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1 DIE UMSETZUNG DER THUN-HOHENSTEIN’SCHEN
REFORMEN36
aufbauend verfasste der Jurist Alfred Wretschko (1869–1941) anlässlich
des in Innsbruck zusammenkommenden Deutschen Juristentags 1904 ein
Bändchen zur Geschichte der juridischen Fakultät.88 Obschon im Vergleich
zu Probst keine neuen Erkenntnisse zu finden sind, so zeigt sich doch ein
grundsätzlicher Stimmungswandel an der Universität. Während Probst als
treuer Josephiner noch vor dem Verlust der österreichischen Bildungstradi-
tion warnte, verkündete Wretschko feierlich:
Seinem [Thuns, C.A.] Walten [...] verdanken wir es, daß wir österreichische
Forscher trotz der bestehenden staatlichen Grenzscheide uns mit den Fach-
genossen im deutschen Reiche als wissenschaftliche Arbeiter eins fühlen, daß
wir mit ihnen ein gemeinsames Ziel vor Augen haben dürfen, in gemeinsamer
Arbeit einzutreten für das Erblühen und die Macht der deutschen Wissen-
schaft.89
Wretschko hatte außerdem die Ordnung und Inventarisierung des Universi-
tätsarchivs angestoßen und sogar Sondermittel aus dem Ministerium hierzu
akquiriert, was aber letztlich ohne bleibenden Erfolg geblieben war.90
Nach Probst dauerte es fast ein Jahrhundert, bis wieder ein verstärktes
Interesse an der Geschichte der Leopold-Franzens-Universität (LFU) ein-
setzte, das aber bis heute andauert und eine Reihe von Veröffentlichungen
zur Folge hatte. Impuls für das neu erwachte Interesse war die tatsächliche
Ordnung des Archivs der Universität unter Franz Huter91 (1899–1997) seit
Beginn der 1950er-Jahre, die erst eine eingehende und quellenbasierte For-
schung zur Geschichte der Universität erlaubte.92 Huter selbst hat in der
Folge auch einige Arbeiten zur Geschichte der Universität vorgelegt, dar-
unter eine Geschichte der medizinischen Fakultät93, oder – für die aktuelle
Arbeit von Interesse – einen Aufsatz zur befürchteten Auflösung der Inns-
88 Alfred wretscHko, Die Geschichte der juristischen Fakultät an der Universität Innsbruck
1671–1904, Innsbruck 1904.
89 wretscHko, Die Geschichte der juristischen Fakultät an der Universität Innsbruck 1671–
1904, S. 40.
90 Siehe dazu bei oBerkofLer, Geschichte und Bestände des Universitätsarchivs Innsbruck,
S. 22–25.
91 Zu Franz Huter siehe Gerhard oBerkofLer, Franz Huter (1899–1997). Soldat und Histori-
ker Tirols, Innsbruck, Wien 1999; Michael wedekind, Franz Huter (1899–1997). „Verfügen
sie über mich, wann immer sie im Kampfe um die Heimat im Gedränge sind“, in: Karel
Hruza (Hg.), Österreichische Historiker. Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Wien,
Köln, Weimar 2012, S. 591–614.
92 Vgl. zur Geschichte des Universitätsarchivs bei oBerkofLer, Geschichte und Bestände des
Universitätsarchivs Innsbruck, S. 7–26.
93 Huter, Hundert Jahre Medizinische Fakultät Innsbruck 1869 bis 1969.
Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
Aufbruch in eine neue Zeit
- Title
- Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
- Subtitle
- Aufbruch in eine neue Zeit
- Author
- Christof Aichner
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Date
- 2018
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20847-1
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 512
- Keywords
- University of Innsbruck, University Reforms, Thun-Hohenstein, Leo, Universität Innsbruck, Reform, Universitätspolitik, Thun-Hohenstein
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen