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Über Bücher reden - Literaturrezeption in Lesegemeinschaften
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© 2021 V&R unipress, Brill Deutschland GmbH ISBN Print: 9783847113232 – ISBN E-Lib: 9783737013239 Freude,daszu lesen[….] Ich findeandemGanzennichtPoetischesundnichts Schönes.Also jetzt an ihrer Sprache.Die gefälltmir einfachnicht.“ (G3/D2/B1, Z. 1804–1807)DerEinwandwirdzumEinfallstor füreineweitereNuance inder Diskussion. Sowird zunächstMüllers Sprach-undErzählstil als einungeküns- telter und keinesfalls selbstgefälliger gegenüber jenemKegeles hervorgehoben: „dasistdas,wodieKegelevielleichthinMAG“(G3/D2/B2,Z.1867)–„Nieumdes Sprachspielenswillen.“ (G3/D2/B2, Z. 1914) Inweiterer Folge erhebt sich aber ebenso Kritik, die Müller in die Nähe von Kegele rückt: Auch bei Müller sei Selbstbespiegelungzuerkennen.„Habt ihralle schonmitbekommen,wieschön ich das kann?“ (G3/D2/B5, Z. 2006) Während in den negativen Rezensionen Müllers Sprachkunst als kraftlose Schönheit und als peinlich-schwächelnder AbklatschechtenErlebenswahrgenommenwird(s.o.),stelltdieLesegruppeden Vorwurfderkünstlerisch-narzisstischenSelbsterhebung indenRaum.Darüber hinauswirdüberdiePlausibilitätdesSozialverhaltensderFigurendiskutiert,die imLagerumsÜberlebenkämpfenundmöglicherweise zupositiv gestaltet sind: „obdiewirklichalle sonettwaren?“–„SolcheSituationen.Die tun janichtdas BESTE im Menschen hervorholen, sondern das Schlechteste.“ (G3/D2/B5, Z. 2225; B1, Z. 2269) Man einigt sich darauf, dass die Figurenzeichnung der Realität entspricht, da das Lager kein KZ gewesen sei und auch in einemKZ kleineFreiheitenerlebbargewesenwären.(vgl.B5,Z.2285;B4,Z.2293).Darüber hinauswerdendieFigurenfür ihrenMut(vgl.B4,B2,Z.2456–2463;B4,Z.2511) undihreGelassenheit (vgl.B2,B5,Z.2537–2541) imUmgangmitdemExtremen bewundert. Von den zwei Schwestern in der Runde wird ein vergleichbares Beispiel aus der eigenen Familie herangezogen: „das erinnertmich an unsren Vater.[…]dieses(nachahmend) ‚Ja,dawirdschonwassein,dafindenwirschon wasdran‘.“ (B4,Z. 2552–2557) Resümee Bislang durchgeführte Studien, sowurde in der Einleitung dieses Beitrags aus einemForschungsüberblickzitiert,kommenzudemErgebnis,dasssichface-to- face Lesegruppen „nicht selten auch bewusst von akademischenZugängen zur Literatur ab[grenzen]“unddass sicheineLesegruppe „weniger anästhetischen Kriterien als vielmehr andenpersönlichenErfahrungenderTeilnehmer orien- tiert“.63DieseskizzenhaftgezeichneteGegenüberstellungderBegriffeverrätnur wenigüberdiedamitverbundenenDefinitionenundKonzepte,primärauffällig ist die theoretisch-diskursive Trennung, die die Verwendung der Kategorien impliziert. Offenbar ist ein „ästhetisches Kriterium“ etwas anderes als eine 63 Knipp2017, S. 178. LiterarischeWertungen imVergleich 163 Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
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Über Bücher reden Literaturrezeption in Lesegemeinschaften
Title
Über Bücher reden
Subtitle
Literaturrezeption in Lesegemeinschaften
Author
Doris Moser
Editor
Claudia Dürr
Publisher
V&R unipress
Date
2021
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-7370-1323-9
Size
15.5 x 23.2 cm
Pages
262
Category
Lehrbücher
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