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Über Bücher reden - Literaturrezeption in Lesegemeinschaften
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© 2021 V&R unipress, Brill Deutschland GmbH ISBN Print: 9783847113232 – ISBN E-Lib: 9783737013239 derEdith hat.Das „Ja, aber“ auf derEinleitungsposition ihrerÄußerungnutzt sie,umdasThemawiederaufzunehmen(„Ja,aber“wirdüblicherWeiseauchzur Einführung neuer Themen genutzt) und einen Einwand zu äußern – „ja“ si- gnalisiert hier keinen Zuspruch, sondern bleibt aufgrund seiner Polyfunktio- nalität vage.48 Bw1 widerspricht Bw7 nun explizit: Stoners Frau „war schon wichtig“,denn„diehatjaseinLebenzerstört“.EsfolgtdieZustimmungvonBm1, Bw5stimmtzwarauchzu, schwächtdieÄußerungaberbereitsab:„Diehat sein Leben sehr geprägt.“ Bw1 untermauert ihre Ansicht: Edith habe Stoner schließlichausNeid„dieTochterentzogen“,was„jadasSchlimmsteüberhaupt“ gewesen sei. Diese Aussage findet beim Rest der Gruppe keine explizite Zu- stimmung, auch Bw4 und Bw6, die sich in dieser Passage zu Wort melden, schwächenweiterab.Bw4vermeidetes,überEdithzusprechen,undbeziehtsich aufStoner:„UnddashaterauchmiteinerstoischenRuhehingenommen“.Auch Bw6 fokussiert auf Stoner in ihrer Äußerung, die inhaltlich Bw4 entspricht: Stoner habenicht aufbegehrt, „das ist eigentlichunverständlich, oder?“. Durch das „oder?“ wird nach Bestätigung gesucht, aber niemand aus der Gruppe schließt direkt an, die Frage wird eventuell aufgrundmehrerer gleichzeitiger Wortmeldungennichtbewusstwahrgenommen. Bw7 geht auch nicht auf Edith ein, sondern auf das vonBw1 imNebensatz aufgeworfene Thema, und stellt (beim dritten Anlauf) fest: Sie habe Stoners „Leben nicht als ein zerstörtes“ empfunden. Dadurch vermeidet sie das ur- sprünglicheThema–wiewichtigEdithsEinfluss ist–, kannaberdieÄußerung imNebensatzvonBw1explizitdurcheinenWiderspruchabschwächen(mitder entsprechendenVorsicht durch die Ich-Formulierung). Daraufhin lenkenBw1 (undBm1)nochwährendBw7sÄußerungein(Bw1:„Nein,ehnicht“ /Bm1:„für ihnnicht“)undweichenvon ihrerursprünglichenMeinungab. Bw1kann inderGruppe von ihrer ursprünglichenAussage abrücken, ohne ihrePositionaufsSpielzusetzen.Sie fühltsichvielleichtsogardazuverpflichtet, ihre Einschätzung zu ändern, als sie die zunehmende Abschwächung durch andereGruppenmitglieder bemerkt, und stimmtexplizit zu: „Stimmt, ja.// Zer- stört hat sie esnicht“, verleiht aber ihrerursprünglichenMeinung–wennauch wesentlichabgeschwächt–durchdenNachtrag„abersiehatallesprobiert“doch nocheinmalAusdruck.Gleichzeitig zeigensichdieanderenGruppenmitglieder kooperativundvermeidenexplizitenWiderspruch, sondernwidersprechennur indirekt und gehen auf Teilaspekte der Äußerung von Bw1 ein, wie in dieser Passage generell keine direkten Ansprachen oder Bezugnahmen aufeinander stattfinden. Nicht nurBw1hat ihreÄußerung abgeschwächt, auchBw7 ist von ihrer an- fänglichenAussageabgerückt:Sieäußertsichzwarnichtmehrexplizitdazu,wie 48 Vgl.Koerfer1979. KatharinaEvelinPerschak122 Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
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Über Bücher reden Literaturrezeption in Lesegemeinschaften
Title
Über Bücher reden
Subtitle
Literaturrezeption in Lesegemeinschaften
Author
Doris Moser
Editor
Claudia Dürr
Publisher
V&R unipress
Date
2021
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-7370-1323-9
Size
15.5 x 23.2 cm
Pages
262
Category
Lehrbücher
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