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4.1. MODERNISIERUNG UND PROBLEME 153
sociale Herkommen für einen homo literatus festgestellt hat“.10 Nicht zuletzt
fügten die Professoren ihren Klagen manches Mal auch die Sorge an, dass
durch das geringe Gehalt der Eifer gebremst werde, da ihre Leistungen of-
fenbar nicht geschätzt würden, bzw. durch das geringe Gehalt der Ankauf
von notwendigen Büchern nicht gewährleistet werden könne und daher
letztlich auch der Unterricht bzw. die Forschungen leiden würden.11
Letztendlich änderte sich an den Problemen in der Ära Thun jedoch we-
nig. Auch wenn der Minister im Jahr 1857 Julius Ficker Hoffnung darauf
machte, „in nicht gar ferner Zeit eine allgemeine Aufbesserung der wirklich
erbärmlichen Gehalte erwirken zu können, welche noch für die Professoren
in Inspruck und Gratz als Regel gelten“12, kam das angestrebte neue Ge-
haltsschema nicht zustande. Ein Grund hierfür lag auch darin, dass sich
die Monarchie während der gesamten 1850er-Jahre in einer permanenten
finanziellen Krisensituation befand.13 Thun konnte daher nur punktuell –
etwa durch Gehaltserhöhungen – für Verbesserungen sorgen, was er jedoch
grundsätzlich zu vermeiden suchte, weil er fürchtete, dies könne zu Neid
innerhalb der Kollegien führen.14
Eine gewisse qualitative Aufwertung der Universität Innsbruck erfolgte
durch die Bewilligung des neuen pharmazeutischen Studienplans, der ab
1854 auch zu einem Anstieg bei den Studentenzahlen führte. Die Akade-
misierung der pharmazeutischen Ausbildung wertete besonders die na-
turwissenschaftlichen Fächer an der philosophischen Fakultät auf. Die im
Jahr 1851 neu errichtete Lehrkanzel der Chemie (Prof. Heinrich Hlasiwetz)
erhielt damit einen bedeutenden Platz innerhalb der philosophischen Fa-
kultät, bildete die Chemie doch eines der wichtigsten Fächer innerhalb des
pharmazeutischen Studienplans.15 In diesem Sinne ergingen in den folgen-
10 Maassen an Thun, Innsbruck 12.01.1857, Nachlass Leo Thun-Hohenstein, A3 XXI D404,
Staatliches Gebietsarchiv Leitmeritz, Zweigstelle Tetschen-Bodenbach.
11 So auch in philosophische Fakultät an den Senat, Innsbruck 14.06.1854, Akten des Rekto-
rates 17, 425/R ex 1853/54, Universitätsarchiv Innsbruck.
12 Thun an Ficker, Lungern Kanton Unterwalden 15.08.1857, Nachlass Ficker, Institut für
Österreichische Geschichtsforschung.
13 Vgl. Josef wysocki, Die österreichische Finanzpolitik, in: Alois Brusatti (Hg.), Die Habs-
burgermonarchie 1848–1918. Die Wirtschaftliche Entwicklung, Wien 1973, S. 68–104;
besonders Harm-Hinrich Brandt, Der österreichische Neoabsolutismus. Staatsfinanzen
und Politik 1848–1860 (= Schriftenreihe der Historischen Kommission bei der Bayerischen
Akademie der Wissenschaften 15), Göttingen 1978.
14 Vgl. dazu Thun an Ficker, Lungern Kanton Unterwalden 15.08.1857, Nachlass Ficker, In-
stitut für Österreichische Geschichtsforschung.
15 Vgl. Peter goLLer, Die Matrikel der Universität Innsbruck. Verzeichnis der Pharmaziestu-
denten an der Universität Innsbruck (1854–1918), Innsbruck 1996, S. 2–3; Christa kLet-
ter, Pharmazie an der Universität Innsbruck, in: Peter Dilg (Hg.), Pharmazie in Innsbruck.
Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
Aufbruch in eine neue Zeit
- Title
- Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
- Subtitle
- Aufbruch in eine neue Zeit
- Author
- Christof Aichner
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Date
- 2018
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20847-1
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 512
- Keywords
- University of Innsbruck, University Reforms, Thun-Hohenstein, Leo, Universität Innsbruck, Reform, Universitätspolitik, Thun-Hohenstein
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen