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3 DIE REFORMEN AN DER UNIVERSITÄT INNSBRUCK
3.1. Die Revolution und die Universität
Innsbruck stand im Jahr 1848, wie es Hans Heiss und Thomas Götz im Ti-
tel ihres Buch zur Märzrevolution in Tirol prägnant benennen: „am Rande
der Revolution.“1 Bei den wenigen politischen Demonstrationen spielten
die Innsbrucker Studenten allerdings eine wichtige Rolle, freilich nicht zu
vergleichen mit jener der Wiener Studentenschaft.2 Denn während es in
Wien unter anderem die Studenten waren, die mit ihren Forderungen die
Märzproteste ausgelöst hatten und diese auch an den gewaltsamen Ausein-
andersetzungen beteiligt waren, beschränkte sich die Rolle der Innsbrucker
Studenten auf die Abhaltung patriotischer Demonstrationen.
Die Wiener Studenten hatten am 12. März eine Petition3 an den Kaiser
verfasst, in der sie Rede- und Pressefreiheit sowie eine Reform des Unter-
richtswesens und die Gewährung akademischer Freiheiten gefordert hatten.
Die beiden liberalen Professoren Anton Hye und Stephan Endlicher über-
brachten dem Kaiser noch am selben Tag die Petition. Tags darauf kam es
zu ersten Massenaufläufen und Tumulten, die schließlich in gewaltsamen
Auseinandersetzungen mit dem Militär endeten.4 Zwei Tage später machte
Kaiser Ferdinand erste Zugeständnisse und versprach die Ausarbeitung ei-
ner Verfassung und die Gewährung der Pressefreiheit, zudem billigte er die
Bildung einer Nationalgarde.5 Diese Nachricht traf spätestens am 17. März
in Innsbruck ein und wurde von den Studenten freudig gefeiert.6 Über die
Stimmung in der Studentenschaft erfahren wir etwas aus einem Brief von
1 Hans Heiss/Thomas götz, Am Rand der Revolution. Tirol 1848/49, Wien, Bozen 1998; vgl.
dort allgemein zu den Ereignissen in Innsbruck, S. 63–66. Zur Chronologie der Ereignisse
des Jahres 1848 in Innsbruck siehe bei Karl unterkircHer, Chronik von Innsbruck, Inns-
bruck 1897, S. 362–380.
2 Zuletzt maiseL, Alma mater auf den Barrikaden.
3 Der Text der Petition ist abgedruckt bei engeLBrecHt, Geschichte des österreichischen Bil-
dungswesens, Bd. 4, S. 515.
4 Zu den Märzereignissen und der Rolle der Studenten siehe maiseL, Alma mater auf den
Barrikaden, S. 17–25.
5 Vgl. die Kaiserliche Proklamation etwa in der Wiener Zeitung, Nr. 76, vom 16.03.1848.
6 Die Nachricht von der Pressefreiheit verbreitete sich offenbar als Erstes durch Privatbriefe
aus Wien und die Wiener Zeitung. Der offizielle Bothe für Tirol und Vorarlberg druckte
das Patent des Kaisers erst am Montag den 20. März 1848, Gouverneur Brandis hatte die
Verordnung am 18. März bekannt gemacht.
Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
Aufbruch in eine neue Zeit
- Title
- Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
- Subtitle
- Aufbruch in eine neue Zeit
- Author
- Christof Aichner
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Date
- 2018
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20847-1
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 512
- Keywords
- University of Innsbruck, University Reforms, Thun-Hohenstein, Leo, Universität Innsbruck, Reform, Universitätspolitik, Thun-Hohenstein
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen