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5 DIE PERSONALPOLITIK LEO THUNS AN DER UNIVERSITÄT INNSBRUCK
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senen Minister Karl Abel32 gestellt hatte.33 Daraufhin verlor er seine Profes-
sur in München.34 Im Jahr 1848 zog Phillips als Abgeordneter (Wahlkreis
Deggendorf in Niederbayern) in die Paulskirche35 ein. Dort blieb er frakti-
onslos. Nach dem Ende der Revolution und dem Thronwechsel in Bayern
blieb er weiterhin ohne Lehramt, eine Situation, die ihn zusehends belastete.
Schon 1847 hatte sich seine Frau Charlotte daher an den Bischof von Bres-
lau, Melchior Diepenbrock, gewandt und ihn gebeten, ihrem Mann bei der
Suche nach einer neuen Stellung behilflich zu sein.36 Dies blieb allerdings
zunächst ohne Erfolg. Die Universitätsreform und der Personalbedarf an
den Österreichischen Universitäten bedeutete für Phillips jedoch eine neue
Chance. Im Frühsommer 1849, also noch vor dem Amtsantritt von Leo Thun,
hatte das Gerücht, er würde nach Innsbruck berufen, die Runde gemacht37
– einen Ruf, den Phillips nur zu gern annehmen würde, wie er einer Freun-
din mitteilte.38 Phillips war damals vom bayerischen König nach Würzburg
versetzt worden, die dortige juridische Fakultät legte allerdings gegen die
Person Phillips und den Eingriff in das Berufungsrecht der Fakultät Protest
ein, sodass er sich wenig willkommen wähnte und den Posten gar nicht erst
angetreten hatte.39 Phillips wollte daher lieber einen Ruf nach Innsbruck an-
nehmen, da er lieber dorthin gehen wollte, „wo man mich mag, als dahin wo
man gegen mich protestiert.“40
Das Gerücht, dass Phillips nach Österreich berufen werde, besaß indes
einen wahren Kern, denn schon am 22. April 1849 hatte der Ministerrat in
32 Karl August von Abel (Wetzlar 1788–1859 München), bayerischer Beamter, ab 1840 Minis-
ter in diversen Funktionen, 1847 entlassen, Exponent des Ultramontanismus.
33 Vgl. dazu Thomas weidner (Hg.), Lola Montez oder eine Revolution in München, München
1999; Reinhold rauH, Montez, Lola. Die königliche Mätresse, München 1992.
34 Zur Biografie von Phillips vor allem bei Hans Lentze, George Phillips, der große Kanonist
des 19. Jahrhunderts, in: Viktor Flieder (Hg.), Festschrift Franz Loidl zum 65. Geburtstag,
Wien 1970, S. 160–166; mit Literaturhinweisen bei Franz kaLde, Phillips, George, in: Bio-
graphisch-Bibliographisches Kirchenlexikon, Herzberg 1994, Spalte 515–518.
35 Siehe dazu bei Götz Freiherr von PöLnitz, George P. Phillips. Ein großdeutscher Konser-
vativer in der Paulskirche, in: Historische Zeitschrift 155 (1937), S. 51–97; Heinrich Best/
Wilhelm weege (Hgg.), Biographisches Handbuch der Abgeordneten der Frankfurter Nati-
onalversammlung 1848/49, Düsseldorf 1998.
36 Vgl. den Brief von Charlotte Phillips bei Alfred Nowack (Hg.), Ungedruckte Briefe von und
an Kardinal Melchior von Diepenbrock. Nach dem im erzbischöflichen Diözesanarchiv zu
Breslau vorhandenen Material, Breslau 1931, S. 64–66.
37 Vgl. Bothe für Tirol und Vorarlberg, 134 (13.06.1849), S. 599.
38 Phillips an Unbekannt, München 30.06.1849, Ana 429, C, Phillips, Georg, Bayerische
Staatsbibliothek.
39 Siehe könig, Universitätsreform in Bayern in den Revolutionsjahren 1848/49, S. 147–149.
40 Phillips an Unbekannt, München 30.06.1849, Ana 429, C, Phillips, Georg, Bayerische
Staatsbibliothek.
Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
Aufbruch in eine neue Zeit
- Title
- Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
- Subtitle
- Aufbruch in eine neue Zeit
- Author
- Christof Aichner
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Date
- 2018
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20847-1
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 512
- Keywords
- University of Innsbruck, University Reforms, Thun-Hohenstein, Leo, Universität Innsbruck, Reform, Universitätspolitik, Thun-Hohenstein
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen