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1 DIE UMSETZUNG DER THUN-HOHENSTEIN’SCHEN
REFORMEN32
Universitäten direkt dem neu geschaffenen Unterrichtsministerium unter-
stellt und dieses war somit die zentrale Anlaufstelle für alle Anliegen der
Universität. Das Archiv des Unterrichtsministeriums im AVA stellt damit
einen wichtigen Quellenkorpus dar. Die Bestände des Ministeriums im All-
gemeinen Verwaltungsarchiv, Abteilung Ministerium Cultus und Unterricht
(MCU) gliedern sich grob in zwei Gruppen. Zunächst sind dies die Akten des
Präsidiums: Diese sind chronologisch geordnet und umfassen das gesamte
Themenspektrum der Agenden des Ministeriums für Kultus und Unterricht.
Daneben gibt es mit der Allgemeinen Reihe eine thematisch geordnete Ab-
teilung, die einerseits über das zeitgenössische Protokollbuch, andererseits
über einen modernen Findbehelf zugänglich ist. Die Faszikel 1047–1183
umfassen dabei Quellen zur Universität Innsbruck. Von besonderem Inter-
esse innerhalb der Allgemeinen Reihe sind die Personalakten der Lehrenden
sowie Archivalien zur Einrichtung und der Situation von Lehrstühlen und
Instituten/Seminaren. Die Bestände des Staatsarchivs ermöglichen es auch,
Lücken in der Überlieferung des Universitätsarchivs zu schließen. Dies gilt
außerdem im Hinblick auf die Korrespondenz des Ministers, zumal vielfach
Konzepte für Antwortschreiben auf Briefe, die sich im Nachlass von Thun
überliefert haben, in den Beständen des AVA zu finden sind. Umgekehrt fin-
det sich mancher Brief, den man eigentlich im privaten Nachlass vermuten
würde, ebenfalls in den Beständen des MCU im Staatsarchiv. Die Arbeit mit
den Beständen des AVA ermöglicht außerdem Einblicke in die Arbeitsweise
und das Amtsverständnis Thuns und verwischt gleichzeitig auch die Trenn-
linie zwischen dessen privatem Nachlass und den amtlichen Papieren.73
Die Kommunikation zwischen der Universität und dem Ministerium er-
folgte über die Zentralbehörden der Tiroler Landesverwaltung, das Jüngere
Gubernium bis 1850 und seither über die Statthalterei von Tirol und Vo-
rarlberg. Ihren Niederschlag fand diese Kommunikation in den Akten des
Guberniums bzw. jenen der Statthalterei/Abteilung Studien sowie in den
Präsidialakten, die im Tiroler Landesarchiv (TLA) aufbewahrt werden. Die
Archivalien aus dem Landesarchiv bieten nicht nur eine weitere Parallel-
überlieferung, sie gewähren auch interessante Einblicke in die Universitäts-
politik auf Landesebene. Die Arbeit mit den Quellen sowohl der Universität
als auch des Ministeriums und der Tiroler Zentralbehörde liefert wertvolle
Erkenntnisse zum Beziehungsgeflecht dieser drei Akteure. Das Gubernium
bzw. die Statthalterei wurde durch die Einrichtung des Unterrichtsminis-
teriums 1848 gewissermaßen entmachtet, zumal die Universitäten nun di-
rekt dem Ministerium unterstellt wurden. Gleichzeitig blieb das Land für
73 Ausführlich dazu auch in der Einleitung der Korrespondenz von Leo Thun. Erscheint vor-
aussichtlich 2019.
Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
Aufbruch in eine neue Zeit
- Title
- Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
- Subtitle
- Aufbruch in eine neue Zeit
- Author
- Christof Aichner
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Date
- 2018
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20847-1
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 512
- Keywords
- University of Innsbruck, University Reforms, Thun-Hohenstein, Leo, Universität Innsbruck, Reform, Universitätspolitik, Thun-Hohenstein
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen