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Über Bücher reden - Literaturrezeption in Lesegemeinschaften
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© 2021 V&R unipress, Brill Deutschland GmbH ISBN Print: 9783847113232 – ISBN E-Lib: 9783737013239 Erfahrungsreservoir,dassichproduktivniederschlägt, führtzurEntstehungund Entwicklung spezifischer Fähigkeiten. Niemand wird zum geübten Leser, zur geübten Leserin, ohne viel zu lesen. DieVerpflichtung dazu stellt ein häufiges Motiv füreinenLesekreisbeitrittdar.DasGefühlkonkreterWissenslückenführt hingegen –wohl auch nicht zuletzt aus Anlass und in Vorbereitung auf an- schließende Diskussionen mit anderen – dazu, dass individuell weitere Res- sourcenmobilisiert, zusätzlicheWissensbestände gesucht werden, etwa durch Recherche undLektüreweiterer Texte (andere Publikationen der betreffenden SchriftstellerInnen, Epitexte wie Nachwörter und Klappentexte, Sekundärlite- ratur,…), dieÜberprüfung von (historischen) Informationen im Internet, das Gespräch mit Freunden oder Familie (abseits der Lesegruppentreffen) oder schlichtwegdasNachschlagenvonBegriffen inLexikaundWörterbüchern. DieAuswertungdertranskribiertenLesegruppendiskussioneninHinblickauf dieKorrelationvonAussagenüberdenLeseprozessundsolchenüberdenText42 zeigt eineArtDilemmaoderHerausforderung:DieMitglieder der vonunsun- tersuchten Lesekreise präferieren überwiegend eine involvierte Lektüre. Sie wollen–sodieAuskünftemittelsFragebogenerhebungundindenDiskussionen – inLektürenhineinkippen,sicheinem„Sog“ausgesetztfühlen,inRomanwelten hineingezogenwerden.Diese SchilderungenentsprechenweitgehenddemPhä- nomen der Immersion,43Marie-Laure Ryan hat anschaulich beschrieben, dass „immersive theories of reading presupposes a relative transparency of theme- dium.Whenreadersarecoughtupinastory, theyturnthepageswithoutpaying toomuchattention to the letterof the text:what theywant is theplot, the least language-dependentdimensionofnarrative communication.“44 Gleichzeitig hegen Mitglieder von Lesekreisen, imWissen um die auf die Lektüre folgendeAnschlusskommunikation, das Bedürfnis, über denText und ihreLektüreerfahrung sprechenzukönnen.UmdieWahrnehmung fürverbali- sierbareAspektezuschärfen,bedarfeseines(zeitweisen)Heraustretensausdem Fluss, einer gewissen Distanz. Nicht zufällig enthalten Erzählungen des Lese- prozesses häufig einMoment derVeränderung (zuerst/dann) oder die Erwäh- nungvonIrritationsmomenten.WennLesendedieDistanznichtselbstherstellen wollen,umnichtausdemFlowzugeraten,bleibtjenes ‚Herauskippen‘,dasdurch innere oder äußere Faktoren bewirkt wird, als natürlicheMöglichkeit des In- nehaltens.DaspositivbesetzteLesen ‚ineinemZug‘kanndazuführen,dassman einBuchschnell und involviert ausgelesenhat, aber amEndenichtsnotiert hat undwenigeDetails erinnert. 42 Kategorien-Übersicht sieheMoserD., „Bedeutungen“, indiesemBand. 43 Vgl.Ryan1999. 44 Ebd., S. 117. ClaudiaDürr76 Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
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Über Bücher reden Literaturrezeption in Lesegemeinschaften
Title
Über Bücher reden
Subtitle
Literaturrezeption in Lesegemeinschaften
Author
Doris Moser
Editor
Claudia Dürr
Publisher
V&R unipress
Date
2021
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-7370-1323-9
Size
15.5 x 23.2 cm
Pages
262
Category
Lehrbücher
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