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3.3. DIE VERVOLLSTÄNDIGUNG DER UNIVERSITÄT UND DAS GERÜCHT UM AUFLÖSUNG 133
Gubernium, die Universität und den Brixner Bischof geklärt werden.115 Das
Gubernium leitete daher die notwendigen Prüfungen in die Wege, wobei es
vor allem galt, zwei zentrale Fragen zu klären: Besitzt Innsbruck die nöti-
gen Voraussetzungen für die Errichtung einer medizinischen Fakultät – be-
sonders was die Situation der Krankenhäuser betraf? Und zweitens, ist der
Bischof von Brixen mit einer möglichen Übersiedlung seines Seminars nach
Innsbruck einverstanden?
Zur Klärung der ersten Frage entschied das Gubernium sich mit den Be-
hörden in Prag in Verbindung zu setzten, um dort Erfahrungen und Voraus-
setzungen für die Erhaltung einer medizinischen Fakultät nachzufragen.116
Außerdem bat man die Universität, das Kollegium des medizinisch-chirur-
gischen Studiums sowie den Stadtmagistrat um eine Stellungnahme. Dieses
Vorgehen, besonders das Einholen von Informationen in Prag, verzögerte die
Erstellung des Gutachtens bis zum Beginn des Jahres 1849.
In der Zwischenzeit hatte sich die Situation jedoch verkompliziert, da sich
in Innsbruck das Gerücht verbreitet hatte, die Regierung plane die Errichtung
einer neuen Universität für Ober- und Vorderösterreich. Genährt wurde die-
ses Gerücht durch einen Zeitungsartikel in der Salzburger Zeitung, in dem die
Chancen von Innsbruck und Salzburg als Standort einer solchen Universität
diskutiert wurden. Franz Huter, der die Episode untersucht hat, sah in dem
Gerücht vor allem einen „Versuchsballon“ 117, mit dem die Möglichkeiten einer
Neugründung der Salzburger Universität geprüft werden sollten. In Innsbruck
verursachte dieser Versuchsballon allerdings einigen Wirbel118, was zahlrei-
che Artikel in den Innsbrucker Zeitungen bezeugen.119 Der Innsbrucker David
115 4839/1297. Doblhoff an das Gubernium, Wien 07.08.1848, Gubernium, Studien, 17377 ad
18506/1848, Tiroler Landesarchiv.
116 Siehe 4839/1297. Doblhoff an das Gubernium, Wien 07.08.1848, Gubernium, Studien,
17377 ad 18506/1848, Tiroler Landesarchiv. Prag wurde wohl deshalb gewählt, weil es zu
diesem Zeitpunkt – abgesehen von Wien – dort die einzige vollständige Universität in Ös-
terreich gab und ein Vergleich mit Wien noch unrealistischer war als jener mit Prag, das
damals etwa zehnmal so viele Einwohner besaß wie Innsbruck.
117 Huter, Salzburg oder Innsbruck?, S. 35.
118 Dasselbe Gerücht hatte übrigens auch in Linz dazu geführt, dass man sich als Standort für
diese geplante Universität beworben hatte. Auch hier gab das Ministerium die Erstellung
eines Gutachtens in Auftrag, das jedoch auf Grund von fehlenden finanziellen Mitteln ne-
gativ ausfiel. Siehe dazu Josef Lenzenweger, Der Kampf um eine Hochschule für Linz (=
Schriftenreihe des Institutes für Landeskunde von Oberösterreich 15), Linz 1963.
119 Siehe Die Universität, eine Lebensfrage für Innsbruck, in: Innsbrucker Zeitung, 62
(17.09.1848), S. 271–272; Bothe für Tirol und Vorarlberg, 123 (18.09.1848), S. 572. In Letz-
terem wird die Angelegenheit als eine „finanzielle, wissenschaftliche, moralische und politi-
sche Lebensfrage für die Stadt Innsbruck“ bezeichnet. Ähnlich auch in: Ein Wort zur Inns-
brucker Universitätsfrage, in: Katholische Blätter aus Tirol, 50 (22.09.1848), S. 1153–1161.
Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
Aufbruch in eine neue Zeit
- Title
- Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
- Subtitle
- Aufbruch in eine neue Zeit
- Author
- Christof Aichner
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Date
- 2018
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20847-1
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 512
- Keywords
- University of Innsbruck, University Reforms, Thun-Hohenstein, Leo, Universität Innsbruck, Reform, Universitätspolitik, Thun-Hohenstein
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen