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Über Bücher reden - Literaturrezeption in Lesegemeinschaften
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© 2021 V&R unipress, Brill Deutschland GmbH ISBN Print: 9783847113232 – ISBN E-Lib: 9783737013239 1 DasWissenderanderen Praxisgemeinschaften sind keine geschlossenen, autarken Entitäten, sondern existierenineinemkonkretensozialenundkulturellenKontext,17 fürLesekreise istdergrößereBezugsrahmendasliterarischeFeld.Auchwennessichumnicht- professionelle LeserInnen handelt, sind Mitglieder von Literatur-Lesekreisen, wie wir sie untersuchten, mit dessen Konventionen undWerten –mehr oder weniger–vertraut, siewissenumdieunterschiedlicheKlassifikationvonTexten unddendamit verbundenenDistinktionsgewinn.18DieseEinflüsseundBezüge wirkenindenDiskussionenvonLesekreisenimplizit.AmAnfangderTreffenvon Lesekreisen steht jedoch in der Regel ein Ritual, das sehr deutlich Lern- und Bildungssituationen, Kontexte expliziter Wissensvermittlung evoziert. Je ein Mitglied stellt das in der Sitzung davor gewählte Buchmittels recherchierter Informationen,mittelsZugriffes aufWissenanderer, nicht zumKreis gehören- derPersonenvor.DiesenAbschnittdesTreffensbelegendieLesekreiseselbstmit BegriffenwieVortragundReferat,Mitgliederneckeneinander,wennvorberei- teteUnterlagenschulischoder sehrprofessionell aussehen, alswürdemandem didaktischenAspektnicht zuvielRaumgebenwollen. Die Suche nach Informationen geschieht vorwiegend im Internet mittels Suchmaschine (Google); Angaben zu Biografie undWerk – oft illustriert mit AutorInnen-Fotos–werden amhäufigsten ausWikipedia zitiert, aber auch et- waige AutorInnen-Homepages werden besucht.Man paraphrasiert und zitiert Texte, dieWertungen anderer AkteurInnen des Feldes enthalten: In der Regel handelt es sich um Rezensionen – Feuilleton und Online-Plattformen wie Amazon–, aber auchVerlags-PR.19 DasBedürfnis, dieLektüreumparatextuelle Informationenzuerweitern, ist ausgeprägt, häufig beklagen Mitglieder, es gäbe zu wenig zu finden, in Aus- nahmefällen wird die Schuld bei sich selbst gesucht,20 häufiger eine geringe Ausbeute alsEntscheidungzurückhaltenderAutorInnengedeutet,wenigpreis- zugeben. Die Interpretation der Paratexte bietet Gelegenheit, Vertrautheit mit denRegeln des literarischen Feldes zu demonstrieren. So dienen etwa Erwäh- nungen von Preisen und Auszeichnungen allen Kreisen der Bewertung einer 17 Wenger spricht sinnigerweisevon „landscapesofpractice“.Vgl.Wenger2015. 18 SieheauchMoserD.,„Buchauswahl“, indiesemBand,S. 55. 19 Wie das von deutschen Verlagen für Lesekreise nun zur Verfügung gestellte Material (s. Moser /Dürr,„Einleitung“, indiesemBand,S. 4ff)hier integriertwird,werdenkünftigen Studien zeigen. Für den angloamerikanischen Raum gibt es erste Belege dafür, vgl. etwa RehbergSedo2003. 20 Vgl. etwa „Bw1: Ja, es ist schade, dassmanvon IHRsogarnichts/ oder ICH jedenfalls/ Ich weißnicht, vielleicht sindda andereMenschen geschickter. Dasmag schon sein.“ (G3/D2, Z. 164) ClaudiaDürr70 Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
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Über Bücher reden Literaturrezeption in Lesegemeinschaften
Title
Über Bücher reden
Subtitle
Literaturrezeption in Lesegemeinschaften
Author
Doris Moser
Editor
Claudia Dürr
Publisher
V&R unipress
Date
2021
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-7370-1323-9
Size
15.5 x 23.2 cm
Pages
262
Category
Lehrbücher
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