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5 DIE PERSONALPOLITIK LEO THUNS AN DER UNIVERSITÄT INNSBRUCK
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Zwar kommt der Autor auch nicht ganz ohne Kritik an Phillips aus, wenn er
erklärt, dieser denke sich die Tiroler Studenten allzu naiv und habe daher in
seiner Antrittsvorlesung allzu plakativ argumentiert. Dennoch kann diese
Kritik nicht über die Freude hinwegtäuschen, die über die Berufung des
Münchener Professors herrschte. Der Schreiber glaubt zudem, dass durch
die Berufung von Phillips der erste Schritt getan wurde, dass „Innsbruck die
katholische Universität kaτ′ exochν werde“76. Ein weiterer Schritt in diese
Richtung, so der Autor, wäre die im Raum stehende Berufung von Johann
Nepomuk Sepp.77
Zuletzt kolportiert auch dieser Artikel das Gerücht, die Innsbrucker Hoch-
schule werde durch die Übersiedelung des Brixner Seminars um eine theo-
logische Fakultät ergänzt. Obschon es dazu vorerst nicht kommen sollte,
wurde die Berufung von Phillips allgemein als Aufwertung der Universität
begriffen. Die Freude über seine Berufung hielt in Innsbruck indes nicht
lange an, denn schon für das folgende Wintersemester hatte er sich bei Thun
einen Urlaub für die Arbeit an seinem Monumentalwerk über Kirchenrecht
erbeten. Phillips kehrte daher nach München zurück, wo er diejenigen Bü-
cher vorfand, die in der Innsbrucker Universitätsbibliothek für seine For-
schungen fehlten. Aus diesem Grund erhielt die Bibliothek allerdings für
den Zeitraum von Phillips Urlaub dessen Gehalt, um davon notwendige Bü-
cher für das Fach der Rechtsgeschichte und des Kirchenrechts anzukaufen.78
Aus diesem Urlaub kehrte Phillips lediglich für die Dauer eines Semesters
nach Innsbruck zurück, denn Thun hatte Phillips eine Berufung an die Wie-
ner Universität angeboten. Phillips nahm dieses Angebot dankend an, da
eine Berufung „an die erste Universität des Reiches und die damit verbun-
dene Möglichkeit durch die dort vorhandenen literarischen Hülfsmittel mehr
als hier für die Wissenschaft leisten zu können“79, außerordentlich anzie-
hend auf den Innsbrucker Professor wirkten. Zudem lockte Phillips auch das
höhere Prestige der Wiener Universität. Thun wiederum wollte mit der Be-
rufung nach Wien das Fach der Rechtsgeschichte auch in Wien etablieren80
76 Ebenda.
77 Zu Sepp siehe bei Monika fink-Lang, „Dem Geiste nach verpflichtet“. Die Görres-Schü-
ler Johann Nepomuk Sepp und Michael Strodl, in: Helmut Flachenecker/Dietmar Grypa
(Hgg.), Schule, Universität und Bildung. Festschrift für Harald Dickerhof zum 65. Geburts-
tag, Regensburg 2007, S. 243–293, hier S. 250–257. Sepp war im Übrigen ebenfalls durch
die Affäre Montez stellungslos geworden und ein Freund von Phillips und Moy de Sons.
78 Vgl. Scherer an die Statthalterei, Innsbruck 30.09.1851, Statthalterei Studien 8740 ad
2500/1851, Tiroler Landesarchiv.
79 Phillips an Unbekannt [Ministerialrat], Innsbruck 07.03.1851, Autographensammlung,
Autogr. Phillips, Georg, Bayerische Staatsbibliothek.
80 Siehe auch Majestätsvortrag, Wien 20.02.1852, MCU Präs., 36 ex 1852, Österreichisches
Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
Aufbruch in eine neue Zeit
- Title
- Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
- Subtitle
- Aufbruch in eine neue Zeit
- Author
- Christof Aichner
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Date
- 2018
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20847-1
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 512
- Keywords
- University of Innsbruck, University Reforms, Thun-Hohenstein, Leo, Universität Innsbruck, Reform, Universitätspolitik, Thun-Hohenstein
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen