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3.1. DIE REVOLUTION UND DIE UNIVERSITÄT 115
weiterer Professor der Universität, Johann Kerer29, wurden außerdem als
Abgeordnete in die Frankfurter Nationalversammlung gewählt. Alois Flir
hatte zudem nach Verkündung der Märzverfassung in Zeitungsartikeln und
Broschüren die neuen Errungenschaften für eine breite Bevölkerungsschicht
erklärt und kommentiert.30
Von einer Protestbewegung kann man in Innsbruck also nicht sprechen,
vielmehr beschränkten sich die Studenten darauf, die Errungenschaften
der Wiener Studenten zu feiern und sich in patriotischen Kundgebungen
zu üben. In einer Adresse der Innsbrucker Studenten an die Wiener Kom-
militonen sprachen Erstere auch die Bewunderung über die Studenten der
Hauptstadt aus und versicherten, gemeinsam „für Recht und Freiheit zu
leben und zu sterben“31. Die sich äußernden deutschnationalen Gefühle
der Innsbrucker Studentenschaft waren eingebettet in eine treue Haltung
zum Hause Habsburg.32 Dies zeigt sich aus der Sicht von Oberkofler/Goller
auch darin, dass sich die akademische Legion an der Niederschlagung der
oberitalienischen nationalen Erhebungen beteiligte. Bei der Fahnenweihe
der 1. Studentenkompanie hielt der anwesende Erzherzog Johann33 eine
Rede, „in der es ihm gelang, die schwärmerischen Gefühle und Ideale der
studierenden Jugend vor den Karren der im Grunde rein habsburgischen
Interessen zu spannen.“34 Der Feldzug der akademischen Kompanie verlief
ohne größere Zusammenstöße und die Studenten kehrten Ende Juni 1848
wieder nach Innsbruck zurück und wurden dort als Helden gefeiert und
sogar vom in Innsbruck anwesenden Kaiser empfangen.35 Für die Okto-
berereignisse in Wien fand man in Innsbruck nur ablehnende Worte und
29 Johann Kerer (Bruneck 1808–1867 Obernberg, Tirol), ab 1847 Prof. für politische Wissen-
schaften, österr. politische Gesetzeskunde, europäische und österr. Statistik an der Univer-
sität Innsbruck.
30 Siehe Alois fLir, Was gibt und verspricht uns die kaiserliche Proklamation?, Innsbruck
1848. Vgl. auch Franz Anton OFM Lanznaster, Alois Flir. Eine biographisch-literarische
Studie, Innsbruck 1899, S. 104–107.
31 Gruß an die Studenten Wiens von den Studenten Innsbrucks, in: Bothe für Tirol und Vor-
arlberg, 27 (03.04.1848), S. 138.
32 Vgl. Giovanelli an seine Eltern (Abschrift in der Giovanellischen Familiengeschichte), Inns-
bruck 22.03.1848, Mircofilm 1231, Tiroler Landesarchiv; und die Tagebuchaufzeichnungen
von Hundegger bei Egger, „Für Gott, Kaiser und Vaterland zu Stehen und zu Fallen…“.
33 Erzherzog Johann (Florenz 1782–1859 Graz), Erzherzog von Österreich.
34 oBerkofLer et al., Geschichte der Universität Innsbruck (1669–1945). Die Rede Erzherzog
Johanns ist bei Matthias egger, Die I. Akademische Kompanie der k.k. Universität zu
Innsbruck. Ein Beitrag zur Geschichte der Tiroler Landesverteidigung im Jahre 1848, in:
Tiroler Heimat (2010), S. 181–207, FN 41 abgedruckt.
35 Zum Verlauf des Feldzuges und zur Rückkehr nach Innsbruck siehe egger, Die I. Akade-
mische Kompanie der k.k. Universität zu Innsbruck; egger, „Für Gott, Kaiser und Vater-
land zu Stehen und zu Fallen…“.
Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
Aufbruch in eine neue Zeit
- Title
- Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
- Subtitle
- Aufbruch in eine neue Zeit
- Author
- Christof Aichner
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Date
- 2018
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20847-1
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 512
- Keywords
- University of Innsbruck, University Reforms, Thun-Hohenstein, Leo, Universität Innsbruck, Reform, Universitätspolitik, Thun-Hohenstein
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen