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2.4. DIE AUSARBEITUNG DER REFORMEN 89
vorbildende Funktion übernehmen sollten. Der Bereich der Volksschulen,
das kann an dieser Stelle bereits vorweggenommen werden, sollte während
der Revolutionsphase und auch während der Amtszeit von Thun nur gering-
fügige Neuerungen erfahren.79 Exner hatte an gleicher Stelle noch einmal
die deutschen Universitäten und Gymnasien zum Vorbild für die Reform er-
klärt, allerdings mit der Einschränkung, dass man nicht blind dem Vorbild
folgen wolle und das österreichische Bildungswesen nicht zu „einer völlig
getreuen Copie des auswärtigen Deutschen“80 umbauen werde. „Die Grund-
und Hauptmauern“ sollten nach dem Vorbild der deutschen Universitäten
errichtet werden, „was den inneren Ausbau betrifft [...] das müssen wir uns
selbst vollbringen, so wie unser Bedürfniß es erheischt und die Zeit es ge-
statten wird.“81
Bereits im Juli 1848 legte Exner dann einen „Entwurf der Grundzüge des
öffentlichen Unterrichtswesens in Oesterreich vor“82, der zur Grundlage der
definitiven gesetzlichen Ausarbeitung der Reform wurde und weitgehend
auf seinen Vorarbeiten im Vormärz aufbaute. Allerdings ermöglichte die Re-
volution in einigen Punkten einen deutlich radikaleren Schnitt zum alten
System, als es etwa eine sanfte Reform innerhalb des Systems während des
Vormärzes ermöglicht hätte. Dies zeigt sich besonders bei der Reform der
philosophischen Studien, denn während Exners Plan aus dem Jahre 1846
am Zweck der Fakultät, eine allgemeinbildende Vorstufe für die Fachstudien
zu sein83, festhielt, ging man 1848 einen anderen Weg. Zwar hatte Exner
noch im April von einer „Unterstützung für gewisse Fachstudien“84 gespro-
chen, allerdings sollte die Fakultät die „Pflege der allgemeinen Wissenschaf-
79 Vgl. dazu engeLBrecHt, Geschichte des österreichischen Bildungswesens, Bd. 4, S.
107–111; Wolfgang Brezinka, Pädagogik in Österreich. Die Geschichte des Fachs an den
Universitäten vom 18. Jahrhundert bis zum Ende des 20. Jahrhunderts, Bd. 1 (= Einlei-
tung: Schulwesen, Universitäten und Pädagogik im Habsburger-Reich und in der Repub-
lik. Pädagogik an der Universität Wien), Wien 2000, S. 70–71.
80 eXner, Die Reformen des öffentlichen Unterrichts in Österreich, S. 231.
81 eXner, Die Reformen des öffentlichen Unterrichts in Österreich, S. 231–232.
82 Franz eXner, Bericht über die Tätigkeit des Ministeriums Sommaruga, in: Wiener Zeitung
197–200 (18.07.–21.07.1848); abgedruckt bei Meister, Entwicklung und Reformen des ös-
terreichischen Studienwesens, Dokumente.
83 Vgl. dazu den §2 im Entwurf einer Einrichtung des philosophischen Studiums an den in-
ländischen Lehranstalten, 03.09.1846, abgedruckt bei meister, Entwicklung und Reformen
des österreichischen Studienwesens. Dokumente, S. 5. „Der Zweck der philosophischen Fa-
kultät ist ein dreifacher: 1.) Allgemeine Bildung im Unterschiede von besondere Fachbil-
dung. 2.) Spezielle Vorbereitung zu den theologischen, juridisch-politischen und medizini-
schen Fachstudien. 3.) Pflege der allgemeinen Wissenschaften um ihrer selbst willen und
somit in ihrer ganzen Breite und Tiefe.“
84 eXner, Die Reformen des öffentlichen Unterrichts in Österreich, S. 234.
Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
Aufbruch in eine neue Zeit
- Title
- Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
- Subtitle
- Aufbruch in eine neue Zeit
- Author
- Christof Aichner
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Date
- 2018
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20847-1
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 512
- Keywords
- University of Innsbruck, University Reforms, Thun-Hohenstein, Leo, Universität Innsbruck, Reform, Universitätspolitik, Thun-Hohenstein
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen