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5.3. DIE BERUFUNG VON KARL ERNST MOY DE SONS 195
dass seiner Ansicht nach der Beifall über die Ernennung im Allgemeinen
überwiegen und man in Moy einen Gewinn für die Universität erblicken
werde, „welche wahrlich der Auffrischung durch tüchtige Lehrkräfte sehr
bedarf.“127 Was Moys Tätigkeit als Redakteur der Tiroler Zeitung betraf, so
berichtete Bissingen, dass ihm Moy selbst versichert hatte, die Mitarbeit an
der Zeitung einzuschränken, um sich ungestört seiner Lehr- und Forschertä-
tigkeit an der Universität widmen zu können.128
Ausgestattet mit diesen Zusicherungen ließ Thun einen Majestätsvortrag
vorbereiten und unterbreitete dem Kaiser am 20. Juni 1851 den Vorschlag
zur Versetzung von Phillips nach Wien und der Berufung von Moy nach
Innsbruck. In seinem Antrag betont Thun vor allem die Wichtigkeit der Be-
rufung beider Kandidaten zur Stärkung der rechtshistorischen Studien in
Österreich. Um die absolute Notwendigkeit seines Antrages zu unterstüt-
zen, betonte Thun auch an dieser Stelle die wichtige Rolle, die er den rechts-
historischen Studien bei der Reform des gesamten Staatswesens zurechnete:
Je mehr schon seit Decennien die Rechts- und Staatswissenschaft in der The-
orie und Anwendung durch eine bodenlose doktrinäre Gestaltung geeignet ist,
selbst in wohlgesinnten Christen eine bedenkliche Verirrung der Anschau-
ungsweise rechtlicher und staatlicher Verhältnisse zu erzeugen und zu näh-
ren und einen leeren Formalismus auf Kosten des Rechtes und der Geschichte
das Uibergewicht über das Reale zu verschaffen, desto nothwendiger erscheint
es, dieser verfehlten und gefährlichen Richtung durch die Förderung ernster
geschichtlicher und insbesondere rechtshistorischer Forschung und Lehre
entgegenzuwirken.129
Thun vertrat die Ansicht, dass Phillips, als bedeutendster katholischer Pro-
fessor dieses Fachs, nun auch in Wien, an der bedeutendsten Universität des
Landes, den Boden für diese Studien in Österreich bereiten könne und Moy
an seiner Stelle den Weg in Innsbruck fortführen solle.
Moy eigne sich, wie Thun weiter ausführte, in besonderem Maße als
Nachfolger von Phillips, da dieser „eine vorzügliche Kapazität, von streng
katholischer Richtung, mit gründlichem und umfassendem Wissen“130 sei.
Als Nachweis von Moys wissenschaftlichen Fähigkeiten führte Thun meh-
rere monographische Werke an, zum Nachweis von dessen politischer Loya-
127 Ebenda.
128 Ebenda.
129 Majestätsvortrag, Wien 20.06.1851, MCU Allgemein, Fasz. 590, Sign. 4, Personalakt Phil-
lips, Österreichisches Staatsarchiv, Allgemeines Verwaltungsarchiv.
130 Ebenda.
Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
Aufbruch in eine neue Zeit
- Title
- Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
- Subtitle
- Aufbruch in eine neue Zeit
- Author
- Christof Aichner
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Date
- 2018
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20847-1
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 512
- Keywords
- University of Innsbruck, University Reforms, Thun-Hohenstein, Leo, Universität Innsbruck, Reform, Universitätspolitik, Thun-Hohenstein
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen