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Über Bücher reden - Literaturrezeption in Lesegemeinschaften
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© 2021 V&R unipress, Brill Deutschland GmbH ISBN Print: 9783847113232 – ISBN E-Lib: 9783737013239 „persönliche Erfahrung“, die sichwiederumvom „akademischen Zugang“un- terscheidet. Ist das stichhaltig inHinblick auf ein Fazit, das sich aus den vor- ausgegangenenAusführungenziehenlässt?UndwasbedeutetdasmitBezugauf einenVergleichvonliterarischenWertungeninFace-to-FaceLeserundenundim Feuilleton? Inder Summeund imGrundton ihrer Bewertungen, nämlich positiv versus negativ, sind sich Lesegruppen und Feuilleton in drei von sechs Fällen einig, womitsichzumindestindiesemPunktnichtentscheidenlässt,obsichdiebeiden Seiten grundsätzlich widersprechen oder -spiegeln. Ähnlich wohlwollende bis euphorisch gut gestimmte Kritiken aufgrund von ähnlichen Wertmaßstäben erhalten JohnWilliams’ Stoner und Herta Müllers Atemschaukel.Aus unter- schiedlichen Gründen ambivalent ist sowohl in Leserunde als auch Literatur- kritikdieBewertungvonT.C.BoylesWenndasSchlachtenvorbeiist.ImKontrast zur Einschätzung im Feuilleton wird die Diskussion zu Nadine Kegeles Bei Schlechtwetter bleibenEidechsen zuHause in der Lesegruppe einVerriss, auch UrsWidmersDasBuchdesVatersundZsuzsaBánksDiehellenTageüberzeugen dieLesegruppeweniger alsdieLiteraturkritik. WirddasFeuilleton zuden ‚akademischen‘FormendesUmgangsmitBelle- tristik gezählt, so zeigt sich dessen akademischer Stil nicht immer als Nüch- ternheit imUrteiloderalsTransparenz indenKriterienderBewertung.Ähnlich den Lesegruppen wird überschwänglich gelobt oder genörgelt, mitunter auch ohneErläuterungvonkonkretenTextstellenundSprach-undErzählstrukturen wie in Rezensionen zu denRomanenHertaMüllers undT. C. Boyles. Freilich werden im Feuilleton formal-ästhetische Besonderheiten weitaus eher in den BlickgenommenalsindenLeserunden,z.B.beiWidmerundBánk,undineiner fürdieZunft typischen,elaboriertenSpracheetikettiert,währendsiesich inden LesegruppenniederschlagenalsdieWidrigkeitenundFreudenderLektüre,über diemansichaustauscht. InLesegruppenfühltunddiskutiertmandahereher im basal-erlittenen (siehe besonders die Aufregungen rund um Nadine Kegeles Roman), imFeuilleton imtheoretisch-diskursivenSinn. InHinblick auf dieAspekte FunktionundGebrauchderLiteratur zeigt sich der größte Unterschied, und er lässt die oben zitierte Gegenüberstellung von „ästhetisches Kriterium“ versus „persönliche Erfahrung“ als durchaus rich- tungsweisend, aber auchmissverständlich erscheinen. Erhellend ist in diesem Zusammenhangv. a. dasBeispiel derLesegruppe2,die ausderSichtdesFeuil- letons (undwohl auchdesLiteraturunterrichts imFachDeutschoderder Lite- raturwissenschaft) das Ziel verfehlt, ein literarischesKunstwerk (s. dieDiskus- sion zuWidmer) in seinemAnspruch auf ästhetischeAutonomie (an)zuerken- nen. ImBlickwinkel derGruppe ist es freilichderAutor selbst, dermit seinem RomandenvonderGruppehochgehaltenenWertverfehlt,inBeziehunggehenzu können. Dabei wird das Buch nicht aufgrund ‚persönlicher‘ oder ‚subjektiver‘ RenateGiacomuzzi /GerdaE.Moser /VeronikaSchuchter164 Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
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Über Bücher reden Literaturrezeption in Lesegemeinschaften
Title
Über Bücher reden
Subtitle
Literaturrezeption in Lesegemeinschaften
Author
Doris Moser
Editor
Claudia Dürr
Publisher
V&R unipress
Date
2021
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-7370-1323-9
Size
15.5 x 23.2 cm
Pages
262
Category
Lehrbücher
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