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3.1. DIE REVOLUTION UND DIE UNIVERSITÄT 113
in seinen Aufzeichnungen und Briefen aus diesen Tagen.13 Obschon die De-
monstrationen der Studenten anfangs einigen Argwohn hervorgerufen hat-
ten, gab es schließlich doch lobende Worte für deren Disziplin.14 Ersteres ist
wenig verwunderlich, zumal den Studenten allgemein „ein gruppenspezifi-
scher Habitus der Devianz bzw. der Gewalt“15 anhaftete, der sie und ihre
Aktivitäten grundsätzlich verdächtig machte. Wenig überraschend ist es da-
her auch, dass sich hartnäckig das Gerücht hielt, einige Studenten hätten
nach den Feierlichkeiten im Löwenhaus in einer nächtlichen Aktion einige
Fenster des Jesuitenkollegs eingeworfen. Außerdem kam es am folgenden
Tag auch zu einigen Wortgefechten zwischen Studenten und Bauern, die den
Innsbrucker Wochenmarkt besuchten. Grund hierfür war ein Eindringen
von Studenten in das Gymnasium der Jesuiten während des Unterrichts.16
Inwieweit die Nachrichten vom Angriff der Studenten auf die Jesuiten
wahr sind, lässt sich schwer beurteilen, da es widersprüchliche Informa-
tionen dazu gibt.17 Alois Flir schrieb in einem Brief mehrere Jahre später,
er hätte die Studenten von einem Angriff auf die Jesuiten abhalten können
und nur eine „kleine Rotte von Wälschen“18 sei dennoch ohne sein Wissen in
das Schulhaus der Jesuiten eingebrochen. Und auch Jakob Probst schreibt,
dass den Jesuiten einige Fenster eingeworfen wurden, wenn auch „vielleicht
ohne Einwirkung von Akademikern.“19 Im Bothen für Tirol und Vorarlberg
erklärte der Präfekt des Jesuitenkollegs die Gerüchte indes
als grundlos, durch welche so vielfältig ausgestreut wurde, daß entweder er
oder Einer aus den Gymnasial-Professoren am letztverflossenen Sonnabend
im Gymnasial-Gebäude durch Worte oder durch Handlungen von einigen Her-
ren Akademikern der löblichen hiesigen k.k. Universität persönlich insultiert
worden sey.20
13 Diese Aufzeichnungen sind ediert bei Matthias egger, „Für Gott, Kaiser und Vaterland zu
Stehen und zu Fallen…“. Die Aufzeichnungen Joseph Hundeggers aus dem Revolutions-
jahr 1848 (= Erfahren – Erinnern – Bewahren 1), Innsbruck 2012, zu den Märzereignissen
besonders S. 108–119; siehe ebendort auch S. 45–49.
14 Vgl. im Bothen für Tirol und Vorarlberg, 23 (20.03.1848) S. 105.
15 Marian füsseL, Gelehrtenkultur als symbolische Praxis. Rang, Ritual und Konflikt an der
Universität der Frühen Neuzeit, Darmstadt 2006, S. 251.
16 Vgl. dazu Heiss et al., Am Rand der Revolution.
17 Vgl. dazu auch egger, „Für Gott, Kaiser und Vaterland zu Stehen und zu Fallen…“, S. 47.
18 fLir, Briefe aus Innsbruck, Frankfurt und Wien, S. 194.
19 ProBst, Geschichte der Universität Innsbruck seit ihrer Entstehung bis zum Jahre 1860, S.
342.
20 Bothe für Tirol und Vorarlberg, 24 (23.03.1848), S. 113.
Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
Aufbruch in eine neue Zeit
- Title
- Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
- Subtitle
- Aufbruch in eine neue Zeit
- Author
- Christof Aichner
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Date
- 2018
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20847-1
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 512
- Keywords
- University of Innsbruck, University Reforms, Thun-Hohenstein, Leo, Universität Innsbruck, Reform, Universitätspolitik, Thun-Hohenstein
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen