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1.3. DIE THUN’SCHEN REFORMEN IN DER FORSCHUNG 71
Zeitschnittes und der Konzeption der Bände als Übersichtswerke, gerade
was die praktische Implementation der Reform betrifft, wenig Konkretes.
Neben dem vierbändigen Werk285 zur Geschichte der Universität im langen
zwanzigsten Jahrhundert, das auch die Reformära Thuns einschließt, seien
auch die beiden Bände erwähnt, die sich den Stätten des Wissens286 und der
Geschichte des neuen Hauptgebäudes287 der Universität Wien am Ring wid-
men. Dieses wurde in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts errichtet,
aber bereits in der Ära Thuns gab es erste Pläne und Vorarbeiten dazu.288
Zuletzt sei noch auf die Dissertation von Jan Surman289 hingewiesen, die
aus dem Initiativkolleg Die Naturwissenschaften im historischen Kontext
der Universität Wien hervorgegangen ist. Surman untersucht – ausgehend
vom Ansatz des spatial turn und diesen auf die Wissenschaftsgeschichte
übertragend – die Konstruktion einer wissenschaftlichen Landschaft der
Habsburgermonarchie und die Aus- und Wechselwirkungen derselben auf
die Etablierung von kultureller (kulturellen) und nationaler (nationalen)
Identität(en) innerhalb derselben. Dabei sieht er gerade in der Revolution
von 1848 und der darauffolgenden Wissenschaftspolitik von Leo Thun die
entscheidende Scheidelinie, ab welcher Wissenschaft in Österreich sowohl
als universelles Projekt für die Etablierung einer gesamtstaatlichen Einheit
als auch ein Mittel zur nationalen Selbstbewusstmachung der einzelnen Na-
tionen betrieben werden konnte. Wissenschaft wurde damit zu einem (wei-
teren) konfliktbeladenen Feld der Habsburgermonarchie. Da Surman neben
zahlreichen Quellen auch umfassend die Literatur zu den Universitäten in
Krakau, Lemberg, Prag und Czernowitz aufgearbeitet hat, bietet die Arbeit
zudem einen guten Zugang zur Geschichte dieser Universitäten und über-
brückt damit auch die vielfach bestehenden sprachlichen Hindernisse in der
Auseinandersetzung mit diesen vormals österreichischen Universitäten und
der Historiografie zu denselben.
285 Friedrich stadLer (Hg.), 650 Jahr Universität Wien. Aufbruch ins neue Jahrhundert, 4
Bände, Göttingen 2015.
286 Julia rüdiger/Dieter scHweizer (Hgg.), Stätten des Wissens: Die Universität Wien entlang
ihrer Bauten 1365–2015, Wien, Köln, Weimar 2015.
287 rüdiger, Die monumentale Universität.
288 Ebenda, S. 28–35. Als Ergänzung dazu siehe auch einen Brief der damals betrauten Pro-
jektleiter Eduard van der Nüll, August Sicard von Sicardsburg und Heinrich Ferstel an
Leo Thun, Wien, April 1856, Nachlass Leo Thun, A3 XXI D171, Staatliches Gebietsarchiv
Leitmeritz, Zweigstelle Tetschen-Bodenbach.
289 surman, Habsburg Universities 1848–1918. Vgl. auch asH et al., The Nationalization of
Scientific Knowledge in Nineteenth-Century Central Europe.
Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
Aufbruch in eine neue Zeit
- Title
- Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
- Subtitle
- Aufbruch in eine neue Zeit
- Author
- Christof Aichner
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Date
- 2018
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20847-1
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 512
- Keywords
- University of Innsbruck, University Reforms, Thun-Hohenstein, Leo, Universität Innsbruck, Reform, Universitätspolitik, Thun-Hohenstein
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen