sehnen sich die beiden Mädchen nach Glück in der Familie und streben die Eheschließung an. Ihre Partner stammen aus der gleichen sozialen Schicht. Rosa heiratet ihren Literaturlehrer. Emma trifft sich mit Kurt Wolter, dem Sohn eines Obersts. Die deutschschreibenden Autorinnen aus dem Gebiet der heutigen Slovakei entwickeln in ihren Skizzen und Erzählungen eine Reihe von Frauenfiguren, die einem bestimmten Einheitsschema gehorchen und kaum durch Individualität und Charakter gekennzeichnet sind. Gemeinsam ist ihnen, dass sie in einem bürger- lichen beziehungsweise in einem von bürgerlichen Werten geprägten Milieu an- gesiedelt sind. Die Autorinnen behandeln Themen der Liebes- und Partnerprob- lematik sowie der Berufstätigkeit. Während Berta Katscher überwiegend positive Lösungen anbietet, taucht in den Texten von Karoline Fasser-Schmid auch das tra- gische oder ambivalent offene Ende auf. Eine Besonderheit ist dabei allerdings zu beobachten: Obwohl in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in der literarischen Produktion die Gestaltung des Themas »bürgerliche Versorgungsehe« einen re- 34 | Vgl. Fasser-Schmid, Karoline: Jugendfreundschaft. In: dies.: Jugendfreundschaft. In’s Geleise. Graz/Wien: Styria 1922, S. 5-37. 35 | Ebd., S. 33.
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Transdifferenz und Transkulturalität Migration und Alterität in den Literaturen und Kulturen Österreich-Ungarns
Title
Transdifferenz und Transkulturalität
Subtitle
Migration und Alterität in den Literaturen und Kulturen Österreich-Ungarns
Authors
Alexandra Millner
Katalin Teller
Publisher
transcript Verlag
Date
2018
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-8394-3248-8
Size
15.4 x 23.9 cm
Pages
454
Keywords
transdifference, transculturality, alterity, migration, literary and cultural studies, Austria-Hungary, Transdifferenz, Transkulturalität, Alterität, Migration, Literatur- und Kulturwissenschaften, Österreich-Ungarn
Category
Kunst und Kultur
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